Trumps Zollpolitik – eine Chance für die UBS
Steilpass aus Washington

Die Strafzölle von 39 Prozent treffen die Schweizer Exportwirtschaft empfindlich. Doch die Bankenlobby sieht darin auch eine Chance, die Regulierung der Branche abzuschwächen.
Publiziert: 06:00 Uhr
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Aktualisiert: vor 14 Minuten
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Für UBS-Chef Sergio Ermotti kommen die neuen Zölle nicht ungelegen. Seinem Lobbying gegen härtere Eigenkaptialregeln helfen sie.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Banken unterstützen Unternehmen bei US-Zöllen. Wirtschaftsstandort Schweiz gefährdet
  • UBS kann auf Lockerung der Eigenkapitalanforderungen aufgrund der Krise hoffen
  • UBS plant Wachstum in den USA und beantragt Lizenzen für Kreditvergabe
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die Politik muss handeln, damit der Wirtschaftsstandort Schweiz nicht weiter geschwächt wird, forderte der Direktor der Bankiervereinigung, Roman Studer, diese Woche auf Social Media. «Denn der Finanz- und der Werkplatz gehen Hand in Hand.» Studers Botschaft: Die Banken werden nicht abseitsstehen, wenn die Schweizer Wirtschaft bedroht ist. Wie jetzt von Donald Trumps horrenden Zöllen.

Erste Unternehmen haben bereits angekündigt, sich aus den USA zurückzuziehen, Teile der Produktion in die Europäische Union zu verlagern oder vermehrt Komponenten aus Ländern zu beziehen, die nicht von den hohen Zöllen betroffen sind. Damit wollen sie den Schweizer Wertschöpfungsanteil in der Lieferkette senken. Stark exportorientierte Firmen könnten dennoch unter Druck geraten und Kurzarbeit beantragen müssen.

Studers Vorstoss kann durchaus als eigennützig verstanden werden. Die Banken – so ist die Aussage des Bankier-Direktors zu verstehen – werden den Unternehmen mit Krediten unter die Arme greifen. Zudem bietet eine Krise immer auch die Chance, lästige Vorschriften zurückzuschrauben: «Jetzt müssen die geplanten Regulierungen auf ein vernünftiges Mass zurückgestutzt werden», präzisiert ein führender Branchenvertreter im Gespräch.

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Trumps Zollpolitik hat vielen vor Augen geführt, wie verletzlich das Schweizer Erfolgsmodell tatsächlich ist. Die Demütigung, die die Schweiz in Washington erfahren hat, sitzt tief. Nun sei die Zeit gekommen, zusammenzurücken.

Die veränderten geopolitischen Vorzeichen würden dem Bundesrat Gelegenheit geben, die Regulierungen ohne Gesichtsverlust zu entschärfen. Unter anderem könnte die von Bern geplante Verschärfung der Eigenkapitalanforderungen überdacht und allenfalls abgemildert werden. 

Ein weiteres Argument brachte diese Woche die britische «Financial Times» ins Spiel: Der Bundesrat beklage zu Recht die unfaire Behandlung durch seinen wichtigsten Handelspartner. Nun könne die UBS den Magistraten den Spiegel vorhalten und sagen: Schaut, auch wir wollen gerecht behandelt werden und gleiche lange Spiesse haben wie unsere Konkurrenten. Also überlegt euch nochmals die massiv verschärften Eigenkapitalvorschriften.

Die Bank schweigt

In der Grossbank will zu diesen Überlegungen niemand Stellung beziehen. Möglicherweise könnte sich dies als kontraproduktiv erweisen und der UBS den Vorwurf eintragen, Profit aus der Krise zu schlagen. Hinzu kommt, dass die Eigenkapitaldiskussion noch viele Jahre laufen wird, bis eine definitive Entscheidung vorliegt. Bis dann ist der Zollspuk vielleicht wieder vergessen. 

Ob es ratsam ist, der UBS in der Eigenkapitalfrage entgegenzukommen, ist allerdings eine andere Frage. Die Grossbank verfolgt in den USA ambitionierte Wachstumspläne: «Wir haben gerade erst begonnen, unsere Muskeln zu trainieren», sagte Rob Karofsky (57), Amerika-Chef und Co-Leiter des globalen Wealth Managements, kürzlich in einem Interview.

Die UBS will vermehrt Kredite vergeben und hat die nötigen Lizenzen beantragt. Damit steigen die Risiken im US-Geschäft merklich – letztlich auch für die gesamte Bank und den Steuerzahler in der Schweiz.

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