Darum gehts
- Diego Benaglio kehrt als U21-Sportkoordinator zum SFV zurück
- Benaglio konzentriert sich auf Spielerbetreuung und Interaktion mit der A-Nationalmannschaft
- Was der frühere Nati-Goalie zur Nachfolge von Tami sagt
An der Doppelbürger-Debatte beteiligt sich Diego Benaglio in Absprache mit der SFV-Spitze nicht. Der Verband will das Thema auf U21-Ebene partout nicht mehr aufrollen. Diverse andere Exponenten hätten sich bereits geäussert, lässt die Kommunikations-Abteilung ausrichten und beantwortet keine weiteren Fragen zur Problematik.
Blick: Das grosse Comeback beim SFV – elf Jahre nach Ihrem letzten Spiel im WM-Achtelfinal gegen Argentinien. Wie kommt es?
Diego Benaglio: Mich reizt die Challenge, in diesem Kreis nach einem längeren Timeout im Fussball etwas zur Entwicklung beitragen zu können. Ich spüre Wohlwollen und den Raum, meine Erfahrungen und Inputs einbringen zu können.
Können Sie den sehr technischen Begriff U21-Sportkoordinator mit etwas Profil und Leben füllen?
Ich kümmere mich neben dem Platz um die Betreuung der Spieler, um den Austausch mit ihren Klubs. Der eine oder andere ist unter Umständen noch auf der Suche nach seinem Platz im Verein. Es wird für mich darum gehen, ihnen die bestmögliche Unterstützung anzubieten. Das Ziel ist es, die Interaktion mit der A-Nationalmannschaft zu verstärken oder zu optimieren.
Der neue SFV-Präsident Peter Knäbel hat schon während seiner Wahlkampagne mehrfach betont, künftig mehr auf das Know-how früherer Nationalspieler setzen zu wollen.
Es braucht mehr als einen gefüllten Rucksack: Empathie und Teamfähigkeit sind mir extrem wichtig! Wir können als Schweiz nur erfolgreich sein, wenn die Mannschaft funktioniert. Ich muss authentisch sein, um einen Draht zu den jungen Spielern aufzubauen, um eine Vertrauensbasis zu schaffen.
Beim VfL Wolfsburg sitzen Sie im Aufsichtsrat und denken strategisch, das Nationalteam prägten Sie während Jahren als Keeper. 2026 tritt der Nati-Direktor Pierluigi Tami ab. Auf der Liste der möglichen Nachfolger muss Ihr Name stehen.
Ich halte es diesbezüglich wie früher als Spieler. Ich konzentriere mich nur auf meine momentanen Aufgaben – in Wolfsburg und beim SFV. Es ehrt mich, dass man mir eine solche Aufgabe zutrauen würde. Aber über den Job als Nati-Direktor mache ich mir überhaupt keine Gedanken!
Es gibt derzeit viele Debatten über die Qualität der Schweizer Junioren-Auswahlen. Derweil das A-Team in den letzten 20 Jahren nur eine Endrunde verpasst hat, sind Turnierteilnahmen auf U17-, U19- und U21-Niveau inzwischen fast eine Ausnahme. Haben Sie eine Erklärung für die ungenügende Bilanz?
Zum Thema U19: Wir gewichten etwas anders als andere Länder. Der schulische und berufliche Werdegang geniessen bei uns einen hohen Stellenwert, was dazu führt, dass der Übertritt in den Aktivfussball etwas länger dauern kann. Bei der U21 haben wir uns in zwei der letzten drei Kampagnen qualifiziert, die letzte verpassten wir knapp. Diese Enttäuschung haben wir detailliert analysiert und aufgearbeitet.
Der Verband setzte im Nachwuchs vorübergehend darauf, vor allem die Spieler besser zu machen. Wie ist Ihre Position in dieser Frage?
Jede Endrunde bringt den Spielern wertvolle Erfahrungen. Es ist gleichzeitig aber auch ein tolles Schaufenster. Trotzdem steht etwas über allem: Wir unternehmen alles, dass so viele Spieler wie möglich den Sprung von der U21 in die A-Nati schaffen. Wenn die Nationalmannschaft gut abschliesst, profitieren wir alle davon.
Ihr Jobprofil umfasst die intensive Betreuung der Spieler – auch ausserhalb der SFV-Termine? Gehört auch der Kontakt mit dem engeren Umfeld der Akteure dazu?
Wir stehen in der Verantwortung, den grösstmöglichen Support anzubieten. Wenn ein Gespräch mit den Eltern, dem Verein oder dem Berater hilfreich ist, dann machen wir das. Der Spieler muss allerdings die Bereitschaft dazu signalisieren, es braucht ein vertrauliches Zusammenspiel.
Sie gelten aufgrund Ihrer persönlichen Teamplayer-Geschichte als integrative Persönlichkeit, die auch mit anspruchsvollen Situationen umgehen kann.
Während meiner Laufbahn hatte ich in der Tat einige Herausforderungen zu bewältigen und weiss auch, wie es sich anfühlt, unter Druck zu geraten. Ich traue mir zu, solche Gespräche zielführend zu führen. Nur dürfen wir alle etwas nicht unterschätzen: Der Spieler muss bereit sein, sich mir gegenüber zu öffnen, mir seine Situation im Detail zu schildern und über die persönlichen Verhältnisse zu sprechen. Nur so ist es zielführend.