Darum gehts
Ricardo Rodriguez, wie intensiv haben Sie sich schon mit den Stars von Chelsea auseinandergesetzt?
Ich habe das Spiel vom Sonntag geschaut, und natürlich hat der Trainer den Final mit uns vorbereitet. Aber sonst nicht viel.
Haben Sie einen Bezug zur Premier League?
Nein, ehrlich gesagt hat es mich auch nie gereizt, dort zu spielen.
Wer ist für Sie Favorit im Final?
Es ist ein Duell auf Augenhöhe. Chelsea ist ein grosser Name, aber wir müssen uns nicht verstecken. Die Ausgangslage ist auch spannend, wenn man die Trainer betrachtet – unser Coach Manuel Pellegrini und Chelsea-Trainer Enzo Maresca.
Aus welchem Grund?
Die beiden haben zusammengearbeitet und haben eine spezielle Bindung. Beide spielen im Prinzip exakt das gleiche System. Sie machen genau das, was wir auch machen. Das wird sicher sehr interessant.
Sie hatten am Freitag Ihr letztes Ligaspiel, Chelsea musste am Sonntag nochmals ran. In England herrscht Unmut.
Das kann ich verstehen – zwei Tage weniger Erholungszeit, das würde mich auch nerven. Aber ich mache mir keine Sorgen, sie werden bereit sein.
Die Conference League ist ein relativ neuer Wettbewerb. Was halten Sie davon?
Für die Fans ist es attraktiv. Aus meiner Sicht müsste es nicht zwingend sein. Die Reisen in der Gruppenphase waren nicht einfach, auch mental, wenn du den Gegner, den Platz, die Orte nicht kennst. Aber: Es ist ein europäischer Titel, und wir stehen im Final – jetzt will ich den Pokal auch haben.
Was würde Ihnen dieser Titel bedeuten?
Ich will gar nicht wissen, was in Sevilla los sein wird, wenn wir das Ding holen. Das wird nicht normal. Betis hat noch nie einen internationalen Titel gewonnen.
Sie selber auch nicht.
Genau. Für mich wäre das natürlich auch sehr speziell – keine Frage.
Ricardo Rodríguez (32) ist in Schwamendingen ZH aufgewachsen. Früh zog es ihn zum FC Zürich, wo er sämtliche Juniorenstufen durchlief und mit 17 Jahren im Spiel gegen die AC Bellinzona sein Debüt in der ersten Mannschaft feierte. Danach führte ihn seine Karriere als Linksverteidiger auf die grosse europäische Bühne – mit Stationen beim VfL Wolfsburg, AC Milan, PSV Eindhoven, dem FC Turin und seit Sommer 2024 bei Betis Sevilla. Für die Schweizer Nationalmannschaft absolvierte Rodríguez bislang 127 Einsätze – am zweitmeisten Länderspiele in der Nati-Geschichte. Ricardo ist der mittlere von drei Brüdern. Sowohl sein älterer Bruder Roberto Rodríguez (34) als auch sein jüngerer Bruder Francisco Rodríguez (29) schlugen ebenfalls eine Karriere als Fussballprofis ein.
Ricardo Rodríguez (32) ist in Schwamendingen ZH aufgewachsen. Früh zog es ihn zum FC Zürich, wo er sämtliche Juniorenstufen durchlief und mit 17 Jahren im Spiel gegen die AC Bellinzona sein Debüt in der ersten Mannschaft feierte. Danach führte ihn seine Karriere als Linksverteidiger auf die grosse europäische Bühne – mit Stationen beim VfL Wolfsburg, AC Milan, PSV Eindhoven, dem FC Turin und seit Sommer 2024 bei Betis Sevilla. Für die Schweizer Nationalmannschaft absolvierte Rodríguez bislang 127 Einsätze – am zweitmeisten Länderspiele in der Nati-Geschichte. Ricardo ist der mittlere von drei Brüdern. Sowohl sein älterer Bruder Roberto Rodríguez (34) als auch sein jüngerer Bruder Francisco Rodríguez (29) schlugen ebenfalls eine Karriere als Fussballprofis ein.
Die Schweizer Spieler sind international erfolgreich: Drei Coppa-Sieger in Bologna, Rieder und Jaquez holen den DFB-Pokal, Schär gewinnt den FA Cup, Sommer steht im Champions-League-Final – und Sie stehen im Endspiel der Conference League.
