Von «dumm» bis «selbstmörderisch»
Rad-Stars staunen über Pogacars WM-Husarenritt

Tadej Pogacar setzt mit seiner Solo-Fahrt den Schlusspunkt unter die Rad-WM in Zürich. Während seine Konkurrenten verblüfft zurückbleiben, erhält der Slowene von Ikone Eddy Merckx das ultimative Lob.
Publiziert: 30.09.2024 um 13:59 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2024 um 16:01 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Pogacar wird erstmals Strassenweltmeister
  • Pogacars Attacke 100 km vor dem Ziel überrascht alle
  • Nur drei Fahrer haben die Triple Crown geschafft
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Kein Verfolger in Sicht: Tadej Pogacar auf seiner Solo-Fahrt durch Zürich.
Foto: keystone-sda.ch
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Christian MüllerRedaktor Sport

Die Rad-WM in Zürich erlebt am Sonntag einen Husarenritt für die Ewigkeit: Tadej Pogacar (26) greift gut 100 km vor dem Ziel im Aufstieg nach Witikon an, lässt erst seine ärgsten Widersacher im Feld und später die Ausreissergruppe stehen und kürt sich erstmals zum Strassenweltmeister.

Mit seiner frühen Attacke überrascht der Slowene, der oft für seinen Renninstinkt gelobt wird, alle – auch sich selbst. «Das war kein Plan, eigentlich war das dumm. Wer sich sowas ausdenkt, der muss nicht ganz klar im Kopf sein», sagt Pogacar im Ziel. «Aber so läuft das manchmal im Rennen, dass man dumme Aktionen macht und die sogar aufgehen. Heute hat es geklappt, und es war ein unglaublicher Tag.»

Den Rest der Radsport-Welt lässt Pogacar staunend zurück. «Die Attacke von Tadej kam etwas unerwartet 100 km vor dem Ziel», sagt der Holländer Mathieu van der Poel (29), der als Weltmeister entthront wird und immerhin Bronze holt. «Ehrlich gesagt, dachte ich, dass es eine ziemlich dumme Attacke war, schon so früh und mit dem Team dahinter, das das Rennen kontrolliert hat. Aber er hat seine Stärke bewiesen.»

Ähnlich tönt es bei Remco Evenpoel (24), der mit seinen beiden Olympiasiegen und Gold im WM-Zeitfahren diese Saison ebenfalls Radsport-Geschichte geschrieben hat. «Normalerweise würde man denken, dass es ein Selbstmordmanöver war, und in einem bestimmten Moment sah es auch so aus, weil wir in der letzten Runde näher kamen, aber als wir bei 30 Sekunden oder so waren, fuhr er bergab und konnte so die Führung behaupten», resümiert der Belgier. Tatsächlich war Pogacar am Schluss komplett leer, wie er zugibt: «Ich habe schon über Kreuz gesehen.»

Ritterschlag von Merckx

Doch Pogacar kommt durch und schafft so die seltene «Triple Crown» aus Giro, Tour de France und Strassen-WM. Dies gelang vor ihm nur 1974 dem Belgier Eddy Merckx (79) und 1987 dem Iren Stephen Roche (64). Von Merckx, dem erfolgreichsten Radsportler der Geschichte, gibt es dafür den ultimativen Ritterschlag. «Es ist offensichtlich, dass Pogacar jetzt über mir steht. Seit heute gibt es keinen Zweifel mehr», sagt der «Kannibale» zur französischen Sportbibel «L'Équipe».

Dabei hätte Pogacar seinen Husarenritt fast verschlafen. «Wir mussten ziemlich früh aufstehen, und das liegt mir nicht so», erzählt er. «Ich hatte mir drei Wecker gestellt. Den ersten habe ich ausgemacht und einfach weitergeschlafen. Dann hat mich Urska (seine Verlobte Urska Zigar) zum Glück geweckt.»

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