Darum gehts
Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht. Dass die Schweiz auf Junioren-Ebene den Anschluss zu den Top-Nationen verpasst hat, war schon in den letzten Jahren zu erkennen. Immer wieder gibts es Kanterniederlagen. Doch bis zu diesem Jahr konnte man den Abstieg stets vermeiden. Dazu hatte man stets zwei Chancen. Aufgrund des Modus der U18-WM, bei dem vier von fünf Teams pro Gruppe weiterkommen, reichte in der Regel ein Sieg gegen den schwächsten Gegner, um sich für die Viertelfinals zu qualifizieren. Ansonsten blieb noch die Möglichkeit, in der Relegation gegen den anderen Gruppenletzten wenigstens den Ligaerhalt zu sichern.
Doch dieses Jahr ging es für die U18 in Texas schief. Nach den Schlappen gegen Schweden (3:10) und die USA (0:10) verlor die Mannschaft von Fabio Schumacher auch gegen Tschechien (2:4) und vor allem das Schlüsselspiel gegen Deutschland (4:5). Und in der Nacht auf Donnerstag kam dann der K.o., als die Schweizer im Relegationsspiel gegen Norwegen (4:5 n.P.) auf besonders schmerzhafte Art und Weise scheiterten, womit die U18-Nati nächstes Jahr erstmals seit dem Aufstieg 2006 nicht mehr auf höchster Stufe vertreten sein wird.
Dass es mit dem als schwach eingestuften Jahrgang 2007 heiss werden würde, musste man erwarten, zumal mit Lars Steiner (17, Rouyn-Noranda Huskies), der noch in den Playoffs der kanadischen Junioren-Liga QMJHL engagiert war, der talentierteste Stürmer fehlte. Alles auf einen schwachen Jahrgang zu schieben, würde aber zu kurz greifen, auch wenn den 2008ern wieder mehr Qualität attestiert wird.
Nur noch ein Erstrunder im NHL-Draft seit 2017
Das Schweizer Eishockey hinkt bei der Entwicklung von Talenten seit einigen Jahren hinter den besten Nationen her, aber zum Beispiel auch hinter der Slowakei. Dazu haben andere Fortschritte gemacht. Das wirkt sich auch beim NHL-Draft aus. Seit Nico Hischier 2017 als Nummer 1 von den New Jersey Devils gezogen wurde, hat die Schweiz mit Lian Bichsel (2022, Nr. 18, Dallas Stars) nur noch einen Erstrunder hervorgebracht. Das wird sich auch dieses Jahr nicht ändern. Die Frage ist, ob überhaupt ein Schweizer gedraftet wird.
- 2025 Relegationspiel: 4:5 n.P. gegen Norwegen
- 2024 Viertelfinal: 0:4 gegen die USA
- 2023 Viertelfinal: 3:7 gegen Kanada
- 2022 Viertelfinal: 0:8 gegen Tschechien
- 2021 Viertelfinal: 0:2 gegen Finnland
- 2020 Keine U18-WM
- 2019 Relegationsspiele: 2:1-Siege gegen die Slowakei
- 2018 Relegationsspiele: 2:0-Siege gegen Frankreich
- 2017 Viertelfinal: 2:4 gegen die USA
- 2016 Viertelfinal: 1:9 gegen Kanada
- 2015 Halbfinal: 4:5 n.V. gegen Finnland
- 2014 Viertelfinal: 2:3 gegen Kanada
- 2013 Viertelfinal: 4:7 gegen Finnland
- 2025 Relegationspiel: 4:5 n.P. gegen Norwegen
- 2024 Viertelfinal: 0:4 gegen die USA
- 2023 Viertelfinal: 3:7 gegen Kanada
- 2022 Viertelfinal: 0:8 gegen Tschechien
- 2021 Viertelfinal: 0:2 gegen Finnland
- 2020 Keine U18-WM
- 2019 Relegationsspiele: 2:1-Siege gegen die Slowakei
- 2018 Relegationsspiele: 2:0-Siege gegen Frankreich
- 2017 Viertelfinal: 2:4 gegen die USA
- 2016 Viertelfinal: 1:9 gegen Kanada
- 2015 Halbfinal: 4:5 n.V. gegen Finnland
- 2014 Viertelfinal: 2:3 gegen Kanada
- 2013 Viertelfinal: 4:7 gegen Finnland
«Es ist ein Weckruf. Es hat sich in den letzten Jahren abgezeichnet, dass man nach Lösungen suchen muss. Ich hoffe, dass man nun mehr Gehör findet», sagt Nati-Direktor Lars Weibel. «Es ist wichtig, dass man gemeinsam über die richtigen Lösungsansätze diskutiert. Es braucht einen runden Tisch.»
Einige Probleme sind strukturell. In der Schweiz herrscht ein Mangel an Eisbahnen – und dennoch liegen Eisflächen zu gewissen Zeiten brach, weil junge Spieler am Nachmittag die Schulbank drücken. Ambitionierte Talente, die fünfmal pro Woche trainieren, müssen zu Randzeiten aufs Eis, was ihre Tage lang macht und die Erholung zu kurz kommen lässt. Das könnte auch ein Grund sein, warum Schweizer im Vergleich zu ihren Altersgenossen im Ausland sich eher später entwickeln.
Freies Eis, wenn die Talente die Schulbank drücken
«Ich bin Fan des Schweizer Schulsystems. Aber in diesem Bereich bin ich nicht so Fan», sagte Edgar Salis unlängst im hörenswerten Blick-Podcast «SCHLIIFTS?». Gibt es da Hoffnung zur Besserung? «Wir bemühen uns. Doch da kommt man in den Bereich der Politik und da mahlen die Mühlen relativ langsam», so der Nachwuchschef der ZSC Lions, die diese Saison alles gewannen, was man im Junioren-Hockey gewinnen kann.
In den Junioren-Ligen werden die Nachwuchsspieler meist zu wenig gefordert, weshalb nicht wenige den Weg über Schweden oder Nordamerika suchen. Wer über genug Talent verfügt, hat kaum Konkurrenz und kommt mit einer Spielweise durch, mit der man auf internationaler Ebene schnell einmal an seine Grenzen stösst.
«Aus meiner Sicht ist es eine System-Frage. Die jungen Spieler brauchen möglichst viel Eiszeit auf möglichst hohem Niveau», sagt Weibel. Doch trotz der Hoffnung, dass der Abstieg als Weckruf dient, sagt der Nati-Direktor: «Ich möchte es nicht zu sehr dramatisieren. Wir haben im Schweizer Eishockey vieles, bringen die PS aber zu wenig auf den Boden.»
Dass der Abstieg keine Katastrophe sein muss, zeigen die Slowaken, die 2019 mit der U18 abstiegen und wegen Corona erst drei Jahre später wieder aufsteigen konnten und seither im Nachwuchsbereich, auch dank Finanzspritzen des Staates, riesige Fortschritte erzielten und im NHL-Draft für Furore sorgten.