Seit 1851 wird um den America’s Cup gesegelt, der prestigeträchtige Kampf auf dem Wasser ist der älteste Sportwettbewerb der Welt. Doch nun wird die 174-jährige Geschichte mehr oder weniger über Bord geworfen. Praktisch sämtliche Traditionen sind Geschichte, die Modernisierung der ganzen America’s-Cup-Organisation ist die grösste Revolution seit 1851.
Neben einer neuen 75-Millionen-Budgetobergrenze und technischen Einschränkungen beim Bau der sündhaft teuren Hightech-Boote ist die wichtigste Neuerung: Die ganze Macht über die Organisation hat nicht mehr wie früher der Titelverteidiger, sondern die neu gegründete America’s Cup Partnership (ACP).
Das ist eine Teamvereinigung, in der jedes teilnehmende Team eine Stimme bekommt. Diese ACP beginnt nun offiziell am 1. November mit der Arbeit im Hinblick auf den nächsten America’s Cup, der 2027 in Neapel stattfinden wird. Die ersten Vorregatten sollen schon 2026 gesegelt werden.
Erst zwei Teams haben das Protokoll unterzeichnet
Klingt alles wunderbar. Doch hinter den Kulissen ringen die Teams noch immer um irgendwelche Details bei der Reorganisation – effektiv unterzeichnet haben das neue Cup-Protokoll erst die Titelverteidiger aus Neuseeland und die britischen Herausforderer vom Athena-Team.
Nun fiebert die Segelszene gebannt dem Meldeschluss an diesem Freitag entgegen. Startet die neue Ära mit viel frischem Wind oder eher als laues Lüftchen? Zwar haben sich die Segel-Equipen Luna Rossa aus Italien, American Magic aus den USA und K-Challenge aus Frankreich in den letzten Wochen mit positiven Statements zu Wort gemeldet. Aber effektiv bekannt hat sich noch kein Team aus diesem Trio zum Beitritt. Und siehe da: Die Amerikaner gaben nun diese Woche bekannt, nicht zu starten.
Alinghi Red Bull schweigt als einziges bisheriges Team
Und dann ist da noch das grosse Versteckspiel von Alinghi Red Bull Racing. Die Schweizer zogen sich bekanntlich nach dem America’s Cup 2024 in Barcelona nach nur einer Teilnahme zurück – nicht ohne klarzumachen, dass eine Teilnahme 2027 unter gewissen Voraussetzungen doch möglich sei. Mittlerweile sind durch die Reorganisation des Cups mehr oder weniger alle Alinghi-Forderungen eingetroffen, der Weg zurück scheint geebnet.
Doch Alinghi Red Bull ist weiterhin auf Tauchstation. Im Gegensatz zu allen anderen bestehenden Teams äusserten sich die Genfer nie zur ACP. Auch diese Woche auf Blick-Anfrage nicht. Bleibt es also doch beim Schweizer Out?
Gut möglich, dass hinter den Kulissen weiter um Details gefeilscht wird. Gegen eine Zusatzgebühr kann Alinghi Red Bull Racing auch noch nach dem 31. Oktober der neuen Organisation beitreten. Und dann doch noch vor Neapel mitmischen.