Darum gehts
- Wil-Fans boykottieren das Jubiläumsspiel gegen Lokalrivalen FC St. Gallen
- Bisher hat Wil bei vielen, auch internationalen Vereinen Absagen kassiert
- Vor Bekanntgabe lud der FC Wil zum Runden Tisch mit Fans
Was aktuell auf dem Bergholz abgeht, riecht nach Realsatire. Die Anhänger des FC Wil boykottieren das Jubiläumsspiel zum 125. Geburtstag des Vereins. Grund: Gegner St. Gallen. «Nachdem bereits diverse Vereine abgesagt hatten – darunter auch der FC St. Gallen – klopfte man nochmals bei Matthias Hüppi an und bat inständig darum, doch noch ein Spiel zu bekommen. Wir halten das für ausgesprochen peinlich», schreibt die Fan-Szene in einem offenen Brief.
Zuvor hatte der FC Wil bei Gladbach, Nürnberg, 1860 München und in fast der ganzen Super League angefragt, aber nur Absagen bekommen. «Der Kunstrasen war ein grosses Thema, vor allem für die Vereine aus Deutschland», begründet Wil-CEO Benjamin Fust. Auch das Datum ist nicht optimal, der 6. September ist ein Samstag während der Nati-Pause.
Wil-Bosse luden zum runden Tisch
Nun muss der FCSG in die Hosen. Sehr zum Unmut der Wil-Fans, die erstens ein grün-weisses Fest befürchten und zweitens eine gesunde Abneigung gegenüber dem grossen Bruder verspüren. Bemerkenswert: Vor der öffentlichen Bekanntgabe des Gegners bat der FC Wil die Fans zum runden Tisch. Wohlwissend, wie emotional das Thema werden wird. Gefruchtet aber scheinen die Gespräche nicht zu haben. Ganz im Gegenteil.
Von einem «Grundsatzentscheid» spricht Fust. Und davon, dass man die Ansichten der Wiler Fan-Kurve respektiere. Dass die treuesten Fans, der harte Kern, beim Geburtstagsspiel fehlen werde, sei «sehr schade», so Fust. Aber man habe ein «Spiel für die Region» gewollt und sei überzeugt, dass es ein «Fest für die ganze Ostschweiz und die Familien» werden wird.
Kein Legenden-Spiel
Als Alternative hatten die Wiler Anhänger ein Duell gegen Klub-Legenden wie Silvio oder Muntwiler vorgeschlagen. Fust aber argumentiert, dass solche Aktionen für gewöhnlich nicht die ganz grossen Gassenfeger seien. «Wir kennen es von anderen Legendenspielen, die ziehen nicht wirklich, und deshalb war das für uns keine Option.»
Der FCSG hingegen sei von Anfang an auf der Kandidatenliste gestanden. Deshalb wehrt sich Fust gegen den Vorwurf, er habe bei Hüppi «Bitti-Bätti» machen müssen: «Es entspricht schlicht nicht der Wahrheit. Das haben wir den Fans persönlich erklärt. Wir haben auch lange auf ein Okay warten müssen. Denn hätte der FCSG international gespielt, wäre er als Gegner ebenfalls nicht infrage gekommen», sagt Fust.
Weil dies nicht der Fall ist, kreuzt Grün-Weiss am 6. September im Bergholz auf. Ganz im Gegensatz zur Wiler Anhängerschaft.