Darum gehts
- Formel-1-WM-Entscheidung in Abu Dhabi zwischen Norris, Verstappen und Piastri
- Kontroversen und Verschwörungstheorien prägen die spannende Saison
- 31. Finale in der F1-Geschichte, das über den Weltmeister entscheidet
Bei den Fans entscheiden zwischen Lando Norris (26), Max Verstappen (28) und Oscar Piastri (24) längst die Sympathien. Auf Blick.ch läuft seit Tagen eine Abstimmung.
Kein Regisseur hätte die 76. Grand-Prix-Saison spannender gestalten können. Hass, Liebe, böse Worte, Verdächtigungen, Skandale – das ganze Programm.
Und nach dem Doha-Krimi muss es noch einmal gesagt werden: Die Formel 1 ist und war noch nie eine heile Welt. Wer dem anderen schaden kann, der tut es. Wer in den Grauzonen der Reglemente ein Schlupfloch gefunden hat, der nützt es auch. Die Kontrollbehörde FIA hat längst erkannt: «Gegen Hunderte von Superhirnen haben wir einen zu kleinen Apparat!»
Norris angefressen
Doch im vorletzten Rennen ging es nicht um zu dünne Unterböden (wie bei der Doppel-Disqualifikation von McLaren in Las Vegas. Diesmal ging es um eine Szene in der vorletzten Runde.
WM-Leader Norris, von der falschen Boxenstrategie ziemlich angefressen, fuhr rundenlang hinter Sieger Verstappen, Piastri, Sainz und Antonelli den grossen Punkten nach.
Bis Antonelli im Mercedes zweimal fast von der Strecke rutschte – beim zweiten Fehler war Norris vorbei.
Verschwörung mit Mercedes?
Da in der Formel 1 nur die Anzahl Fahrer und deren Namen verbürgt sind, tauchten natürlich sofort Verschwörungstheorien auf: Antonelli liess Norris vorbei, da dieser ja mit Mercedes-Motoren unterwegs ist.
Der zählbare Unterschied: Zwei Punkte. Die verhelfen Norris in Abu Dhabi bei einem weiteren Verstappen-Triumph zum Vorteil, dass er jetzt nur noch Dritter (und nicht Zweiter) werden muss. Um nach Lewis Hamilton 2008 der erste McLaren-Weltmeister zu werden.
Wolff schiesst zurück
Diese Rechnung machte man auch sofort bei Red Bull – und damit begann das Geschrei von Unfairness usw. Bei Mercedes löste dies beim emotionalen Chef Toto Wolff (53) einen Sturm der Entrüstung aus. «Eine hirnlose Aussage von Helmut Marko», wetterte der Wiener über den Grazer. Dieser nahm seine Anschuldigungen am Montag zurück. «Ich habe mir das Video nochmals angeschaut. Das sieht nach Fahrfehler aus!»
Und bei Red Bull kam wohl vom früheren Fussballmanager und heutigen Bullen-Sportchef Oliver Mintzlaff (50) der Befehl für eine Entschuldigung. Denn der Shitstorm gegen Antonelli hatte auf den sozialen Medien einen Höchststand erreicht. Der Profiteur Norris («Ich will nur noch schlafen») liess sich zu einem kurzen Kommentar zum fast geschenkten vierten Platz hinreissen: «Danke Kimi».
Verstappen-Spitze Richtung McLaren
Der immer nervöser werdende Brite hatte seine verbalen Energien schon vor dem Rennen verbraucht.
Denn Verstappen, der nach Zandvoort 104 Punkte Rückstand auf Piastri hatte, zog vor Doha noch einen psychologischen Trick aus dem Ärmel: «Ich habe mich nur so lange im WM-Kampf gehalten, weil McLaren so viele Fehler gemacht hat. Wäre unser Auto das ganze Jahr so gut wie der McLaren gewesen, wäre die WM längst vorbei.»
Norris war geschockt und versuchte zu kontern. «Max hat als vierfacher Weltmeister das Recht, den Mund aufzumachen. Er sagt viele kluge Dinge, aber nicht immer.»
Die umstrittene Stallorder
Pole-Mann Piastri, der ohne Strategie-Blackout seiner Chefs bei der Safety-Car-Phase nach sieben Runden wohl gewonnen hätte, trauerte endlich auch der umstrittenen Stallorder in Monza nach, als er Platz zwei an Norris abgeben musste.
Wir rechnen mit: Norris hätte ohne die Stallorder 405 Punkte (jetzt 408), Verstappen 396 Zähler und Piastri 395 Punkte (jetzt 392).
Abu Dhabi ist seit WM-Beginn 1950 das 31. Rennen, das erst im Finale entschieden wird. Zuletzt war dies 2021 in Abu Dhabi der Fall, als sich Mercedes (mit Wolff) und Red Bull (mit Horner und Marko) in die Haare gerieten.
Rennleiter Masi hatte damals gegen alle Regeln das Rennen noch für eine Runde freigegeben – und so Verstappen (mit elf Sekunden Rückstand aber mit frischem Gummi) den Titel geschenkt. Denn Hamilton war mit längst abgefahrenen Reifen chancenlos.