YB-CEO Wanja Greuel ist tief besorgt
«Schutzkonzepte für ein einziges Spiel - das ist Wahnsinn!»

YB und CEO Wanja Greuel (42) stehen immer noch unter dem 1000er-Schock vom ­Sonntag. Dennoch will der Schweizer Fussballmeister auf Dialog, statt auf die juristische ­Brechstange setzen.
Publiziert: 21.10.2020 um 09:31 Uhr
|
Aktualisiert: 28.10.2020 um 22:33 Uhr
YB-CEO Greuel kann den Regierungsentscheid nach wie vor nicht nachvollziehen.
Foto: keystone-sda.ch
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Alain Kunz

Wie waren die Reaktionen auf den gemeinsamen offenen Brief von YB und SCB an die Kantonsregierung?
Wanja Greuel: Fast nur positiv. Es wird gut aufgenommen, wenn man in einer offenen Demokratie seine Meinung klar äussert.

Mit zwei Tagen Abstand: Haben Sie mehr Verständnis für das ­Vorpreschen Ihrer Regierung?
Nein. Nach wie vor können wir das nicht nachvollziehen, dass Bern als einziger Kanton da ­vorprescht. Zudem wäre es gut gewesen, hätte man uns den Entscheid erklärt und uns ein bisschen Vorlaufzeit gegeben.

Es gab also keinen Austausch im Vorfeld des Entscheids?
Fünf Minuten vor der Veröffentlichung der Medienmitteilung versuchte der Kanton, mich zu erreichen.

Kennen Sie Regierungsrat Pierre Alain Schnegg persönlich, der nun das neue Feindbild aller Berner Sportfans ist?
Ich habe ihn kennengelernt, als wir dem Kanton unser Schutzkonzept vor zwei Monaten im Detail vorgestellt haben.

Welchen Eindruck hatten Sie?
Es war eine normale Sitzung. Aber wir wollen nun nicht auf den Mann spielen, sondern alles dafür tun, dass wir gemeinsam vernünftige Lösungen finden.

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Wie soll es nun weitergehen im Kanton Bern?
Wir müssen so schnell wie möglich in den Dialog treten mit den kantonalen Behörden und ihnen aufzeigen, dass man doch nicht alles gleichschalten kann. Wir haben ein Stadion mit einer Kapazität von über 30 000. Wir können die Sektoren problemlos abtrennen, sodass maximal 300 Leute in Kontakt kommen. Da kann man doch nicht von 20 000 auf 1000 runtergehen. Da hat es doch Platz für Zwischenschritte.

Man hört, dass diese Sektoren auf 100 verkleinert werden sollen.
Das haben wir auch munkeln gehört. Aber eben: Seit Sonntag und bis am Dienstagnachmittag haben wir alles aus den Medien erfahren, nichts direkt. Erst danach haben wir Post vom Regierungsstatthalteramt erhalten, mit dem Verbot zur Durchführung von Grossveranstaltungen.

Bis zum Entscheid vom Sonntag hätte YB am Donnerstag gegen die AS Roma vor 9500 Zuschauern spielen können. Nun dürfen nur 1000 Leute ins Stadion Wankdorf.
Das ist leider so und reisst uns ein weiteres Loch in die Kasse.

Was haben die Schutzkonzepte YB bislang gekostet? SCB-CEO Marc Lüthi spricht von einer halben Million Franken.
So viel ist es bei uns nicht. Der SCB hat baulich viel mehr vorkehren müssen. Aber der Betrag ist auch sechsstellig. Den Apparat permanent runter- und raufzufahren, kostet viel: Geld, Energie und Nerven. Im End­effekt haben wir das nun für ein einziges Spiel gegen Vaduz getan. Das ist Wahnsinn!

Der Entscheid des Regierungsstatthalters ist vor dem Verwaltungsgericht anfechtbar. Werden Sie diesen juristischen Weg allenfalls gehen?
Wir wollen nicht die Brechstange auspacken, sondern setzen auf Dialog und darauf, die ­Leute zu überzeugen.

Die Eishockeyklubs fordern vom Bund A-fonds-perdu-Beiträge, um das Überleben zu sichern.
Wenn die Vorschriften länger so bleiben, wird das ganz schnell nötig sein. Für die Kultur war es ja auch möglich.

YB ist der finanziell bestsituierte Sportklub der Schweiz mit Reserven in Millionenhöhe. Wann geht auch Ihnen der Schnauf aus?
Diese Rechnung habe ich nicht gemacht. Vor allem, weil sie nicht viel nützt. Es geht nun um den gesamten Profibereich im Fussball und Eishockey. Die Lage spitzt sich zu.

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