Für Sir Lewis Hamilton (40) bleibt seine Ferrari-Karriere ein Traum und ein Albtraum. Die Gefühlswelt ändert sich von Rennen zu Rennen, von Tag zu Tag. Das Ende? Noch nicht in Sicht. Der Vertrag endet 2026. Am ersten Monza-Trainingstag landete der podestlose Lewis auf dem 5. Platz.
In den ersten 60 Minuten hatte ihm Ferrari noch den roten Teppich ausgerollt: Bestzeit – 0,169 vor Teamkollege Leclerc. Man sah den Briten endlich wieder mal lachen. «Die Fans haben mich nicht vergessen. Immer wenn ich in die Fabrik komme, warten dort viele Tifosi. Ich kenne kein Team, wo die Leute vor den Fabriktoren auf die Fahrer warten.»
Ickx, Stewart und Fittipaldi da
Monza, zum 75. Mal auf dem GP-Kalender (nur 1980 stieg der GP von Italien in Imola), steht ganz im Zeichen von zwei Österreichern. Vom 55. Todestag von Jochen Rindt (Lotus) am 5. September und von Niki Lauda, der hier 1975 seinen ersten WM-Titel holte und Maranello mit Regazzoni auch die Konstrukteuren-Krone sicherte.
Im Fahrerlager wurden mit Jackie Stewart (85), Jacky Ickx (80) und Emerson Fittipaldi (78) noch drei Fahrer vom schwarzen Samstag vor 55 Jahren gesichtet. Rindt-Teamkollege Fittipaldi hatte schon am Tag zuvor mit dem zerbrechlichen Lotus einen Horror-Unfall und flog in den Wald. Vor der Parabolica. Dort, wo 24 Stunden später Rindt als WM-Leader starb. Weil die Bremswelle brach.
Nach Sennas Tod kam die Sicherheit
Es waren damals die wilden Tage im Grand-Prix-Zirkus. Stewart: «Man wusste nie, wenn du wieder den schwarzen Anzug für eine Beerdigung aus dem Kleiderschrank holen musstest.» Nach Sennas Tod am 1. Mai 1994 in Imola bog dann der gefährliche Sport endlich auf die Strasse der Sicherheit ab. Vor allem dank des damaligen FIA-Präsidenten Max Mosley.
Saurer Sainz guter Dritter
Das zweite Training im 5,793 km langen Tempo-Tempel stand dann im Zeichen von Topfavorit McLaren-Mercedes. Norris, der Pechvogel von Zandvoort (Ölleck kurz vor Schluss) durchbrach als erster Fahrer die magische 1:20-Minuten-Grenze.
Kurz darauf gelang dies auch Sainz im Williams. Kehrt der Spanier endlich auf die Erfolgsspur zurück? Seine Zehn-Sekundenstrafe in Holland (Kollision mit Lawson) wird von der FIA nochmals untersucht! Sainz werden wohl seine zwei Strafpunkte gestrichen.
Antonelli raus – Sauber rein?
Nach zehn Minuten wurde das Training durch die roten Flaggen unterbrochen: Antonelli, der einzige Italiener im Feld, hatte seinen Mercedes ins Kiesbett gestellt. Der 18-jährige Rookie kämpft seit dem Podestplatz in Montreal mit seiner Form.
Bei Sauber, wo für die Abschiedsparty des Zelt-Palastes nach 20 Jahren der frühere Sportdirektor Beat Zehnder anreiste, scheinen diesmal Hülkenberg (8.) und Bortoleto (12.) für die Qualifikation am Samstag ab 16 Uhr bereit zu sein. Also endlich wieder mal kein früher Feierabend nach 18 Minuten?
Verstappen 349,6 km/h
Die letzten Minuten bei 27 Grad wurden dann traditionsgemäss für die Longruns (Distanzversuche) genutzt. Sie zeigen klar auf, wer hier am Sonntag bei ähnlichen Bedingungen in das meist kürzeste Rennen der Saison mit grossen Chancen steigt.
Bis jetzt war Verstappen mit 349,6 km/h mit dem Red Bull-Honda der schnellste Fahrer auf der Start-Ziel-Geraden. Und Vorjahressieger Leclerc, Tageszweiter 0,083 hinter Norris, versetzte die Fans mit einem Ausflug durch die Wiese in Angst und Schrecken. Und die Hamilton-Fans sind schon traurig: Beim Rennen muss Lewis fünf Strafplätze zurück. Er hatte vor dem Start in Zandvoort die doppelt geschwenkten Flaggen ignoriert!