Darum gehts
- Sydney Schertenleib fehlt in der Startelf beim EM-Auftakt der Schweizer Nati
- Assistentin erklärt: Andere brachten bessere Leistungen im Training
- Schertenleib rückte erst zehn Tage vor Turnierstart ins Nati-Camp ein
Als die Nati-Startelf am Mittwochabend in den St. Jakob-Park einläuft, fehlt Sydney Schertenleib (18). Viele Fans im Stadion und vor dem Fernseher fragen sich: Warum verzichtet Pia Sundhage beim EM-Auftakt auf das grösste Schweizer Talent?
Wie elf andere Kolleginnen nimmt Schertenleib nur Platz auf der Bank. Zwar wärmt sich die Barça-Angreiferin während der ersten Halbzeit gelegentlich an der Seitenlinie auf, letztlich schmort sie aber mehr als eine Stunde auf der Bank. Erst als die Nati in Rückstand liegt, greift Pia Sundhage auf ihren Super-Joker zurück und bringt sie für die ausgepowerte Riola Xhemaili.
In der Nations League war Schertenleib ein Fixpunkt in der Startaufstellung Sundhages, doch ausgerechnet im grössten Spiel des Jahres bleibt der neben Lia Wälti besten Technikerin im Team nur die Jokerrolle. Was sind die Gründe?
Erst eine gute Woche im Training
Assistentin Lilie Persson erklärt den Verzicht auf Schertenleib in der Startformation: «Sie ist eine der talentiertesten Spielerinnen, die wir in Europa haben und hat eine glänzende Zukunft vor sich. Aber sie hat nicht gespielt, weil in den Trainings andere bessere Leistung gebracht haben.»
Ganz überraschend kommt der Verzicht nicht. Schertenleib macht die ersten zwei Wochen der Vorbereitung in Magglingen und Nottwil, als die Nati stark an der Physis arbeitet, nicht mit, erholt sich von ihrer langen Saison bei Barcelona. Dabei plagt sie sich auch noch mit einer Erkältung herum. Erst zehn Tage vor dem Turnierstart rückt sie ins Nati-Camp ein.
Kommt hinzu, dass Riola Xhemaili sich im Training aufdrängt und im Testspiel gegen Tschechien (4:1) mit Géraldine Reuteler sehr gut harmoniert. Der Lohn: Xhemaili steht auch gegen Norwegen in der Startaufstellung.
Gegen Island wohl dabei
Als Schertenleib das Feld betritt, ist die Nati bereits in Rücklage, kommt aber beinahe zum Ausgleich – dank Schertenleib. Ihr Traumpass in die Schnittstelle auf Géraldine Reuteler ist magistral (83.). Doch Reuteler vergibt, womit die Nati am Ende mit leeren Händen dasteht.
Am Sonntag gegen Island ist der Gastgeber damit bereits unter Zugzwang. Sundhage kündigte an, dass es zu einigen Wechseln im Team kommen werde. «Wir brauchen frische Beine.» Erste Option dürfte Schertenleib sein. Ist sie eine Kandidatin für die Startaufstellung am Sonntag? Laut Assistentin Persson: «Absolut.»