Nicht alles ist schlecht, aber …
Bittere Jahre für den italienischen Fussball

Italiens Fussball-Nationalmannschaft steckt in der Krise – zumindest teilweise. Trotz EM-Titel 2021 fehlen dem Team aktuell die Topstars und die jungen Talente. Das Problem liegt vor allem im Klubfussball.
Publiziert: 13:56 Uhr
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Aktualisiert: 14:48 Uhr
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Italien droht zum dritten Mal in Folge die WM zu verpassen.
Foto: Anadolu via Getty Images

Darum gehts

  • Italien könnte WM erneut verpassen, aber nicht alles ist so schlecht, wie’s aussieht
  • Nachwuchsförderung problematisch: Serie-A-Klubs setzen auf ausländische Spieler
  • Von 20 U19-EM-Siegern von 2023 spielen nur 4 in der Serie A
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Eine WM ohne Italien – für viele von uns unvorstellbar, für viele Kinder und Jugendliche allerdings nichts Neues. Wer heute nicht älter als elf ist, hat die Squadra Azzurra noch nie an einer Weltmeisterschaft gesehen. Und das könnte so bleiben.

Die direkte Qualifikation hat der vierfache Weltmeister wie schon 2018 und 2022 verpasst; damals schieden die Italiener in den anschliessenden Playoffs gegen Schweden respektive Nordmazedonien dann definitiv aus. Diese Gegner drohen den Italienern auch in den Playoffs am März, die am Donnerstag ausgelost werden. «Wir entschuldigen uns bei den Fans», sagte Trainer Gennaro Gattuso (47) nach der 1:4-Pleite gegen Norwegen.

Nicht alles ist so schlecht, wie es aussieht

Eine Fussballnation in der Krise? Ja, aber man muss fairerweise sagen: nur teilweise. Teilweise, weil eben doch nicht alles so schlecht ist, wie es aktuell scheint. Denn die verpassten Weltmeisterschaften müssen in Relation gesetzt werden. In der Quali für die WM 2018 hatte Italien das Pech, mit Spanien in die gleiche Gruppe gelost zu werden. 2022 verschoss Jorginho (33) sowohl im Hin- als auch im Rückspiel gegen die Schweiz je einen Elfmeter – hätte einer gesessen, hätte Italien der Schweiz den Gruppensieg weggeschnappt. Und nun haben die Italiener mit Norwegen und seinen Superstars Erling Haaland (25) und Martin Ödegaard (26) den bestmöglichen Gegner aus Lostopf 2 erwischt.

Und man muss beachten: Neben den beiden Niederlagen gegen die starken Skandinavier haben unsere südlichen Nachbarn alle Spiele (mehr oder weniger) souverän gewonnen. Einzig beim 5:4 gegen Israel hat das Gattuso-Team die Fans mehr zittern lassen, als ihnen lieb war. Und vor allem: 2021 wurde Italien Europameister.

Talente erhalten in Serie A kaum Chancen

Gleichwohl ist es nicht von der Hand zu weisen, dass es Probleme gibt. Zum einen fehlen solch ikonische Spieler, wie sie vor rund 15, 20 Jahren noch auf dem Platz standen: Andrea Pirlo (46), Francesco Totti (49), Paolo Maldini (57), Filippo Inzaghi (52), Fabio Cannavaro (52) und und und. Spieler von diesem Weltklasseformat stehen heute nicht zur Verfügung, wenn man von Welttorhüter Gianluigi Donnarumma (26) mal absieht. Alessandro Bastoni (26), Nicolò Barella (28) oder Federico Dimarco (28) sind zweifelsohne tolle Kicker, aber eben nicht die Unterschiedsspieler, die es womöglich bräuchte.

Und dann gibts da noch ein tieferliegendes Problem: die Nachwuchsförderung. Viele Serie-A-Klubs setzen auf ausländische Spieler, statt der eigenen Jugend eine Chance zu geben. Viele wählen daher früh den Sprung ins Ausland, um sich weiterzuentwickeln. Die Folge: Sie verschwinden für die italienische Nationalmannschaft vom Radar.

Dadurch werden viele Spieler erst dann aufgeboten, wenn sie schon etwas älter sind und von ihnen erwartet wird, dass sie sofort performen. Hätten junge Italiener in der Serie A die Möglichkeit, sich früh zu zeigen, könnten sie wohl auch schon frühzeitig Akzente in der Squadra Azzurra setzen – es ist ein Spiraleffekt.

Inter-Juwel als grosser Lichtblick

Ein Beispiel: 2023 wurde die U19 Italiens Europameister. Diese Spieler wären jetzt, zwei Jahre später, im idealen Alter, ihre Erfahrungen bei den Serie-A-Vereinen zu sammeln. Doch von den 20 Spielern, die damals im U19-EM-Final dabei waren, spielen heute nur gerade 4 auch bei einem Team in der höchsten italienischen Liga. Einer davon ist Cher Ndour (21), der bei AC Fiorentina bislang 16 Spiele absolviert hat. Auf ein Aufgebot für die A-Nationalmannschaft wartet er aber vergebens.

Ausnahmen gibts aber dennoch. Inter-Juwel Pio Esposito (20) ist der einzige aus dem damaligen U19-Team mit einem A-Nati-Aufgebot; in seinen ersten fünf Länderspielen hat er drei Tore erzielt. Ob er auch zum grossen Held in den Playoffs wird?

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WM-Quali Gruppe A
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Qualifiziert
Playoffs
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Qualifiziert
Playoffs
Gruppe C
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Qualifiziert
Playoffs
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Qualifiziert
Playoffs
Gruppe E
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Georgien
Georgien
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Qualifiziert
Playoffs
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Qualifiziert
Playoffs
Gruppe G
Mannschaft
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Qualifiziert
Playoffs
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Qualifiziert
Playoffs
Gruppe I
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Qualifiziert
Playoffs
Gruppe J
Mannschaft
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Qualifiziert
Playoffs
Gruppe K
Mannschaft
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Qualifiziert
Playoffs
Gruppe L
Mannschaft
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Qualifiziert
Playoffs
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