Wil-Sportchef Lang ist heiss aufs Cup-Duell mit dem FCSG
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«Das wird ein Riesenkracher»:Wil-Sportchef Lang ist heiss aufs Cup-Duell mit dem FCSG

Wil-Sportchef Michael Lang spielte 31-mal für die Schweiz
«Nati-Aufgebot für einen Argentinier? Ein falsches Zeichen für den Nachwuchs»

Als Profi war Michael Lang (34) für seinen Ehrgeiz bekannt, auch als Sportchef des FC Wil zieht er die Zügel an. Warum im Stadion 700 Sportchefs sitzen, wie heiss er auf den Cup-Kracher gegen St. Gallen ist und wann die Eisbad-Saison beginnt.
Publiziert: 00:04 Uhr
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Als Ziel mit Wil nennt Michael Lang einen Platz in der oberen Tabellenhälfte.
Foto: TOTO MARTI

Darum gehts

  • «Hoffe auf Jahrzehntspiel gegen St.Gallen»
  • «Wer nicht mitzieht, kann in den Breitensport»
  • «Blondel in der Nati? «Ein falsches Zeichen»
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Stefan KreisReporter Fussball

Nein, ein «Gfröörli» ist Michael Lang nun wirklich nicht. Morgens duscht er kalt. Im tiefsten Winter springt er regelmässig in den Bodensee. Und beim Blick-Interview besteht der Sportchef des FC Wil trotz kühlem Wind darauf, draussen zu sitzen. Kurzärmlig.

Blick: Michael Lang, Sie sind passionierter Eisbädeler. Hat die Saison schon begonnen?
Michael Lang: (Lacht) Im Sommer bringt das doch nichts, das hat keinen Einfluss auf die Gesundheit. Es muss schön kalt sein. Ende Oktober fangen wir jeweils an.

Sie sind seit diesem Sommer Sportchef des FC Wil. Wurden Sie ins kalte Wasser geworfen?
Nein, ich wusste, was auf mich zukommen wird. Auch dank meines Vorgängers Jan Breitenmoser, der mich Schritt für Schritt an die neue Aufgabe herangeführt hat.

Worin besteht diese Aufgabe?
In erster Linie müssen wir junge Spieler entwickeln, sie besser machen. Das müssen wir uns auf die Fahne schreiben, das hat Priorität. Beim FC Wil sind wir abhängig von Spielerverkäufen, die TV-Gelder und die Zuschauereinnahmen sind zu gering, um in der Challenge League zu bestehen. Und zum Glück haben wir noch unsere Sponsoren. 

Schauen Sie sich jeden Spieler im Stadion an, bevor Sie ihn verpflichten?
Leider nicht immer. Ich hole mir aber immer auch Feedbacks von anderen Leuten ein. Vor allem, was die charakterlichen Eigenschaften der Spieler betrifft. Die sind mir sehr wichtig. Dann rufe ich beispielsweise jemanden vom Trainerstaff oder einen Mitspieler an und frage nach, was der Spieler für ein Typ ist. Oder ich frage bei einem Scout nach, den ich seit Jahren kenne. 

Wie wichtig ist ein gutes Netzwerk als Sportchef?
Es ist das A und das O. Ohne gehts nicht.

Michael Lang persönlich

Aufgewachsen ist Michael Lang in Egnach TG am Bodensee. Mit 16 debütiert er beim FCSG in der Super League, wechselt dann mit 20 zu GC und holt zwei Jahre später seinen ersten Cupsieg mit dem Rekordmeister. 2015 zieht es Lang dann ans Rheinknie. Beim FCB verbringt er drei äusserst erfolgreiche Jahre mit zwei Meistertiteln, einem Cupsieg und magischen Nächten in der Königsklasse, bevor es ihn 2018 zu Borussia Mönchengladbach zieht. Mit der Schweizer Nati nimmt er an zwei Weltmeisterschaften und an einer Euro teil. Nach seiner Vertragsauflösung beim FCB zügelt Lang zusammen mit seiner Frau und seinen zwei Kindern wieder zurück in die Ostschweiz. Im Winter trifft sich Lang jeden Sonntag mit drei Kumpels zum Kältebad im Bodensee.

Aufgewachsen ist Michael Lang in Egnach TG am Bodensee. Mit 16 debütiert er beim FCSG in der Super League, wechselt dann mit 20 zu GC und holt zwei Jahre später seinen ersten Cupsieg mit dem Rekordmeister. 2015 zieht es Lang dann ans Rheinknie. Beim FCB verbringt er drei äusserst erfolgreiche Jahre mit zwei Meistertiteln, einem Cupsieg und magischen Nächten in der Königsklasse, bevor es ihn 2018 zu Borussia Mönchengladbach zieht. Mit der Schweizer Nati nimmt er an zwei Weltmeisterschaften und an einer Euro teil. Nach seiner Vertragsauflösung beim FCB zügelt Lang zusammen mit seiner Frau und seinen zwei Kindern wieder zurück in die Ostschweiz. Im Winter trifft sich Lang jeden Sonntag mit drei Kumpels zum Kältebad im Bodensee.

Ohne Geldgeber gehts im Schweizer Fussball ebenfalls nicht. René Weiler meinte im Blick, dass auch deshalb Laien in leitenden Positionen mitreden würden. Sind Sie mit dieser Aussage einverstanden?
Das gibts definitiv. So ehrlich müssen wir sein. Wer zahlt, befiehlt. Aber es wäre besser, wenn die Geldgeber fähige Leute für den sportlichen Bereich engagieren, statt selbst zu entscheiden. Das sind ja oft erfolgreiche Unternehmer, die sich in der Privatwirtschaft auch nicht reinreden lassen. Aber der Fussball tickt anders. Da hast du 3000 Trainer und 700 Sportchefs im Stadion.

