Inter-Trainer Simone Inzaghi (49) wirkt vor dem Champions-League-Final ziemlich relaxt. So hat er sich jedenfalls am Montag an einem rund dreistündigen Medientreffen präsentiert. Weit über hundert Fragen von Journalisten aus aller Welt galt es zu beantworten. Darunter die eines schwedischen Reporters. «Mein achtjähriger Neffe ist grosser Inter-Fan und wollte wissen, ob Sie in der Nacht auf Samstag schlafen können?» Inzaghi lacht und antwortet: «Leicht wird es definitiv nicht. Es erwartet uns keine normale Nacht.»
Gut möglich aber, dass die Anspannung rund um den Champions-League-Final derzeit nicht Inzaghis einzige Sorge ist. Denn in Italien wird dieser Tage über seine Zukunft spekuliert. Er selber bestätigt, dass es unter anderem Anfragen aus Saudi-Arabien gebe. Gleichzeitig betont er: «Es wäre verrückt, wenn ich mich darauf konzentrieren würde, statt auf den Final.»
Längst ein Weltklasse-Trainer
Das grosse Interesse für Inzaghi wundert längst niemanden mehr. Sein Punkteschnitt als Inter-Coach beträgt aus 216 Partien eindrückliche 2,15. Keiner, der mehr als 32 Spiele an der Inter-Seitenlinie stand, kommt auf einen höheren Schnitt. Zudem hat er in vier Jahren sechs Trophäen gewonnen. Nur Roberto Mancini (60) und Helenio Herrera (†87) haben je einen Pokal mehr geholt. Braucht es noch mehr Daten, um zu sagen, dass er zu den Weltbesten seines Fachs gehört? Wohl nicht.
Zu Spielerzeiten war das noch anders. Da war der frühere Stürmer von Lazio im Schatten seines älteren Bruders Filippo (51). Doch auch wenn sich im Trainerbusiness der Bekanntheitsgrad der Geschwister aus Piacenza geändert hat. Etwas hat «Pippo», der in dieser Saison Pisa in die Serie A geführt hat, nach wie vor voraus: einen Champions-League-Titel.
«Ein grosses Spiel steht bevor»
Stellt sich die Frage, was die Familie Inzaghi höher gewichten würde: Einen Champions-League-Titel als Trainer oder als Spieler? «Hoffen wir, dass sich diese Frage überhaupt stellen wird. Falls ja, fragen wir dann unsere Eltern, über welchen Titel sie sich mehr gefreut haben», meint er lachend.
Dabei war der passionierte Padel-Spieler schon einmal sehr nahe am Henkelpott dran. Vor zwei Jahren führte er die Nerazzurri in den Final, wo er gegen Manchester City knapp (0:1) verlor. In München soll es anders enden. «Uns steht ein grosses Spiel bevor. Diese Mannschaft hat mich schon mehrfach begeistert und voller Emotionen zurückgelassen. Und ich bin sicher, dass sie das auch am Samstag tun wird.»