BLICK: Herr Lötscher, wie geht es Ihnen fast vier Wochen nach dem schrecklichen Unfall Ihres Sohnes Kevin?
Martin Lötscher: Kevins Situation hat sich verbessert und damit auch meine persönliche. Ich sehe seine Fortschritte, kann ihn spüren. Das sind die Lichtblicke.
Sie sind täglich bei Ihrem Sohn?
Ja, er spürt die Anwesenheit seiner Familie. Dass wir bei ihm sind, ist wichtig für seinen Heilungsprozess. Wir geben Kevin unsere Wärme in dieser für ihn sehr schwierigen Zeit.
Und wie geht es Kevin?
Er ist im Berner Inselspital in guten Händen. Er wird in der Abteilung für Patienten mit Hirnverletzungen ins Leben zurückgeführt, muss Alltägliches neu lernen.
Können Sie beschreiben, was Sie in den letzten Wochen emotional durchgemacht haben?
Wenn man einen Anruf bekommt und einem mitgeteilt wird, dass ein schlimmer Unfall passiert ist, verändert dies das ganze Leben. Die Unsicherheit und Hilflosigkeit in diesem Moment war unbeschreiblich. Der erste Kontakt im Spital und die ersten Erkenntnisse, das waren schlimme Momente. Das künstliche Koma, die Aufwachphase und seine ersten Worte, das war extrem emotional.
War diese Hilflosigkeit das Betäubendste?
Ja, ich habe eine Hilflosigkeit erlebt, wie ich sie in meinem Leben noch nie durchmachen musste. Doch das Vertrauen in die Ärzte hat uns gestärkt. Und vor allem die grosse Anteilnahme in der Schweiz aus allen Schichten, nicht nur aus dem Sport, hat uns viel Kraft gegeben. Wir haben sehr emotionale Reaktionen bekommen, die Sympathien und die Unterstützung sind wirklich gross, danke.
Es erinnert Sie aber auch stets an den schlimmen Unfall.
Das stimmt. Aber man darf nicht vergessen, dass der Unfall viel schlimmer hätte ausgehen können. Kevin könnte tot sein oder gelähmt. Jetzt aber sind wir uns sicher, dass alles wieder gut wird. Deshalb bleiben wir positiv.
Welchen Moment haben Sie als schlimmsten in Erinnerung?
Den Anruf. Er riss mich unerwartet aus einer heilen Welt, hat mich emotional umgehauen.
Diese Wochen müssen Ihnen wie eine Ewigkeit vorkommen.
Ich verbringe viel Zeit an Kevins Spitalbett. Wenn ich ihm so nahe bin, denke ich über nichts anderes nach und vergesse auch die Zeit. Es sind jeweils wunderschöne Momente, die ich sogar vermisse, wenn ich nicht bei ihm bin.
Denken Sie an die Zukunft?
Was viele Leute im Leben verlernt haben, musste auch ich wieder lernen: Geduld zu haben. Ich gehe immer ohne Erwartungshaltung zu Kevin ins Spital und freue mich daher über jedes kleine Erlebnis sehr.
Aber Sie machen sich schon Sorgen?
Sorgen sind natürlich da, weil Unsicherheiten, Zweifel und Ängste bestehen, die uns auch die Ärzte derzeit noch nicht nehmen können. Ich strahle aber Zuversicht aus, denn das soll Kevin spüren.
Hadern Sie mit dem Schicksal?
Die Frage, warum ausgerechnet Kevin, stelle ich mir immer wieder. Die Ärzte haben uns aber bewusst gemacht, dass man die Vergangenheit nicht ändern, jetzt dafür aber Kevins Zukunft positiv beeinflussen kann. Die finale Antwort auf diese Frage werden wir sowieso nicht finden.
Sie wirken sehr gefasst.
Es bringt niemandem etwas, wenn ich in Panik verfalle. Das würde auch Kevin an meiner Stelle nicht tun. In einer solchen Situation geht man physisch und mental über die körperlichen Grenzen hinaus. Den Unfallhergang werden wir eines Tages aufarbeiten, das wird für uns und Kevin noch einmal emotional intensiv. Und vielleicht kommt der Tag noch, an dem alles hochkommt.
Eine 19-jährige betrunkene Walliserin fuhr den Nationalspieler über den Haufen.
Die Jugendlichen kannten sich und verbrachten die Stunden vor dem Unfall zusammen ().
Lötscher erlitt dabei schwere Kopfverletzungen, von denen er sich nun im Berner Inselspital erholt. Der Hockeystar musste da die ersten zehn Tage in ein künstliches Koma versetzt werden.
N. V.
Eine 19-jährige betrunkene Walliserin fuhr den Nationalspieler über den Haufen.
Die Jugendlichen kannten sich und verbrachten die Stunden vor dem Unfall zusammen ().
Lötscher erlitt dabei schwere Kopfverletzungen, von denen er sich nun im Berner Inselspital erholt. Der Hockeystar musste da die ersten zehn Tage in ein künstliches Koma versetzt werden.
N. V.