Darum gehts
Im Juni 2023 wird bekannt, dass der damals 38-jährige Spielerberater Milos Malenovic vom FC Zürich als externer Berater zugezogen wird. Offiziell soll er die Strukturen im Nachwuchs und im Transferbereich analysieren. Inoffiziell stellt Trainer Bo Henriksen überrascht fest, dass dieser externe Berater bereits meinungsstark mitredet, wenn es um Kaderplanung und Spielidee geht. Kurz darauf melden dänische Medien, Henriksen wolle den FCZ spätestens per Saisonende verlassen. FCZ-Präsident Ancillo Canepa sagt Blick dazu: «Wenn Ihre dänischen Kollegen Sauregurkenzeit haben, sollen sie sich doch mit dem Ungeheuer von Loch Ness beschäftigen.»
Auffälligste News des Sommertransfers ist ein Nicht-Zuzug: Die Vertragsdetails mit dem alten FCZler Admir Mehmedi sind laut Blick-Informationen bereits ausgehandelt. Aber zeitgleich mit dem Beginn von Malenovics Beratermandat stirbt die Rückholaktion. Mehmedi beendet seine Karriere.
Am 2. Oktober 2023 verkündet der FCZ, dass Malenovic Sportchef wird. Dafür legt er alle externen Beratermandate und «Aktivitäten mit Dritten» ab. Malenovic sagt: «Ich wollte schon immer mal in einem Klub Verantwortung tragen und gemeinsam etwas entwickeln.» Und: «Heute wackeln Trainer-Positionen schon nach zwei Niederlagen. Das finde ich schade.» Auf die Frage, ob das Ehepaar Canepa mit dem Zuzug des jungen Malenovic bereits an die Nachfolgeregelung denken, antwortet Heliane Canepa: «Das grenzt an Altersdiskriminierung.»
Am 20. Oktober holt Malenovic seinen alten Wegbegleiter Ricardo Moniz als «Leiter Spielentwickler» zum FCZ. Die Stelle gab es zuvor noch nicht. Moniz hat eine Vergangenheit bei RB Salzburg und soll unter anderem die Trainer ausbilden. Wie viel Malenovic von Moniz hält, ist bekannt. Er hat einst selbst als junger Stürmer im GC-Nachwuchs unter dem Holländer trainiert. Von nun an wissen alle: Ein möglicher Kandidat auf den Cheftrainerposten ist bereits beim FCZ unter Vertrag.
Auch sonst baut Malenovic das Home of FCZ in rasantem Tempo um. Bis Januar 2024 sind elf Positionen im Staff und Nachwuchs frisch besetzt. Unter anderem kommt ein gewisser Dennis Hediger als Nachwuchstrainer nach Zürich. Er war einst als Spieler von Malenovic beraten worden.
Nachdem die Zürcher mal Leader waren, beenden sie das Jahr 2023 auf Rang drei. Nach dem letzten Spiel des Jahres kritisiert Malenovic die Spielweise überraschend heftig. Am 18. Januar sagt Henriksen über seine Situation beim FCZ: «Ich weiss nicht, ob Sie verheiratet sind. Aber Dinge können manchmal kompliziert sein.»
Am 7. Februar 2024 vermeldet der FCZ, Henriksen werde den Verein per Ende Saison verlassen. Es wurden zuvor Stimmen laut, dass sich Malenovic in die Arbeit des Dänen einmische. An der Pressekonferenz zur Trennung zwei Tage später sagt Henriksen: «Ich konnte immer selbständig über die Aufstellung und die Taktik entscheiden.» Malenovic ergänzt: «Ich bin kein Anfänger – ich habe die Ausbildung bei den besten Sportdirektoren genossen. Die erste Regel lautet: ‹keine Einmischung bei der Aufstellung oder Taktik.›» Wiederum vier Tage später wird der sofortige Abgang Henriksens zu Mainz 05 öffentlich.
