Es ist der ersehnte Traum-Deal: Yann Sommer ist neuer Goalie bei Bayern München. Im Jahr 1994 ist Alain Sutter (54) der erste Schweizer bei Bayern München. Er freut sich über den Top-Transfer: «Yann hat auf allen Ebenen bewiesen, wie gut er ist. Sportlich, menschlich, frei von jedem Skandal und unglaublich sympathisch. Dazu noch ein Leader. Es ist keine Überraschung, dass er Wunschkandidat war.»
Vor allem ist der zweifache Familienvater mit 34 auch gereift. Etwas, was Alain Sutter bei seinem Wechsel von Nürnberg zu Bayern mit 26 nicht war, wie er sagt. «Wenn Du zu Bayern gehst, musst Du als Persönlichkeit gefestigt sein, darfst Du niemals an Dir zweifeln. In keinem Training, in keinem Spiel. Ich war damals noch nicht stabil genug, um mich längerfristig bei Bayern durchzusetzen. Ich war nicht bereit. Ich hatte viel zu viele Zweifel an mir selber. Zweifel an mir als Fussballer. Und dann fehlt dir die nötige Überzeugung. Zu viel denken hilft während dieses Sports nicht.»
Dabei sei der Druck von Medien und Fans verkraftbar, so Sutter: «Ich spielte ja schon vorher in der Bundesliga, das nimmt sich nicht mehr viel. Ein bisschen mehr Medien, mehr Fans. Aber du selber machst Dir automatisch mehr Druck, wenn Du bei Bayern spielst.»
Das legendäre Wortgefecht
Sutter wechselte nach nur einem Jahr und 31 Spielen zum SC Freiburg. Und medial ist von seiner Zeit in München vor allem sein Wortgefecht mit dem damaligen Manager Uli Hoeness geblieben: «Der Alain Sutter muss nur mal ab und zu auf sein Müsli verzichten und sich einen ordentlichen Schweinebraten einverleiben.» Die Antwort des stark auf seine Ernährung achtenden Schweizers lässt nicht lange auf sich warten: «Wie man aussieht, wenn man zu viel Schweinebraten isst, sieht man ja an Herrn Hoeness.»
Sutter heute: «Das hat mir weder geholfen noch geschadet. Es war mehr eine Medien-Sache, ich ging nicht mit bösem Blut weg von Bayern. Und ich würde jederzeit wieder zu Bayern gehen, es war eine tolle Erfahrung.»
Der heutige St. Gallen-Sportchef hat dabei keinen Kontakt mehr zur damaligen Leader-Figur Oliver Kahn (53). Im Gegensatz zu Ciriaco Sforza (52), der 101 Mal für Bayern spielte und mit den Münchnern zwei Mal Meister, Champions-League- und Weltpokal-Sieger wurde. Er spielte 1995 bis 1996 und 2000 bis 2002 für die Münchner – er war der zweite Schweizer bei Bayern, bevor Xherdan Shaqiri (2012 bis 2015) der dritte wurde.
«Ich habe Kahn über Whatsapp gratuliert»
Sforzas Mitspieler neben Kahn war auch der jetzige Sportdirektor Hasan Salihamidzic (46). Sforza erzählt zum Sommer-Deal: «Ich habe beiden über Whatsapp gratuliert, dass sie den besten Torwart der Bundesliga geholt hätten. Das ist Yann für mich zusammen mit Manuel Neuer. Bei diesem Deal kann man allen Parteien nur ein grosses Kompliment machen. Bayern holt den besten auf dem Markt. Yann seinerseits hat sich dank seiner Arbeit der letzten Jahre diesen Schritt verdient.»
Für Sforza spielt die Ablösesumme von 8 Millionen plus 1,5 Millionen Euro Bonus auch eine Rolle. «Diese Summe ist für Yann, der nur noch fünf Monate Vertrag hatte, eine Ehre. Es zeigt, dass die Bayern an ihn glauben.» Sforza trainierte Sommer einst als GC-Trainer, als der damals 20-Jährige im Jahr 2009 von Basel ausgeliehen war. «Er war schon damals brutal stark mit dem Fuss. Er kann das Spiel lesen wie kaum ein anderer.» Und seine Grösse von nur 1,83 Meter? «Nicht jeder ist perfekt. Yann kompensiert das. Aber klar ist: Für ihn wird neu sein, dass er jedes Spiel gewinnen muss. Dieser Druck ist aber auch schön.»
Sforza glaubt auch, dass es für Sommer ein Vorteil ist, dass der Klub vom Ex-Welttorhüter Kahn geführt wird: «Bei Torhütern macht Oli keiner was vor. Er sah bei Yann Persönlichkeit und Winnermentalität – und man fixiert sich klar auf ihn. Oli lässt sich nie aus der Ruhe bringen. Und die Konstellation mit ihm und Brazzo ist wirklich toll.» Seine Begründung: «Beide sind nie abgehoben, sondern stets einfache Menschen geblieben. Das schätze ich sehr an den beiden. Bayern ist zudem bezüglich Organisation, Infrastruktur und Privatleben der beste Klub der Welt.»
Was, wenn Neuer zurückkehrt?
Im Sommer soll Manuel Neuer (36) nach dem Beinbruch zurückkehren. Und es könnte zum Konkurrenzkampf mit Sommer kommen. Sforza: «Das ist noch ein langer Weg. Er hat eine komplizierte Verletzung und ist nicht mehr der Jüngste. Darum ist es richtig, dass Bayern einen Top-Mann geholt hat. Um alle Titel zu holen, brauchst Du den Besten der Bundesliga. Das ist Yann.» Alain Sutter meint: «Das ist die normale Konkurrenz bei einem Top-Klub, ganz normaler Alltag bei Grossvereinen. Sommer wird sich dem stellen.»
Am Freitag in Leipzig soll Sommer bereits zum Bundesliga-Start im Tor stehen. Sforza: «Wenns so ist, ist Yann mental bestimmt darauf vorbereitet. Die Verhandlungen gingen ja eine Weile. Ich bin überzeugt, dass er es packt.»
Alain Sutter: «Man muss den ganzen Kontext sehen. Yann ist 34, hat 80 Länderspiele und 334 Partien für Gladbach gemacht. Das Spiel der Bayern ist auf ihn zugeschnitten. Daher ist das kein Problem: Gute Fussballer verstehen sich schnell auf dem Platz.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Bayern München | 6 | 13 | 14 | |
2 | RB Leipzig | 6 | 7 | 14 | |
3 | Eintracht Frankfurt | 6 | 5 | 13 | |
4 | SC Freiburg | 6 | 2 | 12 | |
5 | Bayer Leverkusen | 6 | 4 | 11 | |
6 | Union Berlin | 6 | 2 | 11 | |
7 | Borussia Dortmund | 6 | 1 | 10 | |
8 | VfB Stuttgart | 6 | 4 | 9 | |
9 | 1. FC Heidenheim 1846 | 6 | 2 | 9 | |
10 | FSV Mainz | 6 | 1 | 8 | |
11 | Werder Bremen | 6 | -4 | 8 | |
12 | VfL Wolfsburg | 6 | 1 | 7 | |
13 | FC Augsburg | 6 | -6 | 7 | |
14 | Borussia Mönchengladbach | 6 | -3 | 6 | |
15 | FC St. Pauli | 6 | -5 | 4 | |
16 | TSG Hoffenheim | 6 | -6 | 4 | |
17 | Holstein Kiel | 6 | -10 | 2 | |
18 | VfL Bochum | 6 | -8 | 1 |