Darum gehts
Am Sonntag und Montag musste der Spengler Cup ohne seine neue Turnier-Attraktion auskommen. Zuerst zogen die U.S. Collegiate Selects ihren ordentlichen freien Tag ein, anschliessend kam durch den Gruppensieg ein zweiter dazu. Das gab den Spielern, die Gelegenheit, ihre Umgebung in den Bündner Bergen besser kennenzulernen. Am Sonntag vergnügten sie sich mit einem gemeinsamen Ausflug auf das Jakobshorn.
«Das war ziemlich lustig. Wir haben jetzt auch die Möglichkeit, uns die lokalen Geschäfte ein wenig anzuschauen. Vielleicht kaufe ich mir noch ein paar Klamotten oder eine Jacke», erzählt Quinn Finley (21), mit 2 Toren und 2 Assists der Topskorer des Teams und schwärmt: «Davos ist mit dieser Schneelandschaft eine wunderschöne Stadt.»
Plötzlich Stars in Davos
Die College Boys haben festgestellt, dass sich durch ihre erfrischenden Auftritte am Traditionsturnier auch die öffentliche Wahrnehmung verändert hat. Konnten sie am ersten Tag noch relativ unbehelligt durch Davos schlendern, reagieren die Menschen inzwischen auf die jungen Hockeyaner in den blauen Collegiate-Mützen und -Jacken.
«Die Leute kommen auf uns zu und teilen uns mit, dass sie unsere Art, Eishockey zu spielen, schätzen», freut sich Headcoach Guy Gadowski (58). Und auch Jungstar Finley weiss zu berichten: «Die Menschen sagen uns auf der Strasse ‹Hallo› oder ‹gut gemacht› und solche Sachen.»
In Europa auf sich aufmerksam machen
Bevor der Drittrunden-Draft der New York Islanders zum Interview-Termin mit Blick erscheint, hat er noch einige Selfie-Wünsche von Fans zu erfüllen. «Es sind mehr geworden in den letzten Tagen», sagt er mit einem fast schon verlegenen Lächeln, «aber ich habe auch selbst ziemlich viele Fotos und Selfies von mir gemacht».
Es ist augenfällig, wie offen, unkompliziert und freundlich die U.S. Collegiate Selects durch ihren Staff und ihre Spieler in Davos auftreten. Spontan einen Interview-Termin bekommen? In der heutigen Sportwelt oft ein Ding der Unmöglichkeit, bei ihnen aber «no Problem». Sie freuen sich, wenn man sich für sie interessiert, sie in Europa auf ihr Programm aufmerksam machen können.
«Zukunft der NHL-Entwicklung liegt im College-Hockey»
«Wir sind der Meinung, dass College-Hockey zu den schnellsten Eishockey-Arten der Welt gehört, und dies wollen wir hier zeigen», sagt Gadowski. Er ist seit 1999 (!) als Headcoach in der NCAA (National Collegiate Athletic Association) tätig – inzwischen seit 2011 in Pennsylvania – und hat die ganze Entwicklung mitgeprägt. «Das College-Hockey wird immer besser und jedes Jahr kommen mehr NHL-Spieler aus unserer Liga. Daher glaube ich, dass die Zukunft der NHL-Entwicklung im College-Hockey liegt.»
Vor dem Turnier wusste man nicht, was den Spengler Cup mit den U.S. Collegiate Selects erwartet. Nun sind alle begeistert – gegenseitig. Und deshalb soll der diesjährige Auftritt am Spengler Cup, wenn es nach Gadowski geht, auch keine einmalige Sache sein: «Wir würden uns freuen, wenn in Zukunft jedes Jahr eine College-Auswahlmannschaft die NCAA an diesem grossartigen Turnier vertreten würde.»
Spengler-Cup-Sieg und dann in die NHL
Die simpelste Variante, um auf jeden Fall auch für 2026 eine Einladung zu erhalten, wäre es, den Spengler Cup zu gewinnen. Jetzt, nachdem sie erfahren haben, dass sie gegen gestandene Profis aus dem Erwachsenen-Hockey mehr als nur mithalten können, ist dies auch das Ziel. «Wir sind dazu bereit, die Leute noch mehr zu überraschen, und haben eine Gruppe hier, die das schaffen kann», ist Topskorer Finley überzeugt.
Später dann soll es für den jungen Stürmer in die NHL gehen. Diese ist sein grosser Traum. Auf die Frage, wie viele seiner Spieler, die wir dieser Tage am Spengler Cup beobachten, man eines Tages in der NHL sehen werde, will sich Gadowski nicht auf eine Zahl festlegen, sagt aber mit Bestimmtheit: «Jeder, der hier ist, hat eine Chance.»