Am 16. Februar tritt etwas überraschend nicht Moniz die Henriksen-Nachfolge an. Stattdessen werden Murat Ural und Umberto Romano zum Co-Trainer-Duo. Malenovic erkennt: «Es ist ein Ruck durchs Team gegangen.» Laut Pressemitteilung sollen die zwei Coaches von Malenovic «unterstützt» werden. Malenovic nimmt während der Spiele auf der Bank Platz. Bald ist zu hören, er schicke den Trainern sogar dann die Trainingsinhalte, wenn er im Ausland weile.
Am 21. April erklärt Romano: «Wir wollen mindestens Dritter werden.» Tags darauf werden er und Ural durch Ricardo Moniz ersetzt. Der trägt vorerst den Titel «Interimstrainer». Am 24. Mai aber wird er als Cheftrainer installiert. Der FCZ erreicht als Vierter die Qualifikation zur Conference League.
2024/25 ist die erste Spielzeit, in der Malenovic von Anfang an offiziell für die Zusammensetzung des Teams verantwortlich ist. Von einer Saison der Bewährung will Canepa trotzdem nichts wissen. «Er hat sich vom ersten Tag an mehr als bewährt. Er macht einen hervorragenden Job», sagt der Präsident.
Schlagzeilen machen aber weniger die neun Sommerzuzüge als der Schirmwurf von Zug. In der ersten Cup-Runde wechselt Trainer Moniz den jungen Stürmer Labinot Bajrami erst ein – und 19 Minuten später wieder aus. Zu viel für Vater Bajrami, der einen Schirm von der Tribüne in Richtung von Moniz wirft. Malenovic sagt über seinen emotionalen Trainer: «Dieser Verein war im Einschlafmodus. Er braucht neue Energie!»
Bis am 11. Dezember 2024 gibt es sie noch, die Instagram-Posts von Steven Zuber, mit denen er seine Liebe zu den Grasshoppers bekennt. «Never forget where you started.» Und: «Einmal Hopper, immer Hopper!» Dann werden sie gelöscht, weil GC-Bueb Zuber zum FCZ kommt. Auch seine Bindung zu Malenovic ist eng. Malenovic hat Zubers Karriere als Berater mitgeprägt. Die Ablehnung der Fans ist Zuber zu Beginn gewiss. Aber seine guten Leistungen lassen die Kritiker bald verstummen. Zuber wird zu Malenovics bestem Transfer.
Er war die Identifikationsfigur des FCZ: Antonio Marchesano. Sein Wechsel zu Yverdon kommt Ende Januar 2025 für die FCZ-Fans aus heiterem Himmel. Er versichert im Gespräch mit Blick, dass es keine Flucht gewesen sei. Malenovic erklärt Blick: «Yverdon hat ihm ein Angebot über 1,5 Jahre gemacht, mit dem wir beim FCZ finanziell schlichtweg nicht mithalten können.» Auch beim Klub habe man nicht mit einem Abgang gerechnet, so Malenovic.
Eigentlich wird erwartet, dass sich Malenovic zu den juristischen Problemen seines Innenverteidigers Daniel Denoon äussert. Der war zuvor kurzzeitig verhaftet worden wegen einer Betrugsmasche, für die er inzwischen rechtskräftig verurteilt worden ist. Aber Malenovic hat am 2. Februar 2025 etwas anderes vor. Er will «da mal etwas klarstellen». Die Veranstaltung wird zur Medienschelte. Malenovic redet von «Stimmungsmache» und «Fehlinformationen», nachdem zuvor vermehrt über die angespannte Stimmung im Team berichtet worden war. «Lächerlich, dass es heisst, Spieler flüchten vor dem FCZ», sagt Malenovic.
Und wenn er schon dabei ist, nimmt er noch einen Teil des Meistertitels 2022 für sich in Anspruch. «André Breitenreiter habe ich damals gemeinsam mit seinem Berater zum FCZ gebracht. Damit der Klub in 15 Jahren endlich mal wieder einen Meistertitel erleben konnte. Da habe ich auch ein paar Prozent Anteil. Einfach, um das mal klarzustellen.» Es ist ein Spektakel, die nationale Fussball-Konkurrenz schaut mit Popcorn zu. Das Präsidenten-Ehepaar Canepa dagegen ist ganz und gar begeistert.
