Kubi über das Wembley
«Ich fühlte mich wie Wilhelm Tell»

Kubilay Türkyilmaz traf an der EM 1996 im Wembley. «Es war die Erfüllung aller fussballerischen Träume.»
Publiziert: 28.04.2023 um 18:28 Uhr
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Kubi Türkyilmaz verwertet beim EM-Auftakt 1996 den Penalty zum 1:1 gegen Gastgeber England.
Foto: Keystone

Das Wembley wird hundert Jahre alt? Da lachen ja die Hühner! Das Wembley gibts nicht mehr! Es wurde 77 Jahre alt. Bis es ausser Betrieb genommen wurde. Damals betrat man dieses Stadion mit seiner unglaublichen Geschichte, wie wenn man ein Opernhaus betritt. Heute geht man da hinein wie in ein Kino.

Es ist unfassbar schade, dass man es nicht restauriert hat wie andere mythische Stadien. Wie zum Beispiel das Old Trafford. Die Unesco hätte das alte Wembley eigentlich zum Weltkulturerbe erklären müssen.

Als man im alten Stadien mit seinem fast religiösen Touch die Garderobe und später den Rasen betrat, so kamen einem als eine Art Geister die legendären Spieler in den Sinn, die hier Geschichte geschrieben hatten. Ich sah diese bei meinem einzigen Spiel im Wembley jedenfalls vor meinem geistigen Auge und konnte mich erst auf den Job konzentrieren, als der Schiedsrichter anpfiff. Vorher war ich in einer Traumblase gefangen.

Und dann hatte ich noch das Glück, dort ein wichtiges Tor zu schiessen. Den späten Penalty zum 1:1 im Eröffnungsspiel der EM 1996 gegen Gastgeber England. Dieses Tor in diesem musealen Stadion zu machen, war wie hundert Tore auf einmal zu schiessen. Ich war damals 29, fühlte mich aber nach dem Treffer wie in meine Kindheit zurückversetzt, als man von solchen Momenten träumte. Das war die Erfüllung aller fussballerischen Träume.

Und dann passierte noch etwas. Ich wusste jahrelang nicht, ob mich die Fans als «richtigen» Schweizer akzeptierten. Das änderte sich mit diesem Moment schlagartig. Ich fühlte mich jedenfalls wie ein kleiner Wilhelm Tell. Einer, der Geschichte schrieb für sein Heimatland. Im schönsten Stadion der Welt.

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