Darum gehts
- ZSC Lions in Krise: Trainer Bayer kritisiert Mannschaft nach siebter Niederlage
- Bayer appelliert an Ehre der Spieler und fordert mehr Kampfgeist
- Bayer erlebte Gegensätze: Vom gefeierten Meistertrainer zum angezählten Coach in 17 Spielen
Der Wind bei den ZSC Lions hat gedreht. Konnte zuvor im Rahmen der aktuellen Niederlagenserie noch die Erklärung herhalten, dass man eigentlich gut spiele, aber derzeit schlecht belohnt werde und nur wenig fehle, dass der Bock umgestossen wird, war damit nach der 1:5-Ohrfeige gegen Lugano definitiv Schluss. Notabene war es die siebte Pleite in Folge, die fünfte davon in der Meisterschaft, zwei weitere gab es in der Champions League.
Trainer Marco Bayer (53) hatte sich vor diesem Dienstagabend jeweils schützend vor seine Mannschaft gestellt und versucht, das Leistungstief wegzumoderieren, indem er mit Positivität voranging. Doch nach dem unschönen Erlebnis in Lugano war bei ihm fertig mit lustig. Sichtlich niedergeschlagen erklärte er gegenüber Mysports: «Ein solches Gesicht meiner Mannschaft habe ich noch nie gesehen!»
Bayer appelliert an die Ehre
Der Meistertrainer und Champions-League-Triumphator der letzten Saison holte zu einer Brandrede aus und appellierte an die Ehre seiner Spieler: «Ich bin enttäuscht über die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind. Wir haben es vermissen lassen, zu kämpfen und den Stolz zu zeigen, dieses Trikot für die ZSC Lions tragen zu dürfen. Es ist momentan hart für mich, die richtigen Worte zu finden.»
Lugano habe seiner Mannschaft den Schneid abgekauft, man sei nicht bereit gewesen, die Zweikämpfe anzunehmen, nur mit spielerischen Mitteln würde es nicht reichen, führte Bayer weiter aus. Die Frage ist nun, was seine Worte bewirken. Bei der Mannschaft. Aber auch bei der Chefetage, der diese Entwicklung nicht gefallen kann. Am Freitag kommt das unberechenbare Fribourg nach Zürich, am Samstag gehts zum Derby nach Kloten.
Bayers Trainerleben der krassen Gegensätze
Bayer lernt das Leben als ZSC-Trainer gerade in krassen Gegensätzen kennen. Ende April war er als Meistertrainer der gefeierte Held, dem anschliessend am Sechseläuten-Umzug die Massen zujubelten. Einen Sommer und 17 Meisterschaftsspiele später steht er nach einer heftigen Niederlagenserie mit dem Rücken zur Wand da und ist angezählt.
In diesem Business wird gefeiert und gefeuert. Bayer ist in allen möglichen Funktionen – als Spieler, Assistenztrainer, Sportchef und Headcoach – genügend lange dabei, um diese Gesetze des Sports zu kennen. Wenn man mit ihm vor dem Saisonstart sprach, dann machte er nie den Fehler, sein Standing nach der überragenden letzten Saison zu überschätzen. Bayer war sich stets bewusst, dass die Zähler auch bei ihm wieder auf null gestellt werden, er erneut liefern muss.
Diese Einstellung dürfte ihm nun dabei helfen, diese Herausforderung in dieser misslichen Lage anzunehmen. Und zu zeigen, dass er noch Herr der Lage ist. Solange man ihn noch lässt.