Der Tonfall Malenovics ist in seinem Zusammenhang ein grundsätzliches Problem. Im Home of FCZ kommt es zu problematischen Zurechtweisungen. Meistens in 1:1-Unterhaltungen, aber nicht nur. Ein langjähriger Mitarbeiter deponiert den schwierigen Umgang mit Nachwuchs-Coaches und jungen Spielern vor längerer Zeit beim Präsidenten – in Form einer schriftlichen Auflistung der Vorwürfe. Lange passiert nichts, bis sich der forsche Sportchef wohl zu sicher fühlt und auch vor laufenden Kameras zu einem legendären Rundumschlag gegen Kritiker und Medienschaffende ausholt. Jene verbale Entgleisung «hat auch uns sehr missfallen», taxiert der Klubchef Canepa Monate später öffentlich. Malenovic habe «eine rote Linie überschritten».
Ende Februar 2025 gelingt Malenovic die heilige Dreifaltigkeit des Transferflops: grosser Name, schwache Leistung, enttäuschte Fans. Ganz schwierig im Fall Benjamin Mendy: Der Klub beschädigt seinen Ruf bereits im Moment der Verpflichtung, weil er den aktenkundig fragwürdigen Umgang des Spielers mit Frauen einfach ausblendet. Nach einem 0:4 gegen Basel geht Mendy, angeblich verletzt, bis tief in die Nacht tanzen. Im Sommer wird der Vertrag aufgelöst. Malenovic äussert sich nie öffentlich zu seinem grössten Missgriff.
Im März 2025 verlängert Junior Ligue seinen Vertrag bis 2030. Kurz darauf wechselt er seinen Berater, weg von einem ehemaligen Partner des Ex-Beraters Malenovic. Kurz darauf kommt es in der FCZ-Garderobe zu einem Wortgefecht zwischen Ligue und Malenovic. Es geht um zu spätes Erscheinen im Training und andere Dinge. Ligue wird danach intern gesperrt. Malenovic sagt: «Manchmal müssen wir Massnahmen ergreifen, damit die Spieler begreifen, was es für eine grosse Karriere braucht.»
Nach dem Umbruch im Winter verpasst der FCZ die Finalrunde und damit auch die europäischen Wettbewerbe. Es ist ein sportliches Debakel. Und doch findet Malenovic in einem FCZ-internen Podcast mit Präsident Canepa: «Wir sind auf einem super Weg!» Die Südkurve hat eine etwas andere Meinung. Vor allem, was das Bild angeht, das der Klub gegen aussen abgibt. Im Derby gegen GC ist auf einem Transparent zu lesen: «Mit em alte FCZ underem Strich chömer läbe. Mit dere Neuerfindig nöd – danke Malenovic!»
Als er sich nach dem letzten Ligaspiel in Yverdon verabschiedet, hofft Ricardo Moniz noch, dass er FCZ-Trainer bleiben darf. Kurz darauf erfährt er, dass er gehen muss. «20 Minuten» erzählt er, er habe über seine Entlassung im Blick erfahren hat. Der FCZ erklärt danach, Moniz sei vom Klub informiert worden. Es kommt Mitchell van der Gaag, über den Malenovic sagt: «Ich bin sehr glücklich, hat es geklappt. Ein Trainer von diesem Format wird uns in mehreren Bereichen weiterbringen.»
Wenige Wochen später ist von dieser Euphorie über van der Gaag nicht mehr viel übrig, nach nur elf Partien muss er gehen. Im grossen Blick-Interview sagt Canepa Ende November: «Ja, Mitchell van der Gaag haben wir auf Empfehlung von Milos engagiert. Milos weiss selber, dass er gewisse Aspekte zu wenig fundiert abgeklärt hat – das war nicht gut.»
Es ist eine öffentliche Kritik am Sportchef, die es so zuvor noch nie gab. Plötzlich sitzt Malenovic nicht mehr fest im Sattel, nachdem bei mehreren Spielen die Fans schon «Milos raus!» forderten. Canepa: «Niemand beim FCZ verfügt über eine Blankovollmacht. Auch Milos nicht! Wenn jemand seine Kompetenzen überschreiten sollte, reagieren wir umgehend.»
