Kaum hat die zweite Halbzeit an der Alten Försterei begonnen, setzt sich Bayern-Verteidiger Aleksandar Pavlovic (21) schmerzgeplagt hin. Der anschliessende Pflegeunterbruch bis zur Auswechslung des deutschen Nationalspielers dauert fast zwei Minuten – zu lange für Union-Captain Rani Khedira (31), zumal die Partie bereits unmittelbar davor wegen einer Verletzung von Bayerns Dayot Upamecano (27) kurz unterbrochen gewesen ist: «Ich wünsche Pavlovic alles Gute, aber er hat zwei Minuten Zeit, sich hinzulegen. Dann ist der Ball wieder im Spiel und er muss sich hinlegen und schindet so Zeit, dass sie wechseln können. Das ist kein Fairplay.»
Das Ausscheiden im DFB-Pokal gegen die Bayern hinterlässt zumindest bei den unterlegenen Unionern einen fahlen Beigeschmack. Mit 2:3 verlieren die Berliner am Ende. Und sie hadern mit der Art und Weise, wie sich der klar favorisierte Bundesliga-Leader durchgesetzt hat.
Auch der übrigen Bayern-Elf wirft Khedira vor, in der zweiten Halbzeit immer wieder auf Zeit gespielt zu haben. Zumindest im Fall von Manuel Neuer (39) bekommt er in der Nachspielzeit Recht: Der Bayern-Keeper wird kurz vor Schluss wegen Spielverzögerung verwarnt. Es ist ein Indiz dafür, wie schwer sich der Bundesliga-Dominator in diesem Pokal-Achtelfinal gegen tapfer kämpfende Berliner tut.
Ärger über Penalty-Entscheid
Dass die Bayern trotz einer starken ersten Halbzeit noch ins Zittern geraten, hat vor allem mit einer Szene in der 55. Minute zu tun: Harry Kane (32) trifft Gegenspieler Diogo Leite (26) mit dem Ellbogen am Kopf, woraufhin Schiedsrichter Martin Petersen (40) bereits zum zweiten Mal auf den Elfmeterpunkt im Bayern-Strafraum zeigt. Aus Münchner Sicht ein Fehlentscheid: Trainer Vincent Kompany (39) ereifert sich derart über den Pfiff, dass er verwarnt wird. Nach der Partie meint der Belgier: «Für mich war das kein Elfmeter bei Harry. Das will ich schon ganz deutlich sagen. Ich bin der Meinung, wenn man zum Ball geht und seinen Fokus auf den Ball hat, dann ist es kein Elfmeter.»
Leopold Querfeld (21) ist das egal: Der Union-Verteidiger verwandelt den Penalty wie schon unmittelbar vor der Pause souverän und bringt damit die Spannung in die Partie zurück. Zu mehr reicht es zwar nicht mehr, dennoch zeigt sich Union-Trainer Steffen Baumgart (53) zufrieden: «Die Jungs haben es gut gemacht und haben gezeigt, was sie können. Ich habe als Trainer selten so viele Tormöglichkeiten einer Mannschaft gegen die Bayern gesehen.» Nur die drei Gegentore nach Standards ärgern ihn: «Das ist eigentlich ein Steckenpferd von uns. Dass die Bayern so dreimal zu Toren kommen, ist nicht, was wir wollen.» Besonders bitter: In zwei Fällen unterläuft Union ein Eigentor.
Entsprechend bezeichnet sein Gegenüber Kompany die zweite Hälfte als «Kampf-Halbzeit». Und für Bayern-Captain Joshua Kimmich (30) war das Spiel «ein einziges Ackern und Rammeln». Der Lohn dafür: der Einzug in den Pokal-Viertelfinal – so weit kamen die eigentlich erfolgsverwöhnten Bayern seit 2020 nur einmal.


