Verkrümmte Finger, Hirnerschütterungen und gebrochene Knochen sind im Football keine Seltenheit. Kein Wunder wenn muskelbepackte Kolosse mit einem Körpergewicht von über 100 Kilogramm aufeinanderprallen. Kurzum: Nur die härtesten Typen vermögen sich in der NFL durchzusetzen. Kein Sport also für bisexuelle oder schwule Männer? Fakt ist: Bisher ist jedenfalls von keinem solchen Spieler bekannt, der in der NFL tätig ist.
Das ändert sich diese Saison. Der NFL-Free Agent Ryan Russell outet sich nun als bisexuell, stellt ein Bild von sich und seinem Partner auf sein Instagram-Profil. Ein grosser Schritt für den 27-Jährigen. «Ich habe die ganze Zeit zwischen zwei Welten gelebt. Deshalb war es für mich wichtig, dass ich nun endlich die ganze Wahrheit über mich offenlegen kann», erklärt Russell gegenüber «ESPN».
Schicksalsschlag öffnete Russell die Augen
Russell wurde 2015 von den Dallas Cowboys gedraftet. Nach nur einem Jahr in Dallas ging er zu den Tampa Bay Buccaneers, wo er zwei Saisons lang spielte. Dazumal hielt sich der Amerikaner betreffend seiner sexuellen Orientierung noch bedeckt. Der Grund: «Ich traute mich nicht, da ich der erste LGBT-Spieler gewesen wäre. Das wollte ich nicht sein. Aus diesem Grund sah ich die Wahrheit über meine sexuelle Orientierung als ein Opfer an, das ich bringen musste, um mich in der NFL durchzusetzen.»
2018 verpasste Russell die gesamte Saison verletzungsbedingt. Während dieser Zeit musste er zudem den Tod eines guten Freundes verkraften. Ein Schicksalsschlag, der ihm die Augen öffnete. «Ich lernte dadurch, wie zerbrechlich das Leben sein kann. Deshalb widmete ich mich nur noch den Dingen, die mich glücklich machten», so Russell. Der Entschluss sich zu outen war gefasst.
«Ich denke NFL ist bereit für einen bisexuellen Spieler»
Bi- und Homosexualität ist in der NFL noch immer ein Tabu-Thema. Und bis jetzt hat Russell noch keinen Vertrag bei einem neuen Team unterschrieben. Er sieht das jedoch locker: «Ich denke die NFL ist bereit für einen bisexuellen Spieler. Deshalb gibt es keinen Grund, sich zu verstecken. Solange du deinen Teamkollegen zeigst, dass du bis zum letzten Atemzug für sie kämpfen wirst, interessiert es niemanden wen du liebst.»
Russell ist sich sicher, dass er grosse Unterstützung erhalten wird und hofft, für Spieler mit dem selben Schicksal als Vorbild dienen zu können. (jk)