Neues Machtzentrum im Schweizer Fussball
Heusler/Heitz machen die Beraterwelt nervös!

Die Firma der ehemaligen FCB-Führung Bernhard Heusler und Georg Heitz berät querbeet. Spieler, Trainer und Klub-Bosse. «Wie machen die das bloss?», fragt sich die Szene.
Publiziert: 23.06.2019 um 01:06 Uhr
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Aktualisiert: 23.06.2019 um 04:37 Uhr
Bernhard Heusler und Georg Heitz mischen mit ihrer Firma den Schweizer Fussball auf.
Foto: Andy Mueller/freshfocus
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Michael Wegmann

Alles, was die beiden beim FCB anfassten, wurde zu Gold. Präsident Bernhard Heusler (55) und Sportchef Georg Heitz (49) führen den FC Basel in acht Jahren zu acht Meistertiteln. Zudem erwirtschaftet das Duo einen Transfer-Reingewinn von gegen 60 Millionen Franken.

Der Anwalt Heusler und der frühere Journalist Heitz sind die Überflieger im Schweizer Fussball. Eloquent, seriös und bescheiden treten sie auf. Die «Neue Zürcher Zeitung» nannte die beiden kürzlich die «Mister Nice Guys» des Schweizer Fussballs, verglich sie mit den Comic-Helden «Clever & Smart».

Im Jahre 2017 steigt das Duo beim FC Basel aus und gründet zusammen mit dem langjährigen FCB-Finanzchef Stephan Werthmüller HWH, eine Consultingfirma. Man bietet Coaching in verschiedenen Bereichen an. Ihr Fokus liegt aber, wen wunderts, auf dem Fussball-Business. Die Angebots-Palette von HWH ist breit. Auf ihrer Homepage empfehlen sie sich einer möglichen Kundschaft mit folgendem Text:

Wir coachen Sie gerne in diesen Bereichen:

  • Beratung von Sportlerinnen und Sportlern
  • Beratung von Trainerinnen und Trainern
  • Beratung von Clubs
  • Einsitznahme in Führungsgremien von Sportclubs, Sportverbänden und Sportveranstaltungen
  • Mediation in Streitfällen
  • Zurverfügungstellung eines globalen Netzwerks

Wer eine so hohe Glaubwürdigkeit, einen solch tadellosen Ruf und Leistungsausweis, ein derart grosses Knowhow und riesiges Netzwerk vorweisen kann, der fasst in der Berater-Branche ziemlich schnell Fuss. Zudem sind sie verschwiegen, seriös und ehrlich. Adjektive, mit denen man zwar die ehemaligen FCB-Bosse, nicht aber die grosse Berater-Zunft umschreibt.

Prestigeträchtiges Mandat beim SFV

Kein Wunder, lässt der erste grosse Auftrag nicht lange auf sich warten. Im letzten Sommer muss der Schweizerische Fussballverband (SFV) nach der WM und der Doppelaffäre um den Doppeladler und die Doppelbürger seine Strukturen hinterfragen. Wer bekommt den prestigeträchtigen Job? HWH.

Heusler und Heitz empfehlen dem SFV unter anderem, einen Nati-Manager zu installieren. Die Fussball-Schweiz schreit nach Heusler als neuen SFV-Präsidenten und Heitz als Nati-Manager. Sie sagen ab. Es wäre unseriös, würden sie sich durch ihre Analysen selber Stellen kreieren.

GC-Engagement schlägt hohe Wellen

Diesen Frühling muss sich GC in der monumentalen Krise komplett neu orientieren. Der Rekordmeister engagiert HWH. GC hätte Heitz am liebsten als festangestellten Sportchef engagiert. Doch weder Heitz noch Heusler lassen sich exklusiv verpflichten. Heitz übernimmt ein Berater-Mandat. Aber weil GC keinen Sportchef hat, den er beraten könnte, muss er selbst operativ tätig werden.

Das Engagement endet frühzeitig, weil GC abrupt einen Sparkurs einschlägt und das Budget kürzt. Die Mandate von HWH schlagen aufgrund ihrer Vergangenheit hohe Wellen.

«Ein Basler Duo muss den SFV retten», titelt die «Basler Zeitung» im letzten August. «Die Grasshoppers nehmen bei zwei Baslern Nachhilfe», schreibt der «Tages-Anzeiger» im April. Ein solches «Outsourcing» sei derart ungewöhnlich, dass sich niemand erinnern könne, etwas Ähnliches schon einmal erlebt zu haben, schreibt die «NZZ» Ende April über den Einsatz der Basler bei GC und meint: «Die Firma berät keine anderen Klubs aus der höchsten Schweizer Liga. Ein Interessenkonflikt mit anderen Mandaten aus der Super League besteht zurzeit nicht.»

