«Corona war unser Glück»
Mountainbike-Ass Keller hat ihre grosse Liebe gefunden

Sie ist Weltnummer eins, er ihr grösster Rückhalt. Mountainbikerin Alessandra Keller und ihr Partner Nicolas Fischer verbindet nicht nur die Liebe zum Bikesport. Wie ein Virus ihre Liebesgeschichte schrieb.
Publiziert: 03.06.2025 um 12:30 Uhr
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Aktualisiert: 03.06.2025 um 13:04 Uhr
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Seit fünf Jahren ein Paar: Alessandra Keller und Nicolas Fischer auf dem Niederbauen im Kanton Nidwalden.
Foto: Joseph Khakshouri
Yara Vettiger (Text), Joseph Khakshouri (Fotos)
Schweizer Illustrierte

Wo Alessandra Keller (29) ist, da ist auch Nicolas Fischer (29). Und umgekehrt. Es ist nicht nur der Sport, der sie verbindet. Es ist die Liebe zur Natur, es ist das grosse Verständnis für den jeweils anderen. Auf dem rund 1900 Meter hohen Niederbauen in Alessandra Kellers Heimatkanton Nidwalden ist das Paar für einmal ohne Bike, sondern in Wanderschuhen unterwegs. Zärtlich schaut sie ihren Schatz an und sagt: «Wir sind mehr als nur ein Pärchen. Wir sind beste Freunde.»

Seine Unterstützung brauchte Keller besonders im letzten Jahr: Im Oktober 2024 musste sie ihr gerissenes Kreuzband operieren. Nur sechs Monate später, im April dieses Jahres, stand die Bikerin im brasilianischen Araxá schon wieder auf dem Weltcuppodest. «Die Ärzte sagten mir, das sei ein exzeptioneller Verlauf. Die Chance, sich so schnell zu erholen, sei ‹one in a billion›. Wie ich das geschafft habe? Mit Disziplin, Willen, etwas Glück, einer super Physio – und durch den Rückhalt meiner Liebsten.» Alessandra Keller gehört zu den besten ihres Fachs. Sie ist zweifache Gesamtweltcup-Siegerin, Junioren- und U23-Weltmeisterin. Und Weltnummer eins im Cross-Country.

Mountainbikerin Alessadra Keller wills wissen: im September an der Heim-WM und an Olympia 2028.
Foto: keystone-sda.ch

Aktive Kindheit

Dass Keller einmal so eine Karriere hinlegt, ist nicht vorgezeichnet. Früh liebt sie verschiedenste Sportarten. Sie macht Leichtathletik, Langlauf, wandert viel oder macht Sport mit ihrer Familie. Kann in der Schule kaum still sitzen, braucht die Bewegung. Im Teenie-Alter schicken ihre Eltern sie zum Biken. Es ist Liebe auf den ersten Blick. «Die Geschwindigkeit, die Dynamik, die Natur – das Biken wurde schnell zu meiner grössten Leidenschaft», erzählt Keller. Eine Profikarriere war nicht von Anfang an ihr Traum – er wuchs langsam mit den Jahren.

Artikel aus der «Schweizer Illustrierten»

Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

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Sie befindet sich im Gymnasium, als sie mit 17 Jahren überraschend Juniorenweltmeisterin wird. «Dieser Sieg hat mein Sportlerleben verändert. Da wurde ein bisschen mein Schicksal besiegelt.» Der WM-Titel öffnet Keller viele Türen, sie wird in Förderprogramme aufgenommen. Sie lässt ihren Blick über ihren Heimatkanton schweifen. Dann sagt sie: «Es war auch für Nidwalden speziell. Ich wurde hier gross empfangen und gefeiert.» Ganz auf den Sport setzt Keller aber erst mit 20 Jahren, mitten im pharmazeutischen Wissenschaftsstudium an der ETH. Dieses bricht sie schliesslich ab, weil beides auf Topniveau nicht möglich ist. «Ich darf jeden Tag meine Leidenschaft ausüben. Das ist das grösste Privileg, das man haben kann.»

Auf den Niederbauen in ihrem Heimatkanton Nidwalden wanderte Keller früher oft mit ihrer Familie.
Foto: Joseph Khakshouri

Ein Leben fürs Biken

Nicolas Fischer küsst seine Freundin auf die Wange. Der Bikesport ist das Zentrum ihres Lebens. Während Keller in den Profisport «reingerutscht» ist, wie sie es nennt, träumte Fischer schon als Bub von der grossen Karriere. Angekommen in der Elite, muss er einsehen, dass das Talent nicht reicht. «Der Erfolg blieb aus. Ich war einfach nicht gut genug», erzählt der Solothurner. Verbittert ist er deswegen überhaupt nicht. Der gelernte Milchtechnologe bleibt dem Bikesport treu, macht eine Ausbildung zum Bikelehrer. Heute arbeitet er als Freelancer, begleitet Keller oft zu ihren Wettkämpfen und fungiert als Allrounder oder Berater. Und: «Durch Alessandra bin ich auf diese Weise nah an einer so tollen Karriere dran. Sie begleiten zu dürfen, erfüllt mich.»

Runter gehts mit dem Bähnchen: Zusammen wandern oder biken gehört zu ihren Lieblingsaktivitäten.
Foto: Joseph Khakshouri

Es war ebenfalls der Bikesport, der sie zusammenbrachte. Sie kannten sich schon länger, doch als 2020 wegen Corona alle Rennen abgesagt wurden, hatten die beiden plötzlich Zeit füreinander. Aus gemeinsamen Trainings wurden Dinner-Dates, aus Bekanntschaft wurde Liebe. «Corona war unser Glück», sagt Alessandra Keller. Im Januar kauften sie ein Haus. «Dieses Haus ist wegweisend für unsere Zukunft. Wir möchten unser Leben gemeinsam verbringen», sagt Fischer, während Keller ergänzt: «Wir lieben beide Kinder. Eine Familie nach meiner Karriere wäre schön.»

Noch liegt der Fokus auf dem Sport. Die Heim-WM in Crans-Montana steht bevor, und langfristig hat sie die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles im Blick. «In Paris wurde ich Siebte – ein olympisches Diplom ist toll. Aber als Sportlerin zählen nur die Medaillen. Und so eine will ich mir unbedingt in L. A. holen!» Bei der Talfahrt blödeln die beiden herum, necken und herzen sich. Fischer sagt: «Ich bin sehr stolz auf Alessandra. Immer. Egal, welche Platzierung sie erreicht – ich weiss ja, welch harte Arbeit dahintersteckt.» Es ist nicht immer der Erfolg allein, der zählt – in Nicolas hat Alessandra Keller ihren Mitfahrer fürs Leben gefunden.

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