Hier ein Selfie, dort ein Selfie. Vincent Praplan erfüllt in den Stunden nach Servettes Meistertitel alle Wünsche. Er strahlt bis über beide Backen, kriegt das Lachen nicht mehr aus seinem Gesicht. «Ein solcher Tag wie heute lässt mich alles vergessen», erklärt er dazu. Denn seine Gefühlslage war vor einem Jahr noch eine komplett andere. Der 28-Jährige war gerade am Tiefpunkt angelangt, hatte grosse Zweifel: «Ich fragte mich damals, warum es nicht mehr will und wozu ich das alles überhaupt noch mache.»
Damals war «Praps», wie den Unterwalliser alle nennen, noch ein Spieler des SC Bern. Der die Erwartungen während seiner dreijährigen Zeit in der Bundeshauptstadt nie erfüllen konnte. «Es hat einfach nicht gepasst», bilanzierte er hinterher. Doch mit Bern verbindet er noch weit Schlimmeres als persönliche Niederlagen und eine erfolglose Zeit mit dem SCB. Eine persönliche Tragödie.
Vater stirbt nach SCB-Match
Am 1. März 2022 erleidet sein geliebter Vater Gérard nach einem SCB-Spiel auf dem Weg zum Auto in der Tiefgarage des Stadions einen Herzinfarkt und einen Hirnschlag. Sechs Tage später verstirbt er im Alter von 78 Jahren. Praplan ist am Boden zerstört, fällt in ein tiefes Loch. In Bern, das geht nicht mehr für ihn. Der Vertrag wird in gegenseitigem Einvernehmen aufgelöst. Der Nati-Stürmer macht einen Neustart in Genf, unterschreibt bis 2025 bei Servette.
Dieser Entscheid lässt ihn wieder aufblühen. «Hier hat es vom ersten Tag an für mich gepasst.» Er trifft auf ein Team, das von Anfang an nur ein Ziel hat: Ende Saison den Kübel in die Höhe zu stemmen. «Das haben wir nun gemeinsam geschafft, und so bleiben wir uns für immer verbunden.»
Geschwister teilen Titel-Moment mit ihm
Auch Praplan leistet seinen Betrag dazu, findet wieder zu seiner früheren Form. Im Final gegen Biel kann er zwar nicht mehr die ganz grossen Akzente setzen, da er sich im Halbfinal eine Handverletzung zugezogen hat. Für einen tollen Assist zum vorentscheidenden 3:0 durch Daniel Winnik in der Finalissima vom Donnerstag reicht es aber trotzdem. «Es galt auf die Zähne zu beissen», sagt er mit einem Lächeln und blickt auf seine getapte und geschiente Hand, die ihn zweifellos beim Spielen behindert haben muss. Deshalb kann Praplan in diesem Jahr auch keine Option für das WM-Team von Patrick Fischer sein.
Er will jetzt einfach diesen magischen Moment mit seinem ersten Meistertitel geniessen, diese schönen Gefühle nach dem absoluten Tiefpunkt. «All meine Geschwister sind hier», sagt er und ergänzt sichtlich bewegt: «Es ist hart, dass mein Vater uns vor einem Jahr verlassen hat und diesen Moment nicht mit uns teilen kann. Wir vermissen ihn, aber irgendwo ist er, schaut auf uns runter und ist mindestens so glücklich, wie wir es gerade sind.» Das Leben habe ab und an harte Prüfungen mit einem vor. Praplan hat am eigenen Leib erfahren: «Hochs und Tiefs liegen oft nahe beisammen».
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | HC Davos | 27 | 31 | 55 | |
2 | ZSC Lions | 25 | 30 | 52 | |
3 | Lausanne HC | 27 | 3 | 49 | |
4 | SC Bern | 27 | 19 | 48 | |
5 | EHC Kloten | 28 | 0 | 47 | |
6 | EV Zug | 27 | 17 | 43 | |
7 | SCL Tigers | 26 | 3 | 38 | |
8 | EHC Biel | 27 | -1 | 37 | |
9 | HC Ambri-Piotta | 27 | -14 | 36 | |
10 | Genève-Servette HC | 25 | 0 | 34 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 27 | -12 | 34 | |
12 | HC Lugano | 25 | -18 | 32 | |
13 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 28 | -19 | 32 | |
14 | HC Ajoie | 26 | -39 | 21 |