Darum gehts
- Ousmane Dembélé: Von der Skandalnudel zum Schlüsselspieler für Paris St-Germain
- Unter Enrique ist aus dem Flügelspieler ein offensiver Herumtreiber mit Torriecher geworden
- 32 Tore in dieser Saison, mehr als in den letzten fünf zusammen
Er war schon als Skandalnudel abgeschrieben. Jetzt könnte Ousmane Dembélé (28) der Schlüssel sein, mit dem Paris St-Germain das Tor zum erstmaligen Gewinn der Champions League öffnet. Es ist eine fast märchenhafte Wandlung des Offensivspielers vom talentierten Ärgernis zum seriösen Unterschiedsspieler.
Was für Geschichten hat Dembélé schon geliefert. Da war ein Koch, der von ihm gefeuert wurde, weil es auf dem Grill zu einer kleineren Explosion kam. Da war der Onkel, der falsche Personalien angab, nachdem sich sein Auto auf der Stadtautobahn entzündet hatte. Und vor allem der Wechsel von Dortmund zum FC Barcelona 2016, den er per Streik durchsetzte.
140 Millionen für 141 verpasste Spiele
140 Millionen Euro hat Barça für ihn nach Dortmund überwiesen. Bekommen hat der Klub einen jungen Mann mit einer offen gelebten Liebe für Fast Food und durchzockte Nächte vor der Playstation. Der Lebenswandel hatte direkten Einfluss auf seinen Körper. 141 Spiele verpasste Dembélé in seinen sechs Saisons für Barcelona verletzt.
Es war wohl Xavi, der in der Saison 2022/23 seine Karriere rettete. Der damalige Barça-Trainer nannte Dembélé den «potenziell besten Spieler der Welt auf seiner Position» und brachte den pfeilschnellen Dribbler in die Spur. Gedankt hat es ihm der Franzose mit dem Absprung nach Paris im Sommer 2023 – für die fixe Ablöse von 50 Millionen Euro, von denen die Hälfte auch noch an Spieler und Berater fliessen sollten.
Und in Paris? Ist Dembélé endlich der Spieler, von dem Barça einst geträumt hatte. Wobei es noch einmal eine gehörige Ohrfeige gebraucht hat. Im vergangenen Oktober strich ihn Luis Enrique kurzerhand aus dem Aufgebot für das Spiel gegen Arsenal. Der PSG-Trainer hatte sich über eine Aktion Dembélés im Spiel gegen Rennes genervt, die er «egoistisch» nannte.
«Das war sehr wichtig», sagt Enrique über jenen Moment bloss, «den Rest hat er ganz alleine gemacht.» Tatsächlich scheint Dembélé seriös geworden zu sein. Krafttraining möge er weiterhin «nicht sonderlich», hat er gesagt. Aber er wisse nun, «dass es meinen Leistungen hilft». Und das sieht man: 32-mal hat er in dieser Saison schon getroffen. Häufiger, als in den letzten fünf Saisons zusammengerechnet.
Und natürlich hat Enrique dazu auch etwas beigetragen. Indem er aus dem Flügel einen Offensivspieler gemacht hat, der sich eigentlich überall herumtreiben darf, wo er will. «Ich versuche einfach, Räume zu schaffen und im Mittelfeld ein wenig Chaos zu stiften», sagt Dembélé vor dem Final.
Gelingt ihm das auch am Samstag gegen Inter, werden in Barcelona ein paar Herren in eine Tischplatte beissen.