Redet ihr Präsident, Maurice Weber, bei Transfers mit?
Nein, Maurice kommt nicht zu mir und sagt: ‹Morgen kommt ein neuer Spieler vorbei.› Der Austausch mit ihm ist super. Er übergibt die Verantwortung. Und die gilt es zu tragen. Auch, wenn es nicht gut laufen sollte.

Mit Newacstle-Profi Fabian Schär sitzt ein noch aktiver Profi im Verwaltungsrat des FC Wil. Bringt er sich ein?
Es ist extrem wertvoll, dass er im VR sitzt und Fussballkompetenz mitbringt. Das ist wichtig, dass du im VR jemanden hast, der kritisch hinterfragt und die strategische Ausrichtung des Vereins mitbestimmt. Einer, der weiss, wie das Fussballgeschäft tickt. Ich bin mir sicher, dass sein Einfluss beim FC Wil nach seiner aktiven Karriere noch grösser sein wird.

Sie haben fast 500 Profi-Spiele absolviert. Inwiefern hilft Ihnen Ihre Zeit als Profi nun als Sportchef?
Das hilft sehr, vor allem im Umgang mit den jungen Spielern. Ihnen zu vermitteln, dass man etwas investieren muss, um eine Profikarriere zu machen. Und wenn man dazu nicht bereit bist, dann warten zehntausend andere auf ihre Chance. Es ist wichtig, den Jungs einen Anstoss zu geben. Ihnen zu sagen, dass sie leistungsfähiger werden, wenn sie sich gesund ernähren. Dass sie schneller werden und kraftvoller, wenn sie öfter trainieren. Dass sie weniger Schmerzen haben, wenn sie mehr machen. Das wusste ich mit 19 auch noch nicht.

Wie wichtig ist die Identifikation mit dem Verein?
Sehr wichtig. Die jungen Spieler müssen realisieren, dass der FC Wil eine grosse Möglichkeit ist. Und keine Wohlfühloase, die gratis Chancen verteilt. Ich verlange Identifikation mit dem Verein. Das werden wir knallhart umsetzen. Und wenn einer dazu nicht bereit ist, dann soll er in den Breitensport gehen. Dort verdient er unter Umständen sogar noch mehr.

Sie waren als Profi für Ihren Ehrgeiz bekannt, nun steht man nach sechs Spielen mit bloss einem Sieg da. Würden Sie sich am liebsten selbst einwechseln?
(Lacht). Nein, definitiv nicht. Ich bin zwar noch fit und treibe regelmässig Sport, aber Fussballspielen ist eine ganz andere Belastung. Ich bin nicht unglücklich, muss ich nicht mehr auf dem Kunstrasen kicken.

Sie haben 31 Länderspiele als rechter Aussenverteidiger absolviert. Warum hat die Schweiz seit Jahren ein Problem auf dieser Position?
Es gibt nicht die eine Antwort, sondern verschiedene Gründe. Einer könnte sein, dass früher Spieler, die während ihrer ganzen Juniorenzeit im Zentrum waren, plötzlich auf die Seite geschoben wurden, weil in der Achse nur ältere Spieler gespielt haben. So sind viele junge Spieler mit Spielintelligenz und Übersicht durch die gute Ausbildung im Nachwuchs auf den Aussenpositionen zu Profis geworden.

Was halten Sie davon, dass die Nati mit Lucas Blondel einen Aussenverteidiger aus Argentinien aufgeboten hat?
Das finde ich ein falsches Zeichen an den Schweizer Nachwuchs, wenn wir auf der ganzen Welt nach Spielern suchen, die einen Schweizer Pass haben. In den letzten beiden Nati-Spielen hat man gesehen, welche Spieler sich durchgesetzt haben. Jungs, die in der Schweiz ausgebildet wurden. Und in dieser Beziehung sind wir in diesem Land nach ein paar Umstellungen wieder auf einem guten Weg.

Auch in der Ostschweiz scheint man auf einem guten Weg zu sein. Beim Cup-Kracher zwischen dem FC Wil und dem FCSG werden mehrere Eigengewächse auf dem Rasen stehen. Was erwarten Sie für ein Spiel?
Hoffentlich ein Jahrzehntspiel für den FC Wil. Aber die Rollenverteilung ist klar. Der FCSG ist super in die Saison gestartet. Gleichzeitig ist es ein Cupspiel und wir werden alles dafür tun, um für eine grosse Überraschung zu sorgen. Mit der richtigen Einstellung ist alles möglich.

Wo waren Sie beim Jahrhundertspiel des FC Wil am 3. November 2002?
Im Hallenbad Blumenwies in St. Gallen. Zusammen mit meiner Familie. Und als wir rauskamen, meinte meine Mutter, dass der FC Wil 11:3 gewonnen habe. Das war ein ziemlicher Hammer. 

Challenge League 25/26
Mannschaft
SP
TD
PT
1
6
10
18
2
6
11
14
3
6
9
13
4
6
1
8
5
6
-1
8
6
6
-1
8
7
6
-3
6
8
6
-8
4
9
6
-5
2
10
6
-13
2
Aufstieg
Aufstiegsspiel
Abstieg
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