Darum gehts
- Stadtpolizei Uster installiert KI-gesteuerte Verkehrskontrolle an Bahnübergang
- Erste Überwachungsanlage dieser Art schweizweit, rechtliche Lage noch unklar
- Busse von 250 Franken für Überfahren bei eingeschaltetem Wechselblinklicht
Wer ab sofort über den Bahnübergang an der Bahnhofstrasse/Brunnenstrasse in Uster ZH fährt, sollte genau aufpassen. Denn: Sobald die Lichter angehen und die Schranke sich senkt, heisst es stehenbleiben. Kein schnelles Rüberhuschen mehr.
Neu wird per Kamera überwacht, ob Lenker sich auch an die Verkehrsregeln halten. Bei Verstoss droht eine Busse von 250 Franken. Es ist die Erste dieser Art in der Schweiz.
«Wir sehen haarsträubende Situationen»
«Es handelt sich um ein KI-gesteuertes optisches System, welches registriert, wenn sich das Wechselblinklicht einschaltet», sagt Sascha Buchmann, stellvertretender Kommandant der Stadtpolizei Uster, zum «Tages-Anzeiger». Der neue Schranken-Blitzer ist mit einem Schild erkenntlich, auf dem «technische Verkehrskontrolle» steht.
Hintergrund für das neue Kamerasystem sind zahlreiche gefährliche Situationen und Unfälle. Buchmann: «Wir sehen haarsträubende Situationen.» Zum Beispiel hätten Lenker schon auf dem Bahnübergang überholt, während die Schranken dabei waren, sich zu senken.
Verurteilung wegen fahrlässiger Störung des Eisenbahnverkehrs
Besonders ein Unfall aus dem Jahr 2019 sorgte schweizweit für Schlagzeilen. Eine Frau blieb mit ihrem Kombi auf dem Bahnübergang stehen, als die Schranken nach unten gingen. Ein Mann eilte ihr zu Hilfe, versuchte, das Auto von den Gleisen zu manövrieren – ohne Erfolg. Die S15 krachte in den Kombi. Der unbekannte Helfer hatte jede Menge Glück. Bei dem Zug-Crash wurde er nur leicht verletzt. Um der Frau zu helfen, riskierte er sein Leben.
Die Lenkerin wurde anschliessend wegen fahrlässiger Störung des Eisenbahnverkehrs und der mehrfachen fahrlässigen Verletzung der Verkehrsregeln zu einer bedingten Geldstrafe von 7500 Franken verurteilt.
Aber wie kam sie überhaupt auf die Gleise? Die Autofahrerin hatte sich laut der Staatsanwaltschaft auf eine Velofahrerin konzentriert und dabei das blinkende Signal des Andreaskreuzes übersehen – und geriet so auf die Schienen, als die Barrieren sich schlossen.