Es hätten erholsame Ferien in Australien und Neuseeland werden sollen. Doch ein tödlicher Streit zwischen Han K.* (64) und seiner Frau Xiao K.* (†62) aus Niederglatt ZH lässt die Ferien in einer Tragödie enden. Der Schweizer erwürgte seine Gattin, nachdem sie Wind von seiner Affäre bekam (BLICK berichtete). Seither sitzt der Zürcher in U-Haft in Nelson (Neuseeland). Er ist des Mordes angeklagt.
Am dritten Tag vor Gericht wurde nun auch ein enges Familienmitglied befragt. Der Mann wurde per Video aus den USA zugeschaltet, berichtet «Stuff». Ob es sich dabei um den 26-jährigen Sohn des Paares, Steve K.*, handelt, ist unklar.
Mann warf Teigtasche nach Frau
«Sie hat viel gelitten», sagt der Mann am Mittwoch. Immer wieder sei es zu Streitereien zwischen dem Schweizer Paar mit chinesischen Wurzeln gekommen. Die beiden sollen sich dabei beschimpft haben und teils auch handgreiflich gewesen sein.
Bei einem Konflikt vor 16 Jahren habe der Mann eine Teigtasche nach ihr geworfen und die Frau am Auge verletzt. Seither soll er darauf geachtet haben, sie körperlich nicht mehr anzugehen und sich zurückzuziehen, wenn sie verärgert war.
Die 62-Jährige habe immer wieder mit Kopfschmerzen gekämpft, was zu schlechter Laune und Konflikten mit ihrem Ehemann führte.
Er wollte reisen, sie Zeit mit Verwandten verbringen
Dem Zeugen gegenüber habe Xiao K. immer wieder betont, wie unglücklich sie sei und sich am liebsten scheiden lassen würde. Er glaube jedoch nicht, dass sie ihr Vorhaben aktiv verfolgte. Eine Scheidung sei im Kulturkreis Chinas nicht akzeptabel.
Auch hätten Xiao und Han K. unterschiedliche Vorstellungen von ihrem Ruhestand gehabt. Er wollte dem Familienmitglied zufolge reisen, sie dagegen mehr Zeit mit ihren Verwandten verbringen.
Der Mann habe sich bei seiner Frau immer wieder «für all die schlechten Dinge, die er ihr angetan hat», entschuldigt. Akzeptiert habe sie die Entschuldigung aber nie.
Affäre seit September 2017
In der Nacht zum 27. April 2018 kam es im Hotel Rutherford zu einem heftigen Streit zwischen den Eheleuten. Der Auslöser soll der Staatsanwaltschaft zufolge eine andere Frau in China gewesen sein, mit der Han K. eine Affäre hatte.
Die betrogene Ehefrau fand einen Tag vor ihrem Tod verräterische Nachrichten auf dem Handy ihres Mannes.
Wie später im Gerichtssaal bekannt wurde, sollen sich K. und seine Liaison zwischen September 2017 und April 2018 über 9300 Nachrichten geschickt haben.
«Hinterhältig» und «schamlos»
Die betrogene Ehefrau informierte direkt nach der Entdeckung ihren Bruder per Sprachnachricht. «Er hat eine aussereheliche Affäre, ich habe es versehentlich herausgefunden, als ich bemerkte, dass er hinter meinem Rücken immer wieder Anrufe machte und Chats sendete», sagte sie und nannte ihren Mann «hinterhältig» und «schamlos».
Weiter beklagte sie sich auch über die Verwandten des Mannes. Sie sollen sie seit über 30 Jahren «immer wieder schikaniert» haben.
Nachdem sie Han K. sagte, dass sie seine Familie ebenfalls informieren werde, tötete er sie.
Deutsches Ehepaar wegen Streit geweckt
Ebenfalls wurden am Mittwoch die Zeugenaussagen eines deutschen Ehepaares vorgelesen. Sie hatten das Zimmer direkt neben der Familie K. bewohnt. Sie seien zwischen 2.30 und 3.30 Uhr durch Geräusche geweckt worden. Allerdings konnten sie zunächst nicht sagen, ob der Lärm aus dem Nebenraum oder dem Zimmer im oberen Stock kam.
«Ich hörte, wie jemand laut mit den Füssen stampfte. Dann kam ein Schlag und etwas fiel auf den Boden», heisst es in der Zeugenaussage. «Es klang so, als wurde etwas geworfen oder umgestossen. Ich nahm an, dass es sich um ein Möbelstück oder einen Koffer handelt», sagten die Deutschen.
Laut dem Gutachten des Pathologen Martin Sage starb Xiao K. infolge einer schweren Erstickung zwischen Mitternacht und 6 Uhr am 27. April.
Die Frau wies eine kleine Schürfwunde am Hals auf, die von einem Fingernagel stammen könnte. Weiter hatte sie eine Schürfung auf der Innenseite des linken Arms. Diese könnte auftreten, wenn die Kleidung zu eng zugezogen wird, so der Pathologe.
Dem Ehemann drohen jetzt mehrere Jahre Haft. Der Prozess wird nächsten Montag fortgesetzt.
Die Bekannte des Paares stehen immer noch unter Schock. «Ich habe bis jetzt gehofft, dass es nur ein Unfall war. So etwas hätte ich ihm niemals zugetraut», sagt Beiping Luo (56), Ex-Chef der China-Medizinerin zu BLICK. (man)
* Namen geändert