Darum gehts
- Grosspudelhündin Naga ist offiziell Teil des Lehrerteams der Freien Schule Zürich
- Schulhunde in der Oberstufe sind in der Schweiz noch eine Seltenheit
- Das Pilotprojekt läuft vorerst bis Sommer 2026 an zwei Tagen pro Woche
Ein leises Schnüffeln, ein wedelnder Schwanz – und schon verändert sich die Stimmung im Klassenzimmer. Ab diesem Schuljahr gehört Grosspudelhündin Naga (5) offiziell zum Lehrerteam der Freien Schule Zürich. Die fünfjährige Pudel-Dame ist nicht einfach ein Maskottchen, sondern ein ausgebildeter Schulhund – und damit eine kleine Sensation.
Schulhunde gibt es zwar immer häufiger in der Primarschule, in der Oberstufe aber sind sie in der Schweiz noch eine Seltenheit. «Bei Jugendlichen sorgen Hunde für ein ruhigeres Lernklima, mehr Motivation und sogar bessere Konzentration», erklärt Rektor Johannes Eichrodt. Studien zeigen: Schon die blosse Anwesenheit eines Hundes senkt Stress und wirkt entspannend.
Ruhige Präsenz statt Zirkusnummern
Naga wird vor allem in der Klasse «Fokus Berufswelt» eingesetzt. Sie soll die Jugendlichen nicht mit Kunststücken beeindrucken, sondern mit ihrer ruhigen Präsenz begleiten. «Der Hund entscheidet selbst, zu wem er geht, und kann sich jederzeit auf seine festen Ruheplätze zurückziehen», sagt Klassenlehrerin Daria Pauer, die mit Naga die Schulhundeausbildung absolviert hat.
Die Vorbereitung für den Einsatz war gründlich: Naga und Pauer trainierten über Monate mit einer anerkannten Ausbildnerin. Klare Regeln definieren, wie der Umgang zwischen Hund und Schülerinnen und Schülern funktioniert. Hygienestandards werden streng eingehalten, für Kinder mit Allergien oder Angst vor Hunden gibt es individuelle Lösungen.
Ein Pilotprojekt mit Zukunft
Bevor das Projekt startete, durfte Naga schon einzelne Tage ins Schulhaus schnuppern, um ihre neue Arbeitsumgebung kennenzulernen. Offenbar mit Erfolg – schon nach wenigen Minuten legte sie sich entspannt mitten ins Klassenzimmer. «Sie strahlt eine Ruhe aus, die auch auf die Jugendlichen überspringt», sagt Pauer.
Das Pilotprojekt läuft vorerst bis Sommer 2026, an zwei Tagen pro Woche. Sollte es sich bewähren, wird Naga länger im Einsatz bleiben. Die Verantwortlichen hoffen, dass der Hund nicht nur das Lernen angenehmer macht, sondern auch soziale Kompetenzen wie Empathie und Rücksichtnahme stärkt – wichtige Fähigkeiten, die der Lehrplan 21 besonders betont.
Für die Freie Schule Zürich, die seit über 150 Jahren besteht, ist Naga mehr als ein pädagogisches Experiment. «Wir wollen neue Wege gehen, um Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf ihre Zukunft vorzubereiten», sagt Prorektorin Monika Linsi. Für die Jugendlichen dürfte Naga dabei der wohl angenehmste Schulbegleiter sein, den man sich vorstellen kann – einer, der weder Noten verteilt noch Hausaufgaben gibt, sondern einfach nur da ist.