Das Rennen
Kaum sind die Ampellichter erloschen, macht Lokalmatador Charles Leclerc klar, dass er Polemann Lando Norris ordentlich einheizen will. Die etwas mehr als 110 Meter bis zur ersten Kurve reichen dem gebürtigen Monegassen für eine erste Attacke. Prompt muss der McLaren-Pilot sofort alles riskieren, um den Angriff in extremis abzuwehren. Der Kampf an der Spitze ist lanciert – und wird dann sogleich durch mehrere frühe Safety-Car-Phasen (zuerst wegen Bortoleto, dann wegen Gasly) wieder ausgebremst.
Die Spannung kehrt erst wieder ab Runde 50 zurück, weil da der Boxen-Poker beginnt. Neu sind in diesem Jahr zwei Stopps vorgeschrieben. Vor allem Weltmeister Max Verstappen setzt auf Risiko. Sein Red-Bull-Team wartet mit seinen beiden Stopps deutlich länger als die Konkurrenz. Das spült den Holländer zwar zwischenzeitlich auf die Leaderposition, am Ende zahlt sich die Strategie aber kaum aus. Er geht erst vor der letzten Runde zum zweiten Mal an die Box und wird danach Vierter.
Immerhin: Weil der vierfache Weltmeister bis tief in die Schlussphase die Spitzengruppe ausbremst, bleibts vorne bis zur karierten Flagge eng. Leclerc ist die letzten Runden Dauergast in Norris' Rückspiegel, den ersten McLaren-Triumph in Monaco seit 2008 (Lewis Hamilton, damals vor Sauber-Fahrer Robert Kubica) kann er aber nicht mehr abwenden. Das Papaya-Duo holt die Podiums-Plätze eins und drei.
Sauber
Schlechter kanns nicht losgehen für die Hinwiler. Gleich in der ersten Runde donnert Rookie Gabriel Bortoleto in der Portier-Kurve gegen die Wand. Zu Recht schimpft der Brasilianer zwar, dass ihm Mercedes-Fahrer Kimi Antonelli im Duell kaum Platz gelassen hat. Eine Strafe gibts aber keine – dafür einen ordentlichen Rückstand für Bortoleto aufgrund des danach notwendigen Boxenstopps. Das Rennen ist für ihn dadurch eigentlich gelaufen. Am Schluss wirds immerhin noch Rang 14.
Aus ähnlichen Turbulenzen kann sich Nico Hülkenberg zwar raushalten. Von Startplatz 13 aus kann der Deutsche aber wenig ausrichten. Auch er wird Opfer der Taktik-Spielchen von Williams (siehe «Das gab zu reden II») und fährt am Ende auf Platz 16 ins Ziel.
Jonathan Wheatley, Teamchef: «Das Rennen wurde von der Strategie bestimmt und war mehr von den Regeln als vom reinen Rennsport geprägt. In der ersten Runde gelang Gabriel in Kurve sechs ein mutiger Schachzug, um eine Position zu gewinnen, aber ein später Schachzug von Kimi in Kurve acht führte zu einer Berührung – ich würde es einen Rennzwischenfall nennen. Auf einer Strecke, auf der das Überholen bekanntermassen schwierig ist, war dies ein Rennen, bei dem die Strategie letztlich den Ausschlag gab – und einige Teams waren in der Lage, das Beste aus dem angepassten Sportlichen Reglement zu machen. Es war einer dieser Tage, an denen Racing Bulls, Williams und Mercedes eindeutig das Teamspiel spielten, was die Dinge für uns definitiv schwieriger machte.»
Nico Hülkenberg: «Ich hatte einen guten Start und konnte in der ersten Runde eine Position gewinnen, aber der Rest des Rennens verlief nicht so, wie wir es uns erhofft hatten. Leider steckte ich immer wieder im Verkehr fest, was vor allem daran lag, dass die Teams vor uns offensichtlich strategische Spielzüge anwendeten. Drei bis fünf Sekunden pro Runde zu verlieren, um die Boxenfenster für ihre Teamkollegen zu öffnen, hat mich massiv gebremst und nicht gerade zu einem angenehmen Rennen geführt. Natürlich gehören Teamplayer zum Sport dazu, aber aus Rennsicht war es nicht das, was sich alle erhofft hatten. Realistisch betrachtet ist ein Start in den Top 10 wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, dies zu vermeiden, und obwohl unsere eigene Strategie und die Boxenstopps gut ausgeführt wurden, gab es wenig, was wir tun konnten, um ein besseres Ergebnis zu erzielen.»
Gabriel Bortoleto: «Monaco war schon immer für spannende Qualifyings und freie Trainings bekannt, aber die Rennen sind oft recht ereignislos, weil das Überholen so schwierig ist. Heute war es nicht anders, obwohl der Sport etwas Neues mit den Reifenregelungen ausprobiert hat. Das hat nicht wirklich funktioniert, und die Teamspiele, die daraus entstanden sind, haben das Rennen langsam gemacht: Jeder fuhr vier oder fünf Sekunden unter seiner eigentlichen Pace, die Reifen bauten nicht ab, und Überholen war unmöglich. Wir werden weiter hart am Auto und an der Abstimmung arbeiten und hoffen, dass wir dadurch unsere Qualifying- und Rennpositionen verbessern können. Konstant in Q2 zu sein oder gelegentlich um Q3 zu kämpfen, würde es uns erlauben, näher am Kampf um die Punkte zu sein.»
Jonathan Wheatley, Teamchef: «Das Rennen wurde von der Strategie bestimmt und war mehr von den Regeln als vom reinen Rennsport geprägt. In der ersten Runde gelang Gabriel in Kurve sechs ein mutiger Schachzug, um eine Position zu gewinnen, aber ein später Schachzug von Kimi in Kurve acht führte zu einer Berührung – ich würde es einen Rennzwischenfall nennen. Auf einer Strecke, auf der das Überholen bekanntermassen schwierig ist, war dies ein Rennen, bei dem die Strategie letztlich den Ausschlag gab – und einige Teams waren in der Lage, das Beste aus dem angepassten Sportlichen Reglement zu machen. Es war einer dieser Tage, an denen Racing Bulls, Williams und Mercedes eindeutig das Teamspiel spielten, was die Dinge für uns definitiv schwieriger machte.»
Nico Hülkenberg: «Ich hatte einen guten Start und konnte in der ersten Runde eine Position gewinnen, aber der Rest des Rennens verlief nicht so, wie wir es uns erhofft hatten. Leider steckte ich immer wieder im Verkehr fest, was vor allem daran lag, dass die Teams vor uns offensichtlich strategische Spielzüge anwendeten. Drei bis fünf Sekunden pro Runde zu verlieren, um die Boxenfenster für ihre Teamkollegen zu öffnen, hat mich massiv gebremst und nicht gerade zu einem angenehmen Rennen geführt. Natürlich gehören Teamplayer zum Sport dazu, aber aus Rennsicht war es nicht das, was sich alle erhofft hatten. Realistisch betrachtet ist ein Start in den Top 10 wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, dies zu vermeiden, und obwohl unsere eigene Strategie und die Boxenstopps gut ausgeführt wurden, gab es wenig, was wir tun konnten, um ein besseres Ergebnis zu erzielen.»
Gabriel Bortoleto: «Monaco war schon immer für spannende Qualifyings und freie Trainings bekannt, aber die Rennen sind oft recht ereignislos, weil das Überholen so schwierig ist. Heute war es nicht anders, obwohl der Sport etwas Neues mit den Reifenregelungen ausprobiert hat. Das hat nicht wirklich funktioniert, und die Teamspiele, die daraus entstanden sind, haben das Rennen langsam gemacht: Jeder fuhr vier oder fünf Sekunden unter seiner eigentlichen Pace, die Reifen bauten nicht ab, und Überholen war unmöglich. Wir werden weiter hart am Auto und an der Abstimmung arbeiten und hoffen, dass wir dadurch unsere Qualifying- und Rennpositionen verbessern können. Konstant in Q2 zu sein oder gelegentlich um Q3 zu kämpfen, würde es uns erlauben, näher am Kampf um die Punkte zu sein.»
Die Stimmen
Lando Norris: «Es war ein hartes, langes Rennen. Jetzt bin ich einfach glücklich, dass einer meiner Träume in Erfüllung gegangen ist. Ich hatte eigentlich alles unter Kontrolle. Also bin ich ein zufriedener Rennfahrer.».
Charles Leclerc (Vorjahressieger): «Ich bin nicht wirklich glücklich. Das ist man nur, wenn man gewinnt. Ich konnte nicht näher auf Norris aufschliessen, sonst hätte mein Motor überhitzt. Ich wollte in meiner Heimat siegen und die Fans wie 2024 glücklich machen. Vielleicht klappts das nächste Mal wieder.»
Oscar Piastri: «Nach der Qualifikation war der dritte Platz die logische Folge. Ich bin happy. In einer Woche gehts ja in Barcelona weiter – und dann liegen vielleicht mehr als 15 Punkte drin.»
Das gab zu reden I
Wie wirkt sich die neue Regel mit den Pflicht-Stopps auf das Renngeschehen aus? Die Antwort: Zumindest in diesem Jahr hält sich das Spektakel auch mit der neuen Vorgabe in Grenzen. Mehrere Teams pokern zwar und warten mit dem zweiten Stopp in der Hoffnung auf eine späte Safety-Car-Phase zu. Diese bleibt aber aus und so verpufft der gewünschte Effekt.
Das gab zu reden II
Wie Williams das Rennen absolviert, sorgt bei der Konkurrenz für rote Köpfe. 42 Runden lang hält Carlos Sainz das Feld hinter ihm im engen Stadtkurs gnadenlos auf, während Teamkollege Alex Albon davor eine immer grössere Lücke herausfahren kann. Nach Albons Stopp an der Box geht das Spielchen dann in umgekehrter Reihenfolge weiter. Bitter ists vor allem für das Mercedes-Duo George Russell und Kimi Antonelli, welches hinter den Williams feststeckt und so sogar eine Überrundung über sich ergehen lassen muss. Und Williams? Beim britischen Team freut man sich am Schluss über drei strategisch herausgefahrene Punkte.
So gehts weiter
Der Formel-1-Tross bleibt am Mittelmeer, zieht aber von Monte-Carlo weiter nach Spanien. Am kommenden Freitag finden in Barcelona die ersten Trainings statt. Das Rennen startet am 1. Juni um 15 Uhr.