FCL-Alpstaeg und Aarau-Burki

Im Schatten zu agieren wie andere Berater ist für die beiden Lichtgestalten unmöglich!

So macht «Nau.ch» noch vor dem frühzeitigen Ende des GC-Engagements bereits den nächsten Kunden öffentlich. Ab dem 1. Juli wird sich auch Bernhard Alpstaeg, Investor beim FC Luzern, von Heusler beraten lassen.

SonntagsBlick-Recherchen zeigen: Luzern und GC sind nicht die einzigen Klubs, welche die Hilfe von HWH in Anspruch genommen haben. Letzten November hat der FC Aarau nach dem miserablen Saisonstart Heitz engagiert – er unterstützte über eine kurze Zeitspanne den jungen Sportchef Sandro Burki.

Rahmen, Forte, Fink, Saibene

Dass sich auch Aarau-Trainer Patrick Rahmen von Heusler und Heitz beraten lässt, ist kein Geheimnis. Heitz und Rahmen sind seit Jahren befreundet. «Bei Georg weiss ich: Er macht mir nichts vor. Mit seinen Inputs kann ich etwas anfangen», sagte Rahmen im November in der «Aargauer Zeitung».

Auch andere Trainer wie Uli Forte (GC), Thorsten Fink (Vissel Kobe, Japan) und Jeff Saibene (Ingolstadt) holten sich Rat bei HWH. Bei den jeweiligen Vertragsabschlüssen soll die Agentur jedoch nicht dabei gewesen sein.

Und die Agentur berät auch Spieler wie Winterthur-Stürmer Roman Buess (26) und Vaduz-Mittelfeldspieler Sandro Wieser (26). Auf Transfermarkt.ch – wo 141 Schweizer Spielervermittler oder Agenturen eingetragen sind – sucht man jedoch HWH vergebens.

Berater-Branche in Aufruhr

HWH deckt alles ab, coacht Verband, Klubs, Sportchefs, Trainer und Spieler. Es scheint, als sei die Agentur auf dem Weg, zum neuen Machtzentrum im Schweizer Fussball zu werden. Ein Novum und ungewohnt. Deshalb ist die Berater-Branche auch in Aufruhr. Die diversen Engagements von HWH werden kontrovers diskutiert.

SonntagsBlick hat sich umgehört. Entweder man sei Spielervermittler oder man betreue Klubs. Tut man beides, sei das unseriös, sagt ein Agent, «das ist, als würde derselbe Anwalt vor Gericht beide Parteien vertreten». Ein anderer meint: «Ich weiss nicht, wie sie das alles bewältigen. Keine Ahnung, wie Heusler und Heitz das alles unter einen Hut bringen. Ich könnte das nicht. Chapeau.»

Ein dritter sagt: «Heusler war der erfolgreichste Präsident der Schweiz, Heitz wäre noch immer der beste Sportchef des Landes. Dass man die beiden um Rat fragt, ist legitim und verständlich.» Sie würden keine Verträge unterschreiben, sondern nur beraten, so ein Szenenkenner, «das ist alles in Ordnung. Da spricht aus vielen Spielervermittlern der Neid, nicht mehr und nicht weniger.»

Luzern, Lausanne, YB?

Überschlagen sich deshalb die Gerüchte? Rund um den FC Luzern wird bereits spekuliert, ob Sportchef Remo Meyer nicht bald vom «HWH-nahen» Fredy Bickel als Sportchef abgelöst wird. Dabei hat Heusler sein Amt als Alpstaeg-Berater noch nicht mal aufgenommen.

HWH soll auch ein Mandat von Lausanne haben, heisst es. Und Heusler sitze gar als Beirat im YB-Verwaltungsrat, wird gestreut. «Beides ist an den Haaren herbeigezogen», sagt Heitz im Interview.

Heusler/Heitz thronen weiter in Basel

Und bei der Basler Trainer-Posse in den letzten Tagen hätten Heusler und Heitz indirekt auch eine gewichtige Rolle gespielt. Es hält sich hartnäckig das Gerücht, der FCB-Boss Bernhard Burgener hätte sich in letzter Sekunde gegen Patrick Rahmen als neuen FCB-Trainer entschieden, als er erfuhr, dass Rahmen von den ehemaligen FCB-Bossen beraten wird.

Kein Gerücht ist, dass je länger Burgener mit dem neuen FCB einem Meistertitel hinterherrennt, desto höher der Sockel wird, auf welchem Heusler und Heitz in Basel thronen.

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