Es ist doch kein Geheimnis mehr, dass wir Schweizer gut Fussball spielen, oder? (Lacht.) Ich gönne es allen sehr. Wenn Yann wirklich die Champions League gewinnt, das wäre ein Riesending. Ich würde mich sehr für ihn freuen.
Braucht Murat Yakin ein Katermittel für den US-Trip?
Nein, da liegen ja ein paar Tage dazwischen. Ich bin auch nicht der Typ, der jetzt fünf Nächte durchfeiert – dafür habe ich keine Zeit. Aber zwei Tage feiern sollten schon drinliegen, wenn wir die Trophäe nach Sevilla holen.
Europa-League-Quali in der Liga, Conference-League-Final: Wie ist die Stimmung bei Betis?
Wir haben alle unsere Ziele erreicht und hatten sogar die Chance auf die Champions League. Ich habe aber nach meinem Wechsel letzten Sommer schnell gemerkt: Hier ist etwas möglich. Wir haben ein geiles Team.
Wie lief Ihre erste Saison bei Betis rückblickend?
Es war zu Beginn nicht einfach – neuer Klub, neuer Trainer, neue Taktik. Ich brauchte etwas Zeit, um reinzufinden. Und auch als Team hatten wir keine gute Hinrunde.
In der Rückrunde hat Betis nur verloren, wenn Sie nicht in der Startelf standen.
Klingt nach einer guten Statistik (lacht). Aber im Ernst: Ich weiss, was ich kann – und ich bin sicher, ich hätte dem Team in der Hinrunde mit meiner Erfahrung noch mehr helfen können.
Sie spielen regelmässig, aber nicht immer. Wie sehen Sie Ihre Rolle?
Am Anfang habe ich in der Conference League und im Pokal gespielt, mein Konkurrent in der Liga. Dann wurde mal getauscht. Abgesehen von ein paar Ausnahmen ist es eine konstante Rotation.
Ist das in Ordnung für Sie?
Natürlich gibt es Phasen, in denen ich gerne mehr gespielt hätte. Aber ich kann dem Trainer nichts vorwerfen – ich bekomme regelmässige Einsätze. Und ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste, da tut eine Pause ab und zu ganz gut (lacht).
Wie gefällt es Ihnen und Ihrer Familie in Sevilla?
Sehr gut. Mein Vater kommt aus Galicien, ich habe seit meiner Kindheit eine enge Bindung zu Spanien. Wir sind sehr glücklich hier.
Die spanische Liga war immer ein Traum von Ihnen. Jetzt spielen Sie gegen Real, Barça und Co.
Ja, das war immer ein Ziel von mir. Im neuen Stadion von Real Madrid zu spielen, ist zum Beispiel schon eindrücklich. Und Barça hat in dieser Saison wirklich gut gespielt. Es macht Spass, sich mit diesen Teams und Spielern zu messen.
Mit Isco und Antony haben Sie auch zwei grosse Namen im eigenen Team.
Isco war lange verletzt und kam mit einer Qualität zurück, wie ich sie bei einem 33-Jährigen selten gesehen habe. Er ist am Ball einfach überragend.
Und Antony? Bei Manchester United galt er als Megaflop.
Er ist ein Spielertyp, der Liebe und Vertrauen braucht. Das hat er bei uns bekommen – und er hat sofort abgeliefert. In den letzten Monaten war er enorm wichtig für uns.
Wie geht es bei Ihnen weiter? Sie haben noch ein Jahr Vertrag bei Betis.
Nicht ganz. Ich habe nur noch ein Jahr, wenn ich das will.
Wie meinen Sie das?
Ich habe eine Option auf ein weiteres Jahr. Bis zum 30. Juni muss ich entscheiden, ob ich bleibe. Wenn nicht, bin ich ab 1. Juli vertragslos und frei.
Und wohin tendieren Sie?
Wir fühlen uns als Familie sehr wohl in Sevilla. Ich kann mir gut vorstellen, noch ein Jahr dranzuhängen. Ist doch auch cool, dass ich das jetzt selbst entscheiden kann, oder?
Was wäre die Alternative? Ein Abenteuer in den USA oder im Mittleren Osten?
Ja, das würde mich auf jeden Fall reizen.