Darum ist die Ausgangslage für die Schweizer so entspannt
So sorgenfrei wird die Nati wohl nie mehr an eine WM fahren

Der Vizeweltmeister reist entspannt nach Dänemark, der Viertelfinal scheint eine Formsache. Sorgen müssen sich andere machen.
Publiziert: 00:02 Uhr
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Glücksgefühle 2024: Die Schweiz feiert nach dem Sieg gegen Kanada den Finaleinzug.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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Dino KesslerLeiter Eishockey-Ressort

Ein Turnier, das für die Schweizer Nati über Siege gegen die Eishockey-Schwellenländer Dänemark, Norwegen, Ungarn und Kasachstan bereits den Viertelfinal vorsieht, ist im Prinzip ein Spaziergang. Ein Abstieg ist für den Vizeweltmeister von 2013, 2018 und 2024 längst nicht mal mehr eine virtuelle Bedrohung, und selbst für den Fall, dass alle Dämme brechen sollten – als Veranstalter des nächsten Turniers ist man in diesem Jahr unabsteigbar.

Nach der Silbermedaille von Prag und der inzwischen entspannten Personalsituation im Verband kann die Nationalmannschaft für einmal sorgenfrei nach vorne blicken, der Vertrag von Nati-Coach Patrick Fischer (49) läuft bis nach der WM 2026 und Deutschland ist für einmal (vorerst) nur ein Vorrundengegner. 

Was kann diese Mannschaft erreichen? Vier NHL-Spieler verleihen der Mannschaft den nötigen Glanz, sieben WM-Debütanten sorgen für eine Prise Unberechenbarkeit. Und dann ist da noch der Erzählstrang mit Andres Ambühl (41), der sich nach seiner 20. Weltmeisterschaft auch von der internationalen Bühne verabschieden wird. Man hatte auf dem Papier bestimmt schon stärkere Aufgebote an den Start geschickt, allerdings haben die auch nicht immer gehalten, was sie versprochen haben. Also? Viertelfinal als Zielsetzung und dann schauen, was kommt. Seit Patrick Fischer im Amt ist (2016), hat Rekordweltmeister Kanada (28 Titel) als einzige Nation jedes Jahr die Halbfinals erreicht. 

Mutiges Angriffshockey seit 2016

Der Viertelfinal soll es also sein. Auch wenn der Nati-Coach selbst damit vielleicht nicht einverstanden ist. Im November 2021 hatte er einen Entscheid getroffen, der die Eishockey-Nation dauerhaft unter Strom setzte: Fischer beförderte die seiner Meinung nach «scheinheilige» Zielvorgabe Viertelfinal auf den Index. 

Warum er das getan hatte? Weil die Nationalmannschaft im Frühling zuvor den Viertelfinal gegen den Erzrivalen Deutschland im Penaltyschiessen verloren hatte. Die Mannschaft hatte in einer Art Flashback plötzlich wieder das zynische Angsthasen-Hockey gezeigt, das nichts mit rein defensivem, aber vor allem gar nichts mit dem mutigen Angriffs-Eishockey zu tun hatte, das Fischer seit seiner ersten Weltmeisterschaft 2016 in Moskau propagierte. Ein Nackenschlag für das gesamte Programm. 

Danach wurde es erst mal noch schlimmer, bevor es besser wurde: Gegen die USA (0:3, 2022) und wieder Deutschland (1:3, 2023) setzte es weitere Viertelfinal-Ohrfeigen mit nachhaltiger Wirkung, und die Stimmen, die auf eine Neuorientierung an der Spitze der Nationalmannschaft drängten, wurden noch lauter. Bis sie während der WM 2024 zum Schweigen gebracht wurden. 

Die NHL droht mit einer revolutionären Idee

Dabei war der Anteil des Trainers am Viertelfinal-Erfolg gegen Deutschland im letzten Frühling in Tat und Wahrheit etwa gleich gross wie jeweils an den bitteren Niederlagen von 2021, 2022 und 2023. In die Bredouille gebracht hat sich Fischer ausgerechnet durch seinen für einen Schweizer untypischen Enthusiasmus, obwohl man seinen Optimismus ja eigentlich schätzte, das ist einigermassen paradox. Er lässt frisch von der Leber weg spielen, hat einen eigenen Stil aufgesetzt und träumt von Medaillen, aber wer vom Halbfinal spricht, muss ihn mindestens zwischendurch auch mal erreichen. Das ist konsequent.

Viertelfinal, Halbfinal, Medaillen. Da kann die Schweiz mitreden, solange die WM jeweils im Frühling durch den internationalen Verband (IIHF) veranstaltet wird, während in der NHL gerade mal die zweite Playoff-Runde ausgespielt wird. Sollte die NHL ihre revolutionären Pläne umsetzen und ab 2028 selbst internationale Wettkämpfe mit den besten acht Nationen veranstalten, werden die Karten neu gemischt. Dann werden vor allem die Länder am Drücker sein, die ihre Auswahlen ausnahmslos oder zumindest grösstenteils mit NHL-Spielern bestücken können. 

Das Viernationen-Turnier im letzten Februar mit Kanada, den USA, Finnland und Schweden war schon mal ein Hinweis dafür, in welche Richtung sich das internationale (Spitzen-)Eishockey in naher Zukunft entwickeln könnte. Vorläufig ist die Schweiz aber noch gut im Geschäft – vorausgesetzt sie kann Dänemark, Norwegen, Ungarn und Kasachstan schlagen. 

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