Philipp Degen spricht über seinen Bruder und FCB-Präsidenten
«Ich habe grausam gelitten mit Dave»

Wenn Philipp Degen mit Blick über seinen Zwillingsbruder David spricht, wird es spannend. Der Agent über den Meisterpräsidenten. Keiner kennt ihn besser: «Dass man als Ex-Profi so etwas schafft, hatte niemand auf dem Zettel.»
Publiziert: 29.05.2025 um 13:52 Uhr
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Aktualisiert: 30.05.2025 um 08:23 Uhr
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Im Mai vor vier Jahren der FCB-Einstieg, nun der grosse Triumph für David Degen.
Foto: GEORGIOS KEFALAS

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Sven SchochReporter Sport

Ruhig, reflektiert, keineswegs überschäumend: So geniesst Philipp Degen den Meister-Triumph seines Zwillingsbruders David: «Ich habe grössten Respekt davor, wie es Dave mit seinem Kernteam geschafft hat, alles wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Es brauchte viel Durchhaltewillen.» Ein Rückzug sei trotz erheblicher Rückschläge vor einem Jahr nie eine Option gewesen: «Er hat sich herausmanövriert, weil er eben arbeitet, wie er ist: furchtlos. Nur ganz wenige haben Dave dieses Amt zugetraut!» Dabei wisse jeder, «dass wir Degens für den Erfolg jeden Stein umdrehen und nie aufgeben.»

In der Stunde des süssen Erfolgs war aber präsidiale Zurückhaltung angesagt: «Sie haben ihn zwar auch noch auf den Balkon gezerrt, aber Dave möchte das gar nicht. Er ist keiner, der sich im Rampenlicht abfeiern lassen muss. Er geniesst den Erfolg lieber im Stillen, im engsten Kreis. Mit jenen Menschen, die immer an seiner Seite waren, die ihm vertraut haben», erklärt Philipp im Gespräch mit Blick. Die Art und Weise, wie der ruhmreiche FCB nach komplizierten Saisons auferstanden ist, habe beim Klubchef «am meisten Glücksgefühle ausgelöst».

«Für ihn ist dieser Klub viel mehr als eine Businessaufgabe. Dave hat sich Tag für Tag zerrissen, alles riskiert. Er ist kein Präsident von Amtes wegen, er kümmerte sich selber um die Sache, um es hinzubekommen», fasst der 42-Jährige das umfangreiche Profil des FCB-Mehrheitsaktionärs zusammen. Gewagt habe er beim Einstieg im Mai vor vier Jahren enorm viel: «Es war ein High-Risk-Moment. Am Ende hiess es: Dave, du bist der Einzige, der den Klub noch vor ausländischen Investoren retten kann.» Wie am Roulette-Tisch habe es sich angefühlt, so Philipp Degen: «All in, ohne dass er sich die genauen Zahlen anschauen durfte.»

Massiv unter Druck

Philipp versteht Davids Kosmos wie kein Zweiter. Vom gemeinsamen Seelenfrieden hängt viel ab: «Ich leide mit ihm, ich freue mich mit ihm. Zu 100 Prozent. Jetzt fühle ich einen grossen Stolz, ich spüre die Erleichterung für einen Menschen, der immer alles gibt, der nie aufsteckt.» Er habe eine Mission krönen können, für die er lange «mit dem eigenen Geld alles auf eine Karte gesetzt hat. Der Klub stand finanziell mit dem Rücken zur Wand. Mit dem Support der Verwaltungsräte Dan Holzmann, Andreas Rey und Ursula Rey-Krayer ist der Turnaround gelungen.»

Der Druck auf seinen Bruder sei massiv gewesen, weil der Macher an der FCB-Spitze zunächst mit aller Macht den Umschwung erzwingen wollte: «Dave marschierte konsequent vorneweg und schreckte nicht davor zurück, klare Entscheide zu fällen.» Die Hire- und Fire-Mechanismen lösten Dynamik aus, der vorübergehende Fall ans Tabellenende ebenfalls: «Es gab Leute, die nur darauf gewartet haben, dass er scheitern würde. Die Kritik war brutal und teilweise weit unter der Gürtellinie.» Philipp haben die Speerspitzen gegen seinen Bruder zugesetzt: «Das waren verdammt harte Zeiten! Ich habe grausam gelitten mit Dave.»

Früher waren sie auf dem Feld ehrgeizige Teamkollegen mit reichlich Temperament und eckten im Duo an, später arbeiteten die Businessfreaks zusammen in einer Beratungsagentur. David stieg aus und übernahm den FCB. «Jeder macht inzwischen sein eigenes Ding, ohne sich in den Bereich des anderen einzumischen», betont Philipp. Beide gehen konsequent ihren Weg: «Wir sind nie einer Konfrontation ausgewichen. Wir sind zwei, die sich im Leben vor keiner Herausforderung gedrückt haben. Es beschreibt ein bisschen, wie Dave tickt, wie ich in meinem eigenen Gebiet funktioniere», erklärt Philippe das Degen-Prinzip. «Es gibt keine Challenge, die man nicht managen könnte. Das ist die Message von allem!»

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