Die Rad-WM in Zürich ist eröffnet. Was es zu sehen gab? Tausende, begeisterte Fans. Herrliche Bilder von der Strecke und dem Zürichsee. Sonne pur und gute Laune. Dazu zwei Schweizer Medaillen, eine im Para-Sport und eine bei den U23-Frauen. Was wir nicht gesehen haben? Einen jubelnden Stefan Küng. Und genau das schmerzt.
Dabei war das Motto vor dem Start: «Wenn nicht jetzt, wann dann?» Zurecht. Schliesslich wirkte Küng fit wie noch nie. Er hatte sogar zwei Kilo abgenommen – ideal, um auch über die Steigung vom Greifen- zum Zürichsee zu überstehen. Genau dort brach er aber letztlich ein. Das ist nur etwas: ernüchternd, enttäuschend gar.
Und dennoch: Küng ist kein Versager – bei weitem nicht. Seine Akribie, sein Wille und sein Ehrgeiz brachten ihn an die Weltspitze. Er muss sich für nichts entschuldigen. Aber Küng ist halt auch kein Ausnahmetalent wie Remco Evenepoel. Dass dieser müde ist, ihm die Kette vor dem Start wegspringt und sein Powermeter versagt? Egal – er holt auch so Gold.
Küng hat die wohl einmalige Chance verpasst, bei der Heim-WM Edelmetall zu gewinnen. Er hat die Zitrone im Training zu fest ausgepresst, seinem Körper kaum Ruhe gelassen. Ein Fehler. Küng wollte alles und hat nun nichts. Oder? Nein. Er definiert sich nicht mehr nur über die Rangierung – zum Glück. Und wer weiss: Vielleicht verhilft ihm diese Tatsache künftig doch noch zu einem grossen Titel.