Darum gehts
- GC-Coach Scheiblehner beklagt fehlende Energie
- Die Abwärtstendenz der Hoppers: 0,87 Punkte im Schnitt
- Das Publikum wendet sich von GC ab
Eisige Kälte, ein Spiel zum Vergessen, eine Kulisse, wie sie sonst nur im Tessin oder in der Challenge League üblich ist. Und ein vereinseigener Samichlaus, der seinen Ärger über das Team mit anderen frustrierten Fans teilt. Flüche, Enttäuschung, Trostlosigkeit. Die meisten Spieler ziehen sich schweigend in die Garderobe zurück.
Nur der Österreicher Maximilian Ullmann stellt sich den Fragen und überrascht: «Wir haben ein anderes Gesicht gezeigt in der zweiten Hälfte. Es war ein Spiel auf ein Tor.» Seine Wahrnehmung ist exklusiv und wird nur schon von der Statistik gnadenlos widerlegt: 1:1 Torschüsse.
Servette-Keeper Joël Mall bringt die Tatsachen besser auf den Punkt: «GC war heute nicht extrem stark, wir auch nicht. Die Performance reichte für drei Punkte.» Die Genfer Minimalisten haben eine Mannschaft formiert, die im Schnitt sieben Jahre mehr Erfahrung auf den Rasen bringt. Mehr Stabilität, mehr Klasse, mehr Ruhe, mehr Energie.
«Damit war nicht zu rechnen»
Dass GC neben all den bekannten Defiziten auch «ohne Frische, mental mit einer gewissen Leere» aufgetreten ist, dafür findet selbst Gerald Scheiblehner keine Erklärung: «Damit war so nicht zu rechnen. Wir brauchen Energie, um Spiele zu gewinnen in dieser Liga.»
Das 0:6-Debakel in Luzern, das angesichts der FCL-Krise mit Fortdauer mehr Fragen aufwirft, hat Scheiblehner relativ zügig und schlüssig wegmoderiert. Das torlose Derby war ebenso schnell kein Thema mehr. Nach der Nullnummer gegen ein keinesfalls überzeugendes Servette nimmt die Kreditwürdigkeit erstmals spürbar ab. Die Mini-Kulisse beschwerte sich lauthals.
Der Druck lastet bleischwer auf der verjüngten Mannschaft. Auch der rückgängige Publikumszuspruch ist im inneren GC-Zirkel ein Thema. Der allgemeine Hoppers-Tenor: «Heute fühlt es sich schlecht an.» Der im Sommer betonte Aufbruch stockt, das Projekt wirkt nicht überzeugend, in der Tabelle verliert der Rekordmeister den Anschluss.
Sutters Mini-Brötchen
«Es geht um einen Realitätscheck. Ich kenne die Zahlen der Liga. Wir werden uns mit unserem Budget unter den letzten drei Klubs bewegen. Wir backen kleinere Brötchen. Mich reizt, aus wenig viel zu machen.» Die Worte Alain Sutter liegen rund sechs Monate zurück. Der Sportchef hat die Lage richtig eingeschätzt und schon im Juni geahnt, wohin die Reise im sportlichen Bereich gehen könnte. Nur etwas hat sich bis kurz vor der Winterpause nicht bewahrheitet: GC macht aus wenig nicht viel, GC macht in der Liga keine Fortschritte. Der durchschnittliche Output ist auf 0,875 Punkte abgesackt.
Auf den Viertelfinal-Einzug im Cup sollten sich die GC-Beteiligten nicht allzu viel einbilden. Der bisherige Parcours ist überschaubar: Gegen den Fünftligisten Lachen, den Challenge-League-Letzten Bellinzona und das drittklassige Cham haben die Zürcher die Pflicht erfüllt – mehr nicht. Scheiblehner hat jüngst von einer leichten Aufwärtstendenz gesprochen, das Lob ist mit Vorsicht zu geniessen. In den letzten acht Liga-Runden resultierte ein einziger Sieg: das glückhafte 1:0 beim letztklassierten FC Winterthur.

