Schlechter als in der Abstiegssaison 2016
Der grosse Absturz von Meister FCZ

Mit dem Meisterpokal in der Vitrine zum Abstiegskandidat Nummer 1. Was hinter der beispiellosen Krise vom FC Zürich steckt.
Publiziert: 25.10.2022 um 00:22 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2022 um 08:07 Uhr
Matthias Dubach

Es ist ein beispielloser Niedergang. Noch nie in der Schweizer Fussballgeschichte ist ein Meister derart abgestürzt wie der FCZ. Vom Champion zum Abstiegskandidaten in nur fünf Monaten.

Die 1:4-Niederlage im Derby gegen GC am Sonntag ist das 16. Super-League-Spiel in Folge ohne Dreier. «Es ist die traurige Wahrheit. Wir stehen dort, wo wir hingehören», sagt FCZ-Captain Yanick Brecher. In den 25 Pflichtspielen seit Saisonstart gabs erst fünf Siege. Selbst den bisher sehr geduldigen FCZ-Fans platzt nach der Schmach gegen GC der Kragen.

Wie konnte es so weit kommen, dass aus dem FCZ in Rekordzeit der Abstiegskandidat Nummer 1 wird? Die Gründe für die monumentale Krise sind vielfältig. Eine katastrophale Trainerwahl mit Franco Foda im Sommer. Eine verfehlte Transferpolitik, die vielen Tore von Assan Ceesay und Willy Gnonto wurden nicht ersetzt. Leistungsträger wie Antonio Marchesano völlig ausser Form.

FCZ-Held Blerim Dzemaili: Die Meister-Mannschaft ist auf den letzten Platz abgestürzt und hat noch kein Meisterschaftsspiel gewonnen.
Foto: keystone-sda.ch
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Trainer gesperrt, Assistent ratlos

Mit Bo Henriksen ein neuer Trainer, der bereits im zweiten Super-League-Spiel die Rote Karte kassiert und womöglich lange gesperrt wird. Mit Genesio Colatrella ein Interims- und nach Henriksens Sperre Aushilfstrainer, der als Krisenmanager ratlos wirkt.

Auch intern herrscht dicke Luft. Einige Spieler äussern sich nach dem Geschmack der Klubführung zu deutlich über Internas wie die Trainerwahl. Auch dass Präsident Ancillo Canepa trotz Rang 10 darauf besteht, dass die Mannschaft individuell besser sei als im Meister-Jahr, kommt bei den Spielern nur mässig an. Eine weitere seltsame Episode: Gegen Winterthur wird Brecher als verletzt gemeldet. Dabei wird er geschont, diese Kommunikation irritiert auch intern.

Coacht Henriksen dieses Jahr nicht mehr?

Was klar ist: Am Donnerstag im Europa-League-Heimspiel gegen Bodö/Glimt coacht FCZ-Trainer Bo Henriksen (47) sein Team ganz normal. Unklar ist, ob der Däne am Sonntag in Sion an der Seitenlinie steht. Das ist abhängig vom wohl am Dienstag erscheinenden Urteil nach seiner Roten Karte in Basel – respektive davon, ob Zürich dagegen Rekurs einlegt.

Henriksen droht eine happige Strafe. Wird er für seinen Rempler gegen den vierten Offiziellen ähnlich hart bestraft wie letzte Saison Sion-Coach Paolo Tramezzani (vier Spielsperren für Rote Karte wegen aggressiven Verhaltens), coacht Henriksen dieses Jahr nicht mehr in der Super League. Es sind bis zur WM-Pause nur noch drei Runden ausstehend. Die automatische erste Sperre hat er gegen GC abgesessen.

Doch für den Dänen könnte es noch heftiger kommen. Denn die Liga untersucht auch, ob Henriksen in Basel nach seinem Platzverweis unerlaubt zur Pause in der Kabine war. Das Problem: Das Karten-Reglement für Trainer gibts erst seit 2019, noch nie hat ein Trainer schon in der ersten Halbzeit Rot gesehen. Nun könnte ein Präzedenzfall geschaffen werden. (md)

Was klar ist: Am Donnerstag im Europa-League-Heimspiel gegen Bodö/Glimt coacht FCZ-Trainer Bo Henriksen (47) sein Team ganz normal. Unklar ist, ob der Däne am Sonntag in Sion an der Seitenlinie steht. Das ist abhängig vom wohl am Dienstag erscheinenden Urteil nach seiner Roten Karte in Basel – respektive davon, ob Zürich dagegen Rekurs einlegt.

Henriksen droht eine happige Strafe. Wird er für seinen Rempler gegen den vierten Offiziellen ähnlich hart bestraft wie letzte Saison Sion-Coach Paolo Tramezzani (vier Spielsperren für Rote Karte wegen aggressiven Verhaltens), coacht Henriksen dieses Jahr nicht mehr in der Super League. Es sind bis zur WM-Pause nur noch drei Runden ausstehend. Die automatische erste Sperre hat er gegen GC abgesessen.

Doch für den Dänen könnte es noch heftiger kommen. Denn die Liga untersucht auch, ob Henriksen in Basel nach seinem Platzverweis unerlaubt zur Pause in der Kabine war. Das Problem: Das Karten-Reglement für Trainer gibts erst seit 2019, noch nie hat ein Trainer schon in der ersten Halbzeit Rot gesehen. Nun könnte ein Präzedenzfall geschaffen werden. (md)

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Und dann ist da die Doppelbelastung mit dem Europacup. Elf englische Wochen hat Zürich schon in den Beinen, der Terminkalender ist wegen der Winter-WM so dicht wie noch nie. Die vielen Reisen und vor allem die teils hohen Niederlagen in Europa sind physisch und psychisch längst zur grossen Hypothek geworden.

In der Summe haben all die Probleme dazu geführt, dass Zürich als total zerrüttete Mannschaft auf dem Feld steht. Die Spieler geben sich gegenseitig die Schuld an Gegentoren und missglückten Aktionen.

Bei den Ersatzspielern brodelt es

Der FCZ zerfleischt sich selbst. Brecher sagt es so: «Es macht mich hässig und enttäuscht mich, wie wir uns als Mannschaft verhalten. Wir helfen uns nicht gegenseitig. Jeder Spieler muss sich wieder seiner Rolle bewusst werden.»

Im Klartext: Einige Spieler sitzen nur widerwillig auf der Bank. Die Reservisten bei Laune zu behalten, war eine der überragenden Qualitäten von André Breitenreiter. Doch jetzt brodelts. Henriksen konnte zwar die Stimmung in den Trainings merklich verbessern. Doch auch der Däne braucht bald Siege.

Wieder ist es ein Skandinavier, der Zürich aus dem Schlamassel holen soll. Wie schon 2015/16, als der Finne Sami Hyypiä nichts bewirkte und der FCZ in die Challenge League abstieg. Krass: Aktuell steht Zürich noch schlechter da als damals. Auch 2015 war man nach 13 Runden Schlusslicht, hatte aber drei Punkte mehr als jetzt und wenigstens bereits einmal gewonnen.

Und auch damals wollte man die Abstiegsgefahr lange nicht wahrhaben. Wieder hält sich der Meister für viel zu gut für den Abstieg. Auch, weil es durch die Ligaaufstockung keinen direkten Absteiger gibt.

Aber ob dieser FCZ die Barrage gegen den Challenge-League-Dritten übersteht?

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