Darum gehts
Aus der Not eine Tugend machen – seit seinem ersten Tag als Nati-Trainer begleitet dieses Motto Murat Yakin. Zu Beginn seiner Amtszeit im Sommer 2021 musste er für die WM-Quali aufgrund zahlreicher Ausfälle erfinderisch werden. Nun steht in der kommenden Woche die nächste Qualifikation für eine Weltmeisterschaft vor der Tür. Die Ausfälle halten sich zwar in Grenzen, von Yakins immer wieder betontem Rhythmus kann bei einigen seiner Nati-Stars allerdings aktuell keine Rede sein.
Goalieposition
Zwar musste Gregor Kobel beim Saisonauftakt gegen St. Pauli gleich drei Tore zulassen, doch die Schweizer Nummer 1 ist voll im Saft. Mehr Bauchschmerzen dürfte man beim SFV betreffend Yvon Mvogo haben. Wie schon im letzten Sommer droht sich der 31-Jährige in Sachen Klubsuche komplett zu verpokern: kein Klub, kein Rhythmus, keine Spielpraxis. YB-Goalie Marvin Keller könnte seinen rasanten Aufstieg somit fortsetzen und auch in der aktuellen Nati-Hierarchie weiter vorrücken.
Verteidigung
In der Defensive herrscht Alarm: Aurèle Amenda und sogar Abwehrboss Manuel Akanji stehen aktuell bei 0,0 Minuten Einsatzzeit. Gleiches gilt für die im Frühling geförderten Isaac Schmidt und Lucas Blondel, die beide zuletzt nicht mal mehr im Kader ihrer Klubs gestanden sind. Cédric Zesiger hat total elf Spielminuten auf dem Konto. Besser sieht der Spielrhythmus bei Ricardo Rodriguez (109 Minuten), Miro Muheim (210), Nico Elvedi (180), Silvan Widmer (115), Ulisses Garcia (102) oder Stefan Gartenmann (424) aus.
Die Frage stellt sich: Probiert Murat Yakin doch noch das Dreierketten-Experiment mit Denis Zakaria neben Akanji und Rodriguez? Seit einem Jahr spielt der Nati-Trainer mit dem Gedanken, den formstarken Monaco-Captain in der Innenverteidigung einzusetzen. Testen konnte man es aufgrund von Verletzungspech aber nie richtig.
Mittelfeld
Das wohl zuverlässigste Mittelfeldduo der Nati-Geschichte steht wie immer bereit: Nati-Chef Granit Xhaka und Remo Freuler sind in ihren Klubs gesetzt und brennen auf die Quali-Spiele. Ardon Jashari tastet sich nach seinem Mega-Transfer zur AC Milan mit Teileinsätzen an die neue Heimat heran. Michel Aebischer ist nach seinem Wechsel zu Pisa in der Startelf gesetzt. Vincent Sierro startet mit dem neuen Arbeitgeber Al-Shabab erst am Wochenende in die Saison. Sehr erfreuliche Neuigkeiten gibt es zudem aus Frankreich: Fabian Rieder ist mit zwei Startelf-Einsätzen bei Stade Rennes in die Saison gestartet. Auch mit Simon Sohm, der für rund 15 Millionen zu Florenz gewechselt ist und dort im Mittelfeld gesetzt ist zu Saisonbeginn, darf auf Yakins Kandidatenliste gerechnet werden.
Sturm
Die guten Nachrichten zuerst: zwei Skorerpunkte in zwei Spielen – Dan Ndoye läuft nach seinem 40-Millionen-Transfer zu Nottingham Forest bereits zur Hochform in der Premier League auf. Auch das neue Nati-Juwel Johan Manzambi ist bei Freiburg im Mittelfeld inzwischen Stammspieler. Bei Yakin hat er zuletzt als Flügel begeistert. Ruben Vargas stand am Montag bei Sevilla erstmals seit März und nach langer Verletzungspause wieder in der Startelf.
Im Sturmzentrum herrscht dafür Alarm: Breel Embolo ist in Monaco aktuell nicht mal im Kader, Zeki Amdouni fällt mit Kreuzbandriss monatelang aus und Andi Zeqiri spielt bei Genk keine Rolle. Der zu Leeds gewechselte Noah Okafor scheint weiterhin keine Option für die Nati zu sein. Man darf davon ausgehen, dass Yakin seinem Stürmer Nummer 1 Embolo auch ohne Spielpraxis das Vertrauen schenkt – und darauf hofft, dass er sich gegen den Kosovo und Slowenien den Frust von der Seele schiesst.