Darum gehts
Für Leonardo Genoni ist es eine Saison voller neuer Herausforderungen – trotz seiner (Erfolgs-)Routine. Der 37-Jährige wird erstmals in seiner Karriere von einer langwierigen Verletzung ausser Gefecht gesetzt. Erst Ende November greift er beim EVZ ins Liga-Geschehen ein. Für die Nati-Camps im Dezember und Februar wird der Silberheld von 2024 gar nicht erst aufgeboten. Das Spiel gegen die Slowakei in der ersten WM-Vorbereitungswoche ist deshalb sein erstes in dieser Saison für die Schweiz.
Anfang April und Genoni ist bereits Teil der Nati? Das hats schon lange nicht mehr gegeben. Dem siebenfachen Meistergoalie steht die längste WM-Vorbereitung seiner Karriere bevor. Die letzten zehn Jahre erreicht er mit seinen Klubs immer mindestens den Playoff-Halbfinal und stösst spät zur Nati. So spät, dass zumindest nach seinen Final-Teilnahmen bereits klar ist, dass er nicht mehr aus dem WM-Kader gestrichen wird.
Überraschend gute erste Camp-Woche
Erstmals seit der Saison 2013/14 (mit dem HCD 2:4 gegen Kloten) ist für Genoni heuer bereits nach dem Viertelfinal Schluss – nach bloss vier Partien (0:4 gegen Davos) auch noch mit dem schnellstmöglichen Ende. «Mit dem Klub haben wir es vermasselt. Jetzt bekomme ich diese Saison die zweite Chance, etwas zu erreichen», sagt Genoni und ergänzt, dass die erste Camp-Woche überraschend gut verlaufen sei.
Wieso überraschend? Er erklärt, dass das frühe Ausscheiden ein Überbrücken der ungewohnt langen Pause bis zum ersten Nati-Training nötig gemacht hat. Während zweieinhalb Wochen gehen acht EVZ-Spieler – inklusive der schwedischen Nati-Kandidaten – selbständig aufs Eis. Die Feldspieler werden von Development-Coach Ted Suikonen unterstützt, Genoni von Torhüter-Trainer Simon Pfister. «Das hat sich gelohnt, ich bin gut vorbereitet», so Genoni.
Den ehrgeizigen Keeper nach der vorhandenen Motivation für den vierwöchigen Aufbau bis zur WM zu fragen, ist überflüssig. «Es ist unsere Strasse zur WM. Ich habe einfach schon die erste Einfahrt genommen. Mein Ziel ist, erst wieder die letzte Ausfahrt zu nehmen.» Sprich: Ende Mai in Stockholm nach einem der K.o.-Spiele. Dann würde diese WM-Kampagne für ihn fast zwei Monate dauern.
Jetzt haben wir Camp-Woche 2, Genoni will alle vier durchstehen. «Mit jeder Woche, die vorbeigeht, muss man bessere Leistungen bringen.» Weil er schon so früh dabei ist, muss er entsprechend mehr Konkurrenten ausstechen. Bei der nächsten Nomination dürften voraussichtlich die beiden ausgeschiedenen Halbfinalisten Reto Berra (38, Fribourg) und Sandro Aeschlimann (30, Davos) dazustossen.
Genoni erwähnt auch noch die beiden in Nordamerika engagierten Akira Schmid (24, AHL, Henderson) und Connor Hughes (28, AHL, Laval). «Ich kann die Füsse nicht hochlegen, wir haben zu viele starke Schweizer Torhüter.» Muss sich der verdienstvolle Keeper tatsächlich um einen WM-Platz balgen? «Ja, für mich ist das die Herausforderung. Ich scheue den Vergleich aber nicht.» Genoni betont: «Ich will keiner der Aussortierten sein.»