Darum gehts
- Rassistische Vorfälle überschatten Fussballspiele in England und Deutschland
- Fifa-Boss Infantino fordert entschiedenes Vorgehen gegen Diskriminierung im Fussball
- 47-jähriger Täter in Liverpool verhaftet, Spielunterbrechungen in mehreren Spielen
Mit grosser Vorfreude legten in England, Spanien und Frankreich die Topligen wieder los. Auch in Deutschland rollte der Ball im DFB-Pokal bereits. Doch an mehreren Orten wird die Euphorie von rassistischen Entgleisungen überschattet. Ein Blick auf drei Schauplätze des Wochenendes.
Liverpool
Eine knappe halbe Stunde nach dem Premier-League-Start am Freitag kommts zum Eklat: Bournemouth-Flügel Antoine Semenyo wird an der Liverpooler Anfield Road bei einem Einwurf von einem Fan rassistisch beleidigt. Nach einer vierminütigen Unterbrechung geht die Partie weiter. Der 47-jährige Täter wird aus dem Stadion geworfen und am Samstag von der Polizei verhaftet. «Wann hört das endlich auf?», fragt sich Ghana-Stürmer Semenyo auf Instagram.
Was nach dem Eklat passiert, lässt den zweifachen Torschützen positiv stimmen: «Die letzte Nacht an der Anfield Road wird mir immer in Erinnerung bleiben. Nicht wegen der Worte des Mannes, sondern wegen der Reaktion der Fussballfamilie, die zusammengestanden ist. Meine Teamkollegen haben mich unterstützt, die Fans und Spieler von Liverpool haben ihren wahren Charakter gezeigt, und die Premier League hat professionell gehandelt – danke. Als es darauf ankam, hat sich der Fussball von seiner besten Seite gezeigt.»
Leipzig
Weniger positiv als in Liverpool gehts am Sonntag nach einem Rassismusskandal in Leipzig weiter: Beim Pokalspiel zwischen Lok Leipzig und Schalke wird der ghanaisch-deutsche Doppelbürger Christopher Antwi-Adjei von einem Zuschauer aufs Übelste rassistisch beleidigt. Der Schalke-Profi meldet den Vorfall dem Schiri, die Partie wird unterbrochen.
Nach einem Hinweis des Stadionspeakers, rassistische Beleidigungen zu unterlassen, wird das Spiel fortgesetzt. Jeden Ballkontakt von Antwi-Adjei quittieren einige Leipzig-Anhänger danach mit Pfiffen. Er erstattet Anzeige. Von Leipzigs Seite heisst es, dass der Täter nicht verifiziert werden konnte.
Potsdam
Besser läuft die Aufklärung gleichentags in Potsdam, wo sich Eintracht Stahnsdorf und Kaiserslautern ebenfalls im DFB-Pokal gegenüberstehen. Nachdem ein Auswechselspieler Lauterns rassistisch angegangen wird, fliegt der Täter sofort aus dem Stadion. Fans beider Teams skandieren daraufhin: «Nazis raus!»
Die beiden Vorfälle in Deutschland rufen gar Fifa-Boss Gianni Infantino auf den Plan. «Ich wiederhole mich und werde dies weiterhin tun: Im Fussball gibt es keinen Platz für Rassismus oder jede andere Form der Diskriminierung», sagt der Schweizer. «Wir sind fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass Spieler respektiert und geschützt werden und dass die Wettbewerbsorganisatoren sowie die Strafverfolgungsbehörden entsprechende Massnahmen treffen.»
Die Fifa setzt sich immer wieder mit Kampagnen gegen Rassismus und Diskriminierung ein. Offenbar nicht mit durchschlagendem Erfolg, wie das letzte Wochenende leider bewiesen hat.