Ebenfalls Teil des Interviews: Malenovic darf nicht mehr auf den Trainingsplatz. In den Wochen zuvor war der Sportchef vielfach anwesend und leitete sogar Einheiten, wenn Interimscoach Dennis Hediger aufgrund Kursen für die Uefa Pro-Lizenz verhindert war. Doch damit ist vor dem Derby Ende November Schluss. Hediger: «Das ist für uns klar, seit der Entscheid gefallen ist, dass ich bis zur Winterpause weitermachen darf. Schon an diesem Tag wurde besprochen, dass Milos nicht auf dem Trainingsplatz sein wird und auch nicht am Rande stehen wird.»
Die Ich-AG Malenovic hat zweifelsfrei nicht nur Fehler produziert, sondern auch viele Mitarbeiter aus der Komfortzone getrieben. Die Reibung hat nicht nur Verlierer produziert, sondern auch eine markante Verjüngung der Equipe. Aber die Intensität der Veränderung, das angeschlagene Tempo hat nicht nur eine Minderheit überfordert. Mit seinem unerbittlichen Solo durch alle FCZ-Instanzen hat er in Fankreisen einen kommunikativen Totalschaden verursacht, der nicht mehr zu reparieren war. Das Volk hat noch vor den Klubchefs den Daumen gesenkt. Und diese Stimme hat Malenovic wohl am meisten unterschätzt.
Claudio Cisullo soll im Januar an der ausserordentlichen Generalversammlung in den Verwaltungsrat gewählt werden. An der ordentlichen GV am 8. Dezember ist er dabei und wird von Präsident Canepa interviewt. Unter anderem sagt er: «Der FCZ hat enormes Potenzial. Die Chancen liegen in einer klaren sportlichen Vision und langfristigen Kaderplanung.» Aussagen, die eigentlich den Bereich von Sportchef Malenovic tangieren ...
Was ebenfalls immer wieder zum belastenden Thema wird: Malenovics enge Kooperation mit Agenten, die im gleichen Zuger Office-Gebäude verkehren und arbeiten, in dem seine Firma «Soccer Mondial» gemäss Handelsregister domiziliert ist. In der Branche hält sich die Spekulation hartnäckig, der nun gefallene FCZ-Sportchef habe sich nie restlos von seiner früheren Tätigkeit verabschiedet. Der umfangreiche personelle Umbau während seiner etwas mehr als zweijährigen Regentschaft trägt primär die Handschrift eines Ex-Beraters – ein Stratege hätte anders gehandelt. Teilweise wirkt das toxische Hire-Fire-Prinzip chaotisch und wie eine gefährliche One-Man-Show.
Am späten Donnerstagabend verkündet Blick exklusiv, dass es am Freitagmorgen zum grossen FCZ-Knall kommen soll und Malenovic von seinen Aufgaben als Sportchef enthoben wird. So kommt es dann auch. Der Klub schreibt: «Nach sorgfältiger und umfassender Beurteilung ist der Verwaltungsrat zum Schluss gekommen, dass unter diesen Rahmenbedingungen eine weitere operative Tätigkeit von Milos Malenovic in der Funktion des Sportchefs nicht zielführend ist.» Der FCZ bietet ihm aber eine «nicht-exekutive Rolle im Mandatsverhältnis» an. Ob Malenovic annimmt, ist noch nicht klar.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
|---|---|---|---|---|---|
1 | FC Thun | 18 | 14 | 37 | |
2 | FC St. Gallen | 18 | 15 | 34 | |
3 | FC Basel | 18 | 8 | 31 | |
4 | FC Lugano | 18 | 2 | 30 | |
5 | BSC Young Boys | 18 | 3 | 29 | |
6 | FC Sion | 18 | 4 | 27 | |
7 | FC Zürich | 18 | -5 | 24 | |
8 | FC Lausanne-Sport | 17 | 4 | 21 | |
9 | Servette FC | 17 | -6 | 19 | |
10 | FC Luzern | 18 | -4 | 18 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 18 | -8 | 17 | |
12 | FC Winterthur | 18 | -27 | 10 |
