Fabian Cancellara (35) ist ehrlich. Er sagt: «Es ist nicht immer einfach, mit einem Spitzensportler verheiratet zu sein. Du bist viel unterwegs. Weg von der Familie, kommst abends nicht heim. Und wenn ich daheim bin, bin ich oft nicht daheim.» Weil er viele Sachen erledigen, weil er trainieren müsse. «Und mit meinen Gedanken bei meinem Beruf bin.»
Stefanie Cancellara (41) ist die starke Frau hinter dem starken Rennfahrer. Sie ist aber kein Typ Frau, die gerne in der Öffentlichkeit steht. «Es reicht, dass Fabian im Mittelpunkt ist. Ich muss nicht überall als Frau Cancellara erkannt werden.» Sie kennen sich seit 1998, heirateten 2006 und sind stolze Eltern der beiden Mädchen Giuliana (9) und Elina (4).
Die 16 Jahre an der Seite des Radprofis haben Stefanie geprägt. «Mein Charakter hat sich verändert», ist sie überzeugt. «Ich bin stärker geworden. Wie oft musste ich Entscheide alleine fällen, weil Fabian an den Rennen war?»
Sie habe sich das Leben an der Seite eines Velofahrers einfacher vorgestellt. «Wenn ich ganz ehrlich bin – es ist oft sehr hart. Als ich Fabian damals kennenlernte, hat mir mein Vater gesagt: ‹Überleg es dir gut, was du da eingehst.›»
Ja, das Alleinsein sei für sie oft schwierig gewesen.
Wenn die Bernerin etwas erlebt habe, wenn sie traurig war oder etwas passiert sei, habe sie nie am Telefon gejammert. «Dafür bin ich zu stolz. Dann schweige ich halt und teile ihm nur wenig mit. Wenn er nach zwei, drei Wochen heimkommt, dann ist oft Gras über die Sache gewachsen.» Sie habe dann halt viel mit ihrem Freundeskreis besprochen.
Das wird sich in ein paar Monaten ändern. «Ja, nach seiner Radsport-Karriere müssen wir uns wieder neu finden, neu kennenlernen. Wir müssen 16 Jahre aufholen. Aber ich bin überzeugt, wir werden ein besseres Familienleben haben.»
Nach dem Karriereende soll ihr Mann dann das machen, was ihm Spass macht. «Er wird sicher nicht von morgens bis abends daheim sein. Das wäre für unsere Beziehung gar nicht gut, wenn er dauernd in der Wohnung sitzen würde.» Das hat sie schon in den letzten Jahren oft erlebt. «Was er alles macht und tut, ist oft ein Wahnsinn. Manchmal ist es zu viel. Erst ist er lange weg, dann ist er plötzlich lange um mich herum. Dann habe ich fast zu viel an Hilfe.»
Stefanie ist überzeugt, dass ihr Fabian seinen Weg auch nach der Velokarriere machen wird. «Ich spüre, wie er sich auf den neuen Lebensabschnitt freut.»
Doch der Wechsel werde sicher nicht einfach. Sie sagt: «Die ganze Familie wird ihn dabei unterstützen.» Sie haben keine Angst, aber Respekt vor der neuen Zeit. «Einfach wird sie nicht.»
Eines hat das Ehepaar schon abgemacht. «Unter der Woche werde ich in meinem Büro arbeiten – und nicht daheim», sagt Fabian. «Das Wochenende gehört ab 1. Januar dann der Familie».
Fabian wird auch bei der Erziehung mehr Verantwortung übernehmen. Und er muss versuchen, an seiner Schwäche zu arbeiten. Nämlich auch Dinge zu tun, die er nicht so mag. «Wenn er das hinauszögert, muss ich es ihm halt wieder einmal sagen», schmunzelt Stefanie Cancellara.