Ex-Hopper Dos Santos
«Hier fuhr ich meine Karriere an die Wand»

Cup-Spiel Schaffhausen vs. GC. In Munot-Kicker Antonio dos Santos weckt dies Erinnerungen. An seine GC-Zeit. Und seinen Horror-Crash.
Publiziert: 08.12.2012 um 00:01 Uhr
|
Aktualisiert: 05.10.2018 um 06:13 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/6
Foto: M.K.
Von Max Kern

Dielsdorferstrasse, ausgangs Niederhasli ZH. Ein Steinwurf vom GC-Campus entfernt. Der Brasilianer Antonio «Toni» dos Santos (33) posiert vor einem älteren Haus. Dem Betrachter fällt auf: Ein Teil der Hauswand ist frisch gemauert, der neue Verputz verdeckt Dos Santos’ schreckliche Erinnerung.

1725 Tage ists her, dass der damalige GC-Profi in seinem schwarzen BMW X5 kurz einnickt, die leichte Linkskurve verpasst und mit knapp 80 km/h in die Hauswand donnert.

«Ich dachte damals, ich würde sterben», sagt Toni, «ich glaubte, ich müsse kotzen, die Leber komme raus.» Der heutige GC-Captain Vero Salatic fuhr hinter Dos Santos her, sagte damals: «Ich dachte, Toni sei tot.»

Acht Monate ausser Gefecht

Mit einer Hüftgelenk-Luxation, diversen Prellungen und einer Sprunggelenk-Verletzung kommt Dos Santos relativ glimpflich davon. 2 Operationen und 227 Tage später gibt er sein Comeback. Mit einem Tor beim 3:0 gegen Vaduz.

Aus den Auto-Trümmern auferstanden. Wollen wir der Hausbewohnerin Hallo sagen, Toni? «Nein, nein. Die wollte mich damals sogar verklagen. Statt mir zu helfen, rief die nur immer: ‹Meine Wand, meine Wand!›»

Der fürchterliche Crash bremst Tonis Karriere, lenkt sie dann in andere Bahnen. Wo würde der Erstliga-Profi heute sein Geld verdienen, wenn er nicht vom Sekundenschlaf übermannt worden wäre? 

«Vielleicht wäre ich heute noch bei GC»

«Diese Gedanken mache ich mir auch immer wieder. Ich hatte vor dem Unfall bei GC ­einen so guten Lauf. Ich fragte mich immer wieder: Warum gerade ich? Vielleicht würde ich heute noch bei GC spielen.»

Heute kickt er gegen GC. Wenn FCS-Trainer Maurizio Jacobacci so will.

Ende September 2009 ist Dos Santos nach 119 Spielen und 38 Toren bei GC plötzlich überflüssig. «Und das einen Tag vor Transferschluss. Sie drohten mir mit der Tribüne. Ich weiss bis heute nicht, weshalb.»

Der Linksfuss wechselt in letzter Sekunde zu Sion. «Ein Fehler.» Einer, den er teuer bezahlt. «Für eine Schokolade, die ich nach dem Spiel trank, wurde ich mit 2000 Franken gebüsst.» Sions Boss Constantin wirft ihm im Februar 2010 vor, in den frühen Morgenstunden ein Casino besucht zu haben.

Von Sion gabs keinen Lohn

Dos Santos streitet dies noch heute ab. Er verlässt Sion, nach nur zwei Spielen. Auf den Lohn wartet er zwei Jahre.

Dos Santos ist ein halbes Jahr ohne Klub. Ex-GC-Trainer Krassimir Balakov erinnert sich an Toni, holt ihn zu sich nach Bulgarien zu Tschernomorez Burgas. Im August 2011 wird der Vertrag aber aufgelöst – der Klub ist pleite.

Toni landet mangels Anfragen zum dritten Mal in Schaffhausen. Diesmal aber nur noch in der dritthöchsten Liga. Hat der FCS eine Chance?

Dos Santos lacht. «Wir spielen gegen den Ersten der Super League. Aber der Platz kommt GC sicher nicht entgegen. Und vielleicht sind einige gegen einen Erst­ligisten nicht so motiviert.»

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?