Das Yin-und-Yang-Zeichen aus Kies ist kaum noch zu erkennen. Überall wuchert Unkraut. Der Garten verwahrlost. Einst kümmerte sich Xiao K.* (†62) liebevoll um Blumen, Beete und Sträucher vor und hinter ihrem Einfamilienhaus in Niederglatt ZH. Das war einmal.
Die China-Medizinerin wurde in den Ferien erwürgt. Offenbar vom eigenen Ehemann Han K.* (64). Gemeinsam reisten die chinesischstämmigen Schweizer im April 2018 nach Australien, dann nach Neuseeland. In einem Hotel kam es zu Streit. Xiao K. wollte sich trennen. Sie hatte herausgefunden, dass ihr Mann sie mit einer Frau in China betrügt.
«Dachte, er sei geschäftlich im Ausland»
Beiping Luo (56) kann immer noch nicht fassen, was passiert sein soll. «Ich habe bis jetzt gehofft, dass es nur ein Unfall war. So etwas hätte ich ihm niemals zugetraut», sagt der Ex-Chef der China-Medizinerin zu BLICK. Das Paar habe sich öfter mal gestritten. Aber nicht mehr als andere auch. Von einer Affäre habe er nichts gewusst. Aber: «Han K. war öfters im Ausland», betont der Freund der Familie.
Das kann auch Anna-Dolores Latino (55) bestätigen. Die Coiffeuse wohnt seit über 15 Jahren neben dem Ehepaar. Latino zu BLICK: «Ich dachte, das sei geschäftlich gewesen. Dass er eine andere Frau haben könnte, damit habe ich nicht gerechnet.»
Viel habe sie aber nicht mitbekommen. «Sie lebten für sich, zeigten kaum Gefühle», so die Coiffeuse. So auch ihr Sohn, Steve K.* (26). Er lebt in den USA, studiert am renommierten Massachusetts Institute of Technology. Nach der tragischen Nachricht kam er in die Schweiz. «Er war kurz hier. Man hat ihm aber nichts angemerkt. Er wirkte nicht traurig, war nett, freundlich. So wie immer», so die Coiffeuse.
Alles noch so wie vor ihrer Abreise
Nach seinem kurzen Schweiz-Besuch flog der Sohn nach China. Dort organisierte er die Beerdigung seiner Mutter. Mittlerweile ist er wieder in den USA. Was er nun mit seinem Elternhaus vorhat, weiss Latino aber nicht.
Im Moment offenbar überhaupt nichts. «Es ist alles noch so, wie vor ihrer Abreise nach Australien letztes Jahr», sagt die Nachbarin. Es wirkt so, als ob Xiao K. und ihr Mann wieder nach Hause kommen würden. Doch das werden sie nicht. Die China-Medizinerin ist tot. Ihr Ehemann steht die nächsten zwei Wochen in Neuseeland vor Gericht. Ihm drohen viele Jahre Gefängnis.
* Namen geändert