Das grosse Geheimnis des WM-Leaders
Jetzt muss McLaren die Piastri-Karte ziehen

In der Team-Wertung dürfte McLaren der WM-Titel kaum noch zu nehmen sein. Soll in der Einzelwertung im Dreikampf mit Verstappen ebenfalls der Titel her, braucht es eine Stallorder. Hier gehts zum Formel-1-Inside von Roger Benoit.
Publiziert: 09:38 Uhr
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Oscar Piastri ist WM-Leader und Favorit auf den Titel.
Foto: Lukas Gorys
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Roger BenoitFormel-1-Experte

Es ist keine Frage der Ehre oder der Moral – es ist und bleibt eine Frage der Vernunft, der Einschätzung der aktuellen Lage. Das Wort Stallorder, schon oft im falschen Rennen angewendet (Schumi/Barrichello), ist kein Werkzeug des Teufels. Eine Stallorder macht Sinn, wenn sie dem Team nützt und dabei auch die Fahrer schont.

Wer sich vor oder während der Rennen einer Stallorder widersetzt, muss auch mit Konsequenzen rechnen. Das Wort Gentleman kann man meist schon mal vergessen. Und der unvergessene Gilles Villeneuve sprach nach dem Wortbruch und Sieg von Ferrari-Teamkollege Didier Pironi in Imola 1982 kein Wort mehr mit dem Franzosen.

13 Tage später, bei der Qualifikation in Zolder, verunglückte Villeneuve tödlich. Nur sechs Rennen später beendete ein schwerer Crash in Hockenheim die GP-Karriere von Pironi. Er starb fünf Jahre danach bei einem Speedboot-Unfall in England.

Nur Team-WM-Titel hat McLaren auf sicher

Bei McLaren hat man offenbar Angst vor einer klaren Stallorder. Okay, die Teamkrone 2025 ist praktisch gewonnen. Aber bei den Fahrern ist es nicht – wie früher mit dem Duo Senna und Prost bei McLaren – eine sichere Sache. Seit Montreal mischt da Vierfach-Weltmeister Verstappen vorn wieder voll mit.

Was machen da die McLaren-Piloten?
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Norris knallt in Piastri:Was machen da die McLaren-Piloten?

Schuld daran ist nicht nur der erste kleine Leistungsabbau der orangen Truppe, sondern auch der unnötige Crash von Oscar Piastri (24) und Lando Norris (25). Wer vier Runden vor Schluss seinen Partner an vierter Stelle angreift, zu dem fallen Experten ausser «schnell» nicht mehr viele positive Attribute ein.

Heisse Spielberg-Erinnerung für Verstappen und Norris

Am kommenden Sonntag steigt in Spielberg der 11. WM-Lauf. Da war doch was 2024 im Kampf um die Spitze. Verstappen und Norris bekriegten sich neben und auf der Strecke mehrmals um die Führung. Bis es sieben Runden vor Schluss krachte. Beide mussten mit Reifenschaden an die Boxen.

Max wurde noch Fünfter, der Brite musste aufgeben. Hirnlos war damals ein oft zitiertes Wort. Es siegte – wie vor einer Woche in Kanada – Russell auf Mercedes. 1,9 Sekunden vor Piastri.

Piastris Erfolgsgeheimnis: keine sozialen Medien

Der australische WM-Leader ist jetzt der klare Titelfavorit. Der fünffache Saisonsieger macht kaum Fehler. Er lebt ein ruhiges Leben, wohnt noch nicht in Monaco und ist (wenn sinnvoll) in einem Privatjet unterwegs. Der nette Junge von nebenan schläft, so sein Manager Mark Webber (seit 2020), «wie ein Baby».

Und sein grösstes Geheimnis: Er hat sich aus den sozialen Medien verabschiedet. Webber: «Dieser Störfaktor ist zum Glück weg.» Piastri läuft nicht, wie die meisten seiner GP-Kollegen, mit dem Handy in der Hand herum und prüft am Abend seine Millionenzahl der Follower. Webber (einst neunfacher Sieger auf Red Bull): «Oscar lebt nur für den Titel.»

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