Massimo Meloni ist Trainer, Freund, Kochlehrer und manchmal auch Gott
Dieser Römer steckt hinter Noè Pontis Erfolgen

Massimo Meloni ist der Mann, der Noè Ponti zu einem Weltklassesportler geformt hat. Auch ausserhalb des Schwimmbeckens bringt er dem Tessiner wichtige Dinge bei.
Publiziert: 14:32 Uhr
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Aktualisiert: 16:09 Uhr
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Trainer Massimo Meloni und Schwimmer Noè Ponti. Zusammen eilen sie von Erfolg zu Erfolg.
Foto: keystone-sda.ch
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Patrick MäderAutor Blick Sport

Wenn Massimo Meloni am Schwimmbeckenrand auf- und abgeht und seine Schwimmer im Training motivieren will, dann kann das so klingen: «Heute ist Sonntag, der Tag Gottes. Und heute bin ich euer Gott. Also los!» Der 56-Jährige meint das nicht wörtlich, aber ein Trainer muss sich etwas einfallen lassen, vor allem, wenn einer seiner Schützlinge Noè Ponti heisst.

Massimo Meloni arbeitet seit sechseinhalb Jahren mit dem Tessiner zusammen. Sie haben schon eine unglaubliche Reise hinter sich und noch viele Etappen und Ziele vor sich.

Gemeinsam geweint und gejubelt

«Ich verbringe fast mehr Zeit mit Noè als seine Eltern», sagt Meloni. Gerade weilen beide zusammen in Singapur, wo der ganze Fokus zwar auf Ponti liegt, der sich zweimal zum Vizeweltmeister krönte. Aber ohne Meloni wäre der 24-Jährige nicht da, wo er jetzt ist: an der Weltspitze.

Zusammen haben sie über all die Jahre gemeinsam gejubelt, geweint, diskutiert, sich weiterentwickelt – stets standen sie ganz eng zusammen. «Ohne gegenseitiges Vertrauen würde das nicht gehen», sagt Meloni.

Als Ponti nach seinem sensationellen Bronzemedaillengewinn über 100 Meter Delfin an den Olympischen Spielen in Tokio 20-jährig das Tessin verliess, um sich in den USA in North Carolina weiterzuentwickeln und zu studieren, kehrte er bereits nach vier Wochen zurück – nahe an einem Burnout, vom Heimweh gezeichnet.

Das vertraute Umfeld, seine Familie, seine Freunde, sein Zuhause und nicht zuletzt Trainer Massimo Meloni fehlten ihm. Ein erneutes Abenteuer im Ausland steht nicht zur Diskussion. Ponti lässt gerade ein Stockwerk auf das Haus seiner Eltern bauen – zu Hause, wo er aufgewachsen ist, wo er sich wohlfühlt. Ganz in der Nähe wohnt auch Meloni. Beide haben es nicht weit zur Trainingsbasis in Tenero. 

Meloni war auch Schwimmer

Meloni ist am 8. Mai 1969 in Rom geboren, war früher selber aktiver Schwimmer beim Circolo Canottieri Aniene, wo er später auch als Trainer tätig wurde. Seine Familie wohnt zwischen Rom und der Toskana. «Meine Arbeit ist sehr anspruchsvoll und nimmt auch viele Wochenenden in Anspruch, daher ist es nicht einfach, Zeit zu finden, um sie zu besuchen. Ab und zu schaffe ich es, und dann geniessen wir die gemeinsame Zeit.»

Eine häufig gestellte Frage betrifft seine familiäre Verbindung zu Giorgia Meloni, Italiens Ministerpräsidentin. «Mein Vater sagte, dass wir entfernt verwandt seien, aber ehrlich gesagt, weiss ich das nicht genau. Einmal trafen wir uns am Flughafen in Barcelona, wir unterhielten uns und scherzten darüber. Aber wir gingen nicht weiter darauf ein.»

Trainer mit eigenen Methoden

2017 ist Massimo Meloni in die Schweiz gekommen. Er hat an einer öffentlichen Trainer-Ausschreibung teilgenommen und gewonnen. Der Anfang einer steilen Karriere. Heute ist er der Mann hinter Pontis Erfolgen – mit eigenen Methoden. «Ich bin keiner, der die Trainingseinheiten durchkomponiert und an die Tafel schreibt. Ich muss den Athleten erkennen, wie er sich an diesem Tag fühlt, was es jetzt braucht, und dann flexibel reagieren können.»

Das klingt nachsichtig, aber täuscht. Ohne Leiden, ohne Arbeit, ohne Disziplin, ohne Schmerzen, ohne Ehrgeiz gewinnt niemand in dieser Weltsportart eine Medaille bei Weltmeisterschaften oder bei Olympia, der grösstmöglichen Bühne für Schwimmer. Pontis Coach ist fordernd. «Im Training erwarte ich immer hundert Prozent Einsatz. Das kann manchmal sehr hart sein.»

Meloni ist nicht nur ein guter Trainer, er ist auch ein ausgezeichneter Koch. An Wettkämpfen oder in Trainingslagern wird die Küche mittags und abends oft zum Mittelpunkt. Inzwischen hat er mit seinen Künsten auch Ponti angesteckt. «Er kann eine ganz gute Carbonara zubereiten, darin ist er sehr gut geworden», sagt Meloni über seinen Schützling. «Aber meine eigentliche Mission war es, Noè klarzumachen, wie viel besser Pasta schmeckt, wenn sie al dente gekocht ist.»

Bereits Olympia 2028 im Fokus

Mit Pontis starken Auftritten in Singapur haben die beiden nun einen weiteren Schritt auf ihrem Weg gemacht. Eine WM-Medaille auf der Langbahn fehlte dem 24-Jährigen noch. Jetzt hat er gleich zwei davon. Was sind die nächsten grossen Ziele? Das Training ist seit Januar bereits auf Olympia 2028 in Los Angeles ausgerichtet. «Eine bestmögliche Medaille ist da das Ziel», verrät Meloni. In L. A. wird erstmals an Olympia auch die Disziplin 50 Meter Delfin geschwommen. Eine Chance mehr für Ponti.

In drei Jahren ist der Tessiner 27 Jahre alt. «Dann ist er im besten Schwimmalter.» Und Meloni blickt noch weiter voraus: «Ich bin sicher, dass Noè auch 2032 bei den Spielen in Brisbane noch am Start stehen wird.» Die gemeinsame Reise der beiden geht noch lange weiter.

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