Darum gehts
- Ivan Rakitic beendet Karriere. Mladen Petric würdigt ihn als kroatischen Superstar
- Rakitic gewann mit Barcelona Champions League und glänzte als Finaltorschütze
- Petric erinnert sich an gemeinsame FCB-Jahre inklusive Freistoss-Wettkampf
2008 haben sie zusammen für Kroatien die EM-Endrunde bestritten: Mladen Petric (44) und Ivan Raktic (37), zwei Freunde mit gemeinsamer Basler Vergangenheit. 17 Jahre später würdigt der TV-Analyst den vor wenigen Tagen zurückgetretenen Superstar im Gespräch mit Blick: «Ivan gehört zum Kreis der grössten Spieler Kroatiens. Es gibt nicht viele, die über ihm stehen.»
Mit dem FC Barcelona hat er als Stammspieler acht Meister- und Cup-Trophäen gewonnen, 2015 triumphiert er in der Champions League und brilliert als Finaltorschütze gegen Juventus. Mit Sevilla gewinnt er zweimal die Europa League. «Ivan hat eine Welt-Karriere gemacht!»
«Ivan brauchte wenig Zeit»
An die erste Begegnung mit Ivan Rakitic vor bald zwanzig Jahren erinnert sich Mladen Petric gut. Sie ist eng verknüpft mit dem Kurswechsel der langjährigen FCB-Geldgeberin Gigi Oeri. Die Klubchefin hatte veranlasst, die Ausgaben für teures ausländisches Personal markant zu drosseln und auf Talente aus dem eigenen Stall zu setzen: «Ivan war zusammen mit Zdravko Kuzmanovic einer dieser vielversprechenden Junioren. Ein junger Bursche mit einem riesigen Potenzial.»
Innerhalb eines zehntägigen Trainingslagers unter dem damaligen Chef-Coach Christian Gross in der Türkei bestätigten sich alle Prognosen: «Schon auf dem Rückflug war klar, dass sich Ivan bereits zu einem Spieler entwickelt hat, den man ziemlich schnell ins heisse Feuer werfen könnte. Er brauchte sehr wenig Zeit, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen.»
Der entscheidende Schritt nach Spanien
Petric schätzt auch im Nachgang hoch ein, «wie ausgesprochen gut Ivan sich selber einschätzen konnte. Er wusste genau, was er kann und was nicht. Viele Junge sind im vergleichbaren Alter übermotiviert und unkoordiniert. Ivan hingegen hat sich früh auf seine Stärken fokussiert.» Eine vorzügliche Technik, einen tollen Schuss hätten viele, so der Sky- und Blue-Experte. Aber mit einer überragenden Spielintelligenz hat er den Unterschied gemacht: «Er hat sich früh sehr gut bewegt auf dem Platz. Seine langen Bälle waren sensationell, sein Gespür für die Position war einmalig gut.»
Und Petric hat nicht vergessen, wie sie nach den Trainings beide Sonderschichten schoben. Beide waren überdurchschnittliche Freistoss-Spezialisten: «Wir hatten einen internen Wettbewerb.» Petric von rechts, der sieben Jahre jüngere Rakitic von links. Die halbe FCB-Mannschaft verfolgte das Spektakel, applaudierte, tröstete den Keeper. «Von zehn Freistössen waren neun drin, der zehnte sprang vom Lattenkreuz zurück. Es war eine coole Zeit!»
Als entscheidend stuft Petric Rakitics Transfer von Schalke zu Sevilla ein: «Für die Art und Weise, wie er Fussball spielte, war die spanische Liga perfekt.» Spanien entwickelte sich zur Herzensangelegenheit, genau wie die Zeit im kroatischen Nationalteam, die 2007 begann – womöglich mit einem Gespräch des früheren National-Trainers Slaven Bilic und Petric.
Die Botschaft Petrics war klar: «Hör zu, Slaven. Dieser Junge wird eine grosse Karriere machen. Du musst alles daran setzen, ihn ins kroatische Team zu holen. Ich hatte natürlich gehofft, dass er sich ebenfalls für Kroatien entscheiden würde - wir hatten einen engen Draht, er ist ein guter Freund. Der Bezug zu Kroatien ist bei ihm nie verloren gegangen. Es war wohl schon als kleiner Bub ein Traum von ihm.»