Darum gehts
- Cham feiert Cupsensation mit Kantonalbier aus Baar gegen Lugano
- Joël Ris erzielt Siegtreffer in der 93. Minute und kommt verspätet ins Büro
- Luganos Anto Grgic verwandelt seinen 19. Elfmeter in Folge und findet keine Worte
Bier hat in Cham derzeit Hochkonjunktur. Gefeiert wird eine Cupsensation. Mit dem Kantonalbier aus Baar. Der Chef der nahe gelegenen Brauerei ist für Notfälle auch vor Ort. Und der neue SFV-Präsident Peter Knäbel auch. «Die Chamer haben mich schon sehr früh eingeladen. Also nahm ich diese Einladung an.»
Und Knäbel sieht einen rotzfrechen Unterklassigen. Der zwar zuerst untendurch muss. Dann immer besser wird. Und in einer völlig verrückten Schlussphase doch noch gewinnt. Lugano gleicht in letzter Minute aus. Anto Grgic, der Mann ohne Nerven, versenkt einen strengen, aber korrekten Penalty – wie immer. Es ist das 2:2 in letzter Minute. Grgics 19. verwandelter Elfer in Folge.
Kippt nun alles doch noch? Nein!
Schwacher Fuss? Völlig egal!
Cham kommt nochmals vors Tor. 93. Minute. Und dann passiert das: «Ich sah, dass es einen Abpraller geben könnte. Als der Ball vor meinem Fuss war, sagte ich mir: ‹Den hau’ ich nun rein!›» Schwächerer linker Fuss? Egal! «Das zeigt, man soll immer an sich glauben. Solche Geschichten schreibt nur der Sport. Er ist immer für eine Überraschung gut. Wir durften sie machen, das ist ein Riesenprivileg.»
Der das sagt, ist Joël Ris (24), Flügel aus Wichtrach BE, in Emmen in einem Büro angestellt. In Cham wohnend. Neues Attribut seit diesem Sonntag: Cupheld. Chamsinn!
Der Präsident muss das erst mal sacken lassen
Das kleine Eizmoos-Stadion, das verhindert, das Cham in die Challenge League aufsteigen kann, steht Kopf! Trainer Pascal Nussbaumer kriegt während des Interviews mit Blick eine Bierdusche verpasst. Präsident Rolf Tresch muss sich erst fassen und das Geschehene sacken lassen, sitzt ganz alleine auf der Trainerbank, als alle anderen am Jubeln sind. Es ist die betörende Schönheit dieses Sports in solchen Momenten.
Die Protagonisten beschreiben sie so: «Ich kann es noch gar nicht realisieren! Wir haben uns nach dem frühen 0:1 nicht aus der Ruhe bringen lassen und an unserer Strategie festgehalten. Das macht mich mega stolz», sagt Pascal Nussbaumer, der neue Coach, der erst zum dritten Mal an der Linie des Teams aus der Promotion League stand. Der Menzinger ist auch deshalb derart stolz, weil der Sieg total verdient war. «Das sehe ich auch so. Dass wir den Ausgleich in letzter Minute fressen müssen und noch reagieren konnten, spricht für dieses Team. Aber ich habe ja immer gesagt, dass wir Geschichte schreiben können.» Und sie haben es!
Um halb neun im Büro ...
Stürmer Marin Wiskemann: «Sensationell! Wir haben unseren Matchplan durchgezogen. So haben wir es geschafft. Jetzt geht die Party los!» Und Präsident Rolf Tresch: «Das Team hat sensationell gespielt. Wir sind über uns hinausgewachsen. Und Lugano hat sicher nicht sein bestes Spiel gezeigt. Aber als Unterklassiger muss man bereit sein und die Tore machen. Wir haben sie gemacht. So sind solche Sensationen möglich. Ich bin mega happy.»
Das Schlusswort gehört aber dem Helden des Tages, Joël Ris. Die Antwort auf die Frage, ob es hart sei, dass er am Montag um acht Uhr wieder im Büro sitzen müsse: «Ich denke, es könnte halb neun werden …»
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