Ex-Torschützenkönig ist arbeitslos
Mit Schweizer Pass hätte Akolo einen neuen Klub

Chadrac Akolo (30) sucht einen neuen Klub. Weshalb ein Türken-Deal platzte. Warum er das Angebot des FC St. Gallen nicht angenommen hat. Und wieso er nicht nach Saudi-Arabien ging.
Publiziert: 10:55 Uhr
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Aktualisiert: vor 16 Minuten
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Chadrac Akolo ist erstmals in seiner Karriere ohne Klub.
Foto: TOTO MARTI

Darum gehts

  • Chadrac Akolo kämpft ohne Schweizer Pass um seine Fussballkarriere
  • Er trainiert in der Schweiz und im Kongo für Fitness
  • 118 Spiele für den FC St. Gallen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Stefan KreisReporter Fussball

Anfang Februar scheint Chadrac Akolos Zukunft geregelt zu sein. Süper Lig statt Super League. Alanyaspor hat dem Stürmer ein Angebot gemacht. Der Vertrag liegt unterschriftsreif bereit. Alles, was Akolo noch tun muss, ist, in den Flieger zu steigen und an die Mittelmeerküste zu fliegen.

Dann der Schock! Der Torschützenkönig von 2024 darf nicht reisen, der Deal platzt. «Weil ich keinen Schweizer Pass besitze», sagt Akolo und spricht von einem Fehler seiner damaligen Agentur, die in Belgien sitzt. Akolos Agent ist felsenfest davon überzeugt, dass sein Klient einen Schweizer Pass hat. Schliesslich ist dieser im Alter von 14 Jahren als Flüchtling vom Kongo in die Romandie gekommen.

Akolo aber wartet seit acht Jahren auf seinen Ausweis. Damals wechselte er vom FC Sion nach Stuttgart, weshalb sich die Einbürgerung bis heute verzögerte. Dazu passt, dass Akolo bis heute mit falschen Namen angesprochen wird. Er heisst: Akolo Ababa Chadrac. «Keinen Schweizer Pass zu haben, ist ein Nachteil auf dem Transfermarkt», sagt Chadrac. «Weil es für afrikanische Spieler in Europa komplizierter ist, einen Klub zu finden. Nach England beispielsweise darf ich nicht wechseln.»

Akolo wollte beim FCSG bleiben

Der 30-Jährige sitzt im Coop-Restaurant in Gossau SG. Zum ersten Mal in seiner Profikarriere besitzt er keinen gültigen Vertrag, noch immer hat er in der Ostschweiz ein Haus, noch immer fühlt er sich mit Grün-Weiss verbunden. 118 Spiele. Für keinen anderen Klub hat er öfter gespielt.

Im Mai vor einem Jahr boten ihm die Verantwortlichen eine Verlängerung seines im Juni 2025 auslaufenden Vertrags an, Chadrac aber lehnte ab. Es sei noch zu früh gewesen, so der Stürmer. Auch eine Offerte aus Saudi-Arabien wischte er vom Tisch. «Das Angebot wäre finanziell sehr lukrativ gewesen, aber ich wollte mit St. Gallen unbedingt international spielen.»

Das gelingt. Zum ersten Mal nach elf Jahren qualifiziert sich der Klub für eine Gruppenphase, Chadrac hat mit seinen zwei Toren und drei Assists massgeblichen Anteil an der Qualifikation. Auf eine erneute Offerte der St. Galler wartet er danach aber vergebens. Im Winter, nach dem Out in der Conference League, wird dem Angreifer gar mitgeteilt, dass man nicht mehr länger mit ihm plane.

Sechs Spiele lang schaut Chadrac bloss zu, dann muss er aufgrund der prekären Personalsituation doch wieder in die Hosen – und steht bis zum Ende der Rückrunde in ausnahmslos allen Spielen auf dem Feld. Es kommt zu Gesprächen mit dem Verein. Chadrac hat ein positives Gefühl. «Ich habe damit gerechnet, in St. Gallen zu bleiben, auch deshalb habe ich die Kaution auf meine Wohnung verlängert.»

Der FCSG aber verzichtet auf seine Dienste, weshalb Chadrac seit vier Monaten auf Klubsuche ist. Er pendelt zwischen der Ostschweiz und dem Waadtland, seine Familie wohnt in Aigle VD. Einen Monat lang weilt der Angreifer im Kongo, trainiert dort mit einem Individual-Coach der kongolesischen Nationalmannschaft.

Interesse aus Zypern und der Türkei

Auch in der Schweiz hat er einen Trainer engagiert, der ihn fit hält. Chadrac wirkt, als könnte er gleich morgen wieder angreifen. Nur wo? «Es gibt Interesse aus der zweiten türkischen Liga und aus Zypern», sagt der Stürmer. Weil er vereinslos ist, kann er auch ausserhalb des Transferfensters wechseln.

Auch einen Verbleib in der Super League will er nicht ausschliessen. Vielleicht erinnert sich ja sein grosser Förderer, Lausanne-Coach Peter Zeidler, an denStürmer. Oder er kommt bei jenem Klub unter, der beim Wechsel zum VfB Stuttgart sechs Millionen für ihn kassierte: dem FC Sion.

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