Darum gehts
Blick erreicht den FCZ-Präsidenten am Tag nach der Cup-Blamage im Waadtland am Telefon. Auf eine ausschweifende Analyse hat Ancillo Canepa keine Lust, das Scheitern in der 2. Runde hat ihm die Laune verständlicherweise verdorben: «Der Frust ist sehr gross!» Dramatisieren will er das Ausscheiden nicht, seine Enttäuschung ist gleichwohl mit jeder Silbe spürbar: «Die spielerische und kämpferische Leistung des FCZ war zwar okay, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Beim Gegentor haben wir schlecht und naiv verteidigt.»
Zürichs Präsident ist ein Cup-Liebhaber. Canepa findet an der Tour durch die Schweizer Fussball-Hinterhöfe durchaus Gefallen. Nach dem Gastspiel in Wettswil-Bonstetten spricht er «von einem friedlichen Volksfest». Solange das Ergebnis stimmt, ist der Besuch bei den namenlosen Aussenseitern in der Provinz zwar keine Kür, aber eine Pflicht, die durchaus ihren Reiz hat.
Während seiner bald 20-jährigen Amtszeit hat Ancillo Canepa manchen schönen Moment genossen im populären Knock-out-Wettbewerb; dreimal zelebrierte er mit dem FCZ einen Cupsieg, in solchen Momenten gab es flächendeckenden Applaus und in der Regel einen schönen europäischen Bonus. Die angenehmen Erinnerungen sind gefühlt weit weg, mögliche Zusatzeinnahmen haben sich am Sonntagabend im Dauerregen am Lac Léman aufgelöst.
Schlechte Penalty-Erinnerungen
Spätestens nach dem dritten verschossenen Penalty verfinstert sich die Miene des Präsidenten. Die Art und Weise, wie sich seine Equipe in der finalen Zusatzschleife anstellt, missfällt ihm schwer: «Von einer Profi-Mannschaft erwarte ich, dass sie Penaltys konzentriert und seriös verwandelt. Das war leider nicht der Fall. Irrtum vorbehalten, ist es das dritte Penaltyschiessen, welches ich mit dem FCZ im Schweizer Cup erlebt habe – und alle drei haben wir verloren!»
Gar kein Verständnis hat der FCZ-Boss für Nyons Penalty-Matchwinner Leorat Bega (22), der nach dem entscheidenden Elfer nichts Besseres im Sinn hat, als die Zürcher Fan-Kurve mit Gesten und Zeigefinger auf der Lippe zu reizen: «Eine dummdämliche Provokation.» Positiv sei einzig gewesen, «wie sich unsere Spieler und Fans danach verhalten haben».
Weg nach Europa selber verbaut
Canepa pflegte in jüngerer Vergangenheit immer wieder zu sagen, dass der schnellste Weg in den wirtschaftlich erheblichen Europacup-Wettbewerb über den Schweizer Cup führe. «Und den haben wir uns jetzt verbaut.» Er habe indes nie gesagt, der Cupsieg sei das Ziel, stellt Canepa klar. Aber vor der Saison legte der Klubbesitzer die Stossrichtung bei der Medienorientierung klipp und klar fest: «Wir alle haben dasselbe Ziel: Qualifikation für Europa.»
Damit ist eine Top-4-Klassierung in der Super League nun nahezu Pflicht, um das Defizit einzudämmen. Klar ist, dass der Druck zunehmen wird. Für den holländischen Coach Mitchell van der Gaag, für den Sportchef Milos Malenovic, für die ganze Mannschaft. Der FCZ muss nun zeigen, was Canepa im Sommer eingefordert hat: «Mentalität.»