«Brauchen Hilfe ohne solche Auflagen»
Sforza wehrt sich gegen Kürzung der Spitzenlöhne

Der Staat soll dem Sport mit 115 Millionen unter die Arme greifen. Doch klar ist: Die Löhne müssen runter. Einige Spieler sind bereit dazu.
Publiziert: 30.11.2020 um 14:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.11.2020 um 20:03 Uhr
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FCB-Trainer Ciriaco Sforza ist gegen Bedingungen, wie die Kürzung der Löhne um 20 Prozent.
Foto: Sven Thomann
Stephan Roth, Nicole Vandenbrouck, Angelo Rocchinotti, Stefan Kreis und Matthias Dubach

Die politische Debatte ist für Klub-Bosse und Spieler ein heikles Feld. Nicht alle möchten sich nicht aufs Glatteis begeben, wenn es um die Diskussion über Steuergelder für den Sport und Lohnkürzungen um 20 Prozent geht. Doch es gibt auch solche, denen es nicht an der Courage fehlt, an der politischen Diskussion teilzunehmen. «Wir sind gesellschaftspolitisch, was Nachwuchsförderung, Integration, Emotionalität und Wertschöpfung betrifft, relevant und wünschen uns deshalb eine ähnliche Unterstützung wie sie Kulturinstitutionen in der Schweiz erhalten», sagt FCZ-Präsident Ancillo Canepa.

Peter Zahner, der CEO der ZSC Lions, sagt: «Es stellen sich arbeitsrechtliche Fragen, alle Trainer und Spieler haben befristete Arbeitsverträge und die Klubs können ja nicht gegen das Arbeitsrecht verstossen. Es wäre am Besten, wenn man die Lohnsumme über einen zu definierenden Zeitraum reduzieren könnte und nicht auf den einzelnen Vertrag bezogen wird.»

Lüthi: «Nicht der Zeitpunkt, Forderungen zu stellen»

Und welche Erwartungen und Forderungen hat Marc Lüthi ans Parlament? «Es ist nicht der Zeitpunkt, um Forderungen zu stellen», sagt der SCB-CEO. «Meine Hoffnung ist, dass die Vorlage durchgewunken wird.»

Die drei Bosse sind auch im regen Austausch mit Politikern. «Ich durfte in der vorberatenden Kommission Auskunft geben und unseren Standpunkt darlegen. Ich bin vorsichtig optimistisch, dass die Vorlage durchkommt», sagt Lüthi, der zusammen mit Sion-Präsident Christian Constantin vor der Nationalrats-Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur sprach, worauf sich diese einstimmig für das 115-Millionen-Hilfspaket aussprach.

«Wir sind im Gespräch mit National- und Ständeräten», sagt auch Zahner. Der ZSC-Manager hat schon beim erfolgreichen Stadion-Projekt die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt, auf Politiker zuzugehen, um ihnen Mechanismen und Hintergründe zu erklären, da nicht jeder von Haus aus mit der Materie vertraut ist.

Sforza: «Konsequent und ohne derartige Auflagen»

Eine klare Haltung hat FCB-Coach Ciriaco Sforza zu den A-fonds-perdu-Beiträgen des Bundes und den damit verbundenen Bedingungen: «Persönlich finde ich das grundsätzlich gut. Aber nicht zu Bedingungen wie etwa einer Kürzung der Spitzenlöhne um 20 Prozent. Wenn man die Profiklubs unterstützen will, dann soll man dies konsequent und ohne derartige Auflagen tun – oder es lassen.»

Der Bundesrat hat aber klar gemacht, dass Klubs, die von Entschädigungen profitieren wollen, die Spitzen-Löhne (über 148'200 Franken) kürzen müssen. Vielen Klubs kommt das tendenziell gelegen.

Lohnverzicht? Suri: «Ja, definitiv!»

Doch sind die Spieler bereit, auf 20 Prozent ihres Lohnes zu verzichten, damit Ihr Klub die A-fonds-perdu-Gelder beziehen kann? «Ja, definitiv!», sagt Reto Suri (31), Stürmer des HC Lugano. «Jeder ist in irgendeiner Weise vom Virus finanziell betroffen. Deshalb ist es wichtig, dass wir zusammenstehen, alle ihren Teil der Verantwortung übernehmen, um das Überleben des Profi-Eishockeys zu sichern und damit den ganzen Nachwuchs und alle Arbeitsplätze, die dazu gehören.»

Jeder Spieler befinde sich in einer anderen Lebenssituation sagt Ramon Untersander (29). «Ich kann also nur für mich reden. Geld ist nicht alles. Wir haben in Bern bereits freiwillig auf 20 Prozent verzichtet. Wie es weitergehen wird, weiss zum jetzigen Zeitpunkt niemand», sagt der SCB- und Nati-Verteidiger, der bald zum zweiten Mal Vater wird. «Es gab in Bern im Mai ein erstes Meeting mit Marc Lüthi. Wir wurden immer offen, ehrlich und transparent informiert. Der SCB hat diesbezüglich einen sehr guten Job gemacht und unternimmt alles, das Unternehmen am Leben zu halten.»

Und Pascal Berger, der Captain der SCL Tigers sagt: «Viele Fragen sind noch offen. Es könnte auch sein, dass die Gesamtlohnsumme des Teams um 20 Prozent gekürzt wird. Was ich aber definitiv sagen kann: Das Wichtigste ist, dass die Klubs überleben. Ich werde sicher alles dafür tun, dem Klub zu helfen und würde auch finanzielle Einbussen in Kauf nehmen.» Der 31-Jährige verzichtet bereits auf 15 Prozent seines Lohnes.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Davos
HC Davos
26
30
53
2
ZSC Lions
ZSC Lions
24
31
52
3
SC Bern
SC Bern
27
19
48
4
Lausanne HC
Lausanne HC
26
2
46
5
EV Zug
EV Zug
26
16
41
6
EHC Kloten
EHC Kloten
26
-2
41
7
EHC Biel
EHC Biel
26
0
37
8
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
26
-9
34
9
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
23
2
33
10
SCL Tigers
SCL Tigers
24
-3
32
11
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
25
-14
32
12
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
26
-14
32
13
HC Lugano
HC Lugano
24
-20
29
14
HC Ajoie
HC Ajoie
25
-38
21
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