Die Formel 1 bettelt vor dem zehnten WM-Lauf in Montreal am Sonntag (ab 20 Uhr) um einen neuen Sieger. Bisher haben Piastri (5) sowie Norris und Verstappen (je 2) die neun Trophäen abgeräumt. Jetzt sind vor allem Ferrari und Mercedes gefordert.
Die Roten gewannen zuletzt in Mexiko 2024 mit Carlos Sainz, zwei Rennen später in Las Vegas stand George Russell mit dem Mercedes ganz oben. Und eben dieser Russell startet nach dem Pole-Triumph im Qualifying beim GP von der Spitze und hat eine gute Chance, die Dominanz des Trios Piastri, Norris und Verstappen zu unterbrechen.
Und der Brite macht nach dem Rennen sogleich eine Ansage: «Die letzte Runde war vielleicht die heisseste meiner Karriere. In jeder Kurve ging ich noch um ein paar Millimeter näher an die Abschrankungen. Das hat gepasst. Wie 2024 bin ich also vorne und neben mir Max. Dazu sage ich nur: Ich habe weniger Strafpunkte als er, also muss Max aufpassen!»
«Wird ein lustiger Start»
Mercedes scheint dank Russell nun also endlich aus dem Winterschlaf aufgewacht zu sein. Auch wenn man Williams-Mercedes (letztes Jahr noch WM-Vorletzter) mit Sainz und Albon immer auf dem Radar haben muss.
Verstappen, der am Sonntag von Startplatz zwei startet, dürfte also gewarnt sein. Zunächst nimmt es der Holländer aber noch gelassen. «Ich bin zufrieden, das wird sicher ein lustiger Start», so Verstappen nach dem Qualifying. Bereits 2024 startete der Weltmeister beim GP nach dem damaligen Quali-Sieg von Russell neben dem Briten und hatte im Rennen schliesslich die Nase vorne. Ob sich das Geschehene so nochmals wiederholt, wird sich am Sonntag zeigen.
Und wenn es um den WM-Titel geht, dann kommt neben dem Papaya-Duo Piastri und Norris eben nur noch Max Verstappen in Frage.
Der Holländer, der hier die letzten drei Schlachten am Olympischen Ruderbecken gewann: «Meine Gedanken gehen momentan nicht in diese Richtung. Im Moment versuche ich einfach nur von Rennen zu Rennen zu denken und das Beste herauszuholen. Vielleicht spielt dann die Mathematik wieder eine Rolle.»
«Irgendwann wird es krachen»
Aktuell liegt er 49 Punkte hinter Piastri und 39 hinter Norris. Vielleicht ereignet sich auf diesem gefährlichen Inselkurs mit der Horror-Mauer nach der langen Geraden («Wall of Champions») die Aktion, auf die bei McLaren-Mercedes alle warten: Team-Crash.
Nach CEO Zak Brown sagt auch Teamchef Andrea Stella: «Irgendwann wird es krachen.» Auch die Piloten sind keine Träumer. Norris: «Irgendwann wird etwas passieren. Darauf müssen wir vorbereitet sein! Gut möglich, dass sich dann an unserem Verhältnis etwas ändert.»
Piastri, nach nur 55 Rennen schon reif für die Krone: «Das, was 2025 passiert, kann auf unsere Karrieren grosse Auswirkungen haben. Es ist klar, dass wir momentan die grössten Rivalen sind. Es geht um viel.»
«Werde meinen Fahrstil nicht ändern»
Für Verstappen geht es nach dem dummen Rammstoss gegen Russell im Barcelona-Endspurt sogar um eine Rennsperre. Noch ein Strafpunkt hier oder in Spielberg am 29. Juni – und Super-Max schaut zu. «Ich werde deswegen meinen Fahrstil nicht ändern. Ich kann mich doch nicht aus jedem Zweikampf raushalten.»
Nach Spanien haben Verstappen und Russell sich ausgesprochen. Auf dem Flughafen in Barcelona. Russell: «Gut, dass er die Verantwortung für die Aktion übernommen hat. Das war nicht zu erwarten. Sollte er eine Sperre bekommen, wäre es aber nicht ungerecht.»
Höhenflug von Sauber vorbei?
Bei Sauber ist nach dem Hoch in Spanien (5. Hülkenberg) der Alltag eingekehrt. Der Deutsche drehte sich im dritten Training an die berühmt-berüchtigte Wand. Im Qualifying schafft es Hülkenberg zwar zum dritten Mal in der Saison ins Q2, scheitert dort aber. Und auch Bortoleto kann in Montreal mit den Upgrades von Barcelona noch wenig anfangen und scheidet bereits im Q1 aus.
Zuletzt hat Sauber 2023 zweimal hintereinander gepunktet. In Barcelona (9. Zhou) und dann hier in Kanada (10. Bottas). Man hat also beim GP vom Sonntag Matchball.
Der Jubilar heisst diesmal Haas Racing. Das US-Team wird 200 Rennen alt. 62-mal konnte man in die WM-Punkte fahren und hat dabei 333 Zähler erobert. Zwölf davon kommen von Mick Schumacher.