Untätigkeitsvorwurf gegenüber Fangewalt
Jetzt spricht FCZ-Präsi Canepa

«Dreist! Absurd! Weltfremd!»: FCZ-Präsident Ancillo Canepa wehrt sich gegen den Vorwurf der Untätigkeit gegenüber Fangewalt.
Publiziert: 20.12.2017 um 14:38 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:25 Uhr
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Ancillo Canepa wehrt sich gegen die Vorwürfe, dass zu wenig gegen Fangewalt unternommen würde.
Foto: EQ Images
Michael Wegmann

BLICK: Ancillo Canepa, Sie haben sich das 1:5 in Lausanne zu Hause vor dem TV angeschaut, weil Sie sich «grippig» fühlten. Sind Sie im Nachhinein froh ­darüber?
Ancillo Canepa (64): Das war in der ersten Halbzeit wohl der schwächste FCZ-Auftritt der letzten zehn Jahre. Wir haben vor lauter Pressing total die Balance verloren. Wir haben sehr naiv gespielt.

Was ziehen Sie für ein Jahres-Fazit?
Dieser letzte, sehr schwache Eindruck stört mich natürlich schon. Aber alles in allem war es ein gutes Jahr. Erst der souveräne Wiederaufstieg, jetzt Platz drei und das Erreichen des Cup-Halbfinals. Sportlich darf man zufrieden sein, wir haben ruhig gearbeitet und waren über das ganze Jahr gesehen sehr konstant.

Neben dem Platz war es zuletzt nicht so ruhig. Am Samstag wurde im BLICK publik gemacht, dass sich Stadion­mitarbeiter von Mitgliedern der Südkurve bedroht fühlen.
Diese Geschichte hat mich sehr verärgert. Auch dass sie aufgrund von anonym vorgetragenen Vorwürfen entstanden ist. Ausserdem wurden weitere uralte Geschichten wieder aufgewärmt. Auch dass die Südkurve als Gesamtheit ständig desavouiert wird, kann ich nicht akzeptieren. Im Jahr 2017 blieb es bei FCZ-Spielen im und ums Stadion herum grundsätzlich ruhig und friedlich.

So berichtete BLICK am 16. Dezember 2017.

Immerhin wurde einem Steward das Nasenbein gebrochen.
Das ist vor mehr als einem Jahr im Zusammenhang mit dem Abstiegsfrust passiert. Dass wir so etwas verurteilen, ist doch klar. Nun wird aber ein Jahr später aus dem Nichts daraus eine grosse Geschichte gemacht. Und schon kommen wieder die dreisten Vorwürfe, die Klubs und der Verband würden nichts dagegen tun und nur zuschauen. Das ist absurd und nervt gewaltig.

Was tun Sie gegen die Gewalt?
Gerade am letzten Montag trafen wir an der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren diverse nationale Vertreter aus Regierung, Polizei und SBB. Wir arbeiten konstruktiv zusammen und sind aktiv bemüht, gemeinsame Lösungen zu erarbeiten und umzusetzen. Primär gehts uns darum, gewaltbereite Einzelpersonen dingfest zu machen. Auch wenn es sich nur um eine Minderheit handelt, sie schaden uns und dem Fussball. Die Leute, auch Journalisten, sollen sich informieren, bevor sie urteilen. Auch unser Good-Hosting-Konzept, welches die Sicherheits- und Polizeibehörden der Stadt Zürich gutheissen, ist erfolgreich. Aber es scheint, als wolle man die Leistungen der Klubs und der Liga in der Öffentlichkeit nicht anerkennen. Ausserdem gibt es eine klare Auf­gabenteilung zwischen Klub, Polizei und Justiz. Diese ein­seitigen und undifferenzierten Schuldzuweisungen an die Klubs sind nur dumm. Im Fussball soll der Verein die Verantwortung für 7 mal 24 Stunden übernehmen? Das ist absurd und weltfremd.

Wie meinen Sie das?
Wenn ein Migros-Kunde in eine Schlägerei verwickelt ist, kommt auch niemand auf die Schnapsidee, die Migros dafür verantwortlich zu machen. Dass der Fussball von einigen Chaoten als anonyme Plattform missbraucht wird, ist leider ein gesellschaftspolitischer Fakt. Und manchmal scheint es mir fast, als würden gewisse Kreise solche Geschichten bewusst lancieren.

Mit welchem Ziel?
Ich hoffe nicht, dass man damit in Zürich die Abstimmung fürs neue Stadion im nächsten Jahr beeinflussen will. Denn ohne ein neues Stadion ist es mehr als fraglich, ob es in Zürich auch künftig noch Profifussball geben wird.

So soll das neue Stadion in Zürich aussehen.
Foto: Keystone

Warum?
Weil wir ohne neues Stadion die strukturellen Defizite nicht decken können. Wir sind nur Mieter, und ein wichtiger Teil der heutigen Stadioneinnahmen fliesst nicht in die Klubs, sondern zur Stadt. Man darf nicht erwarten, dass Privat­personen jedes Jahr bereit sind, unter diesen Rahmen­bedingungen die entstehenden Löcher zu stopfen.

Privatpersonen wie Sie und Ihre Frau Heliane? Machen die Canepas weiter?
Der Bau eines Fussballstadions mit vernünftigen neuen Einnahmequellen ist für die Fortführungsfähigkeit der beiden Klubs enorm wichtig. Die Abstimmung nächstes Jahr stellt also eine fundamentale Weichenstellung für den Zürcher Profifussball